Zusätzlich rief die Fatah in Jenin die Bevölkerung zum Generalstreik und zur Mobilmachung gegen die israelische Armee und die »Siedlermafia« auf.
Am 29. März verübte Diaa Hamarsha, ein 26-jähriger Palästinenser aus dem nahe der Stadt Jenin gelegenen Dorf Jabed in der Westbank, einen Terrorangriff in der zentralisraelischen Stadt Bnei Brak, dem fünf Menschen zum Opfer fielen. Während der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas den Angriff – auf Drängen des israelischen Verteidigungsministers Benny Gantz – verurteilte, priesen andere Fatah-Politiker und -Mitglieder Hamarsha und den von ihm verübten Anschlag.
Als die Identität des Terroristen öffentlich wurde, brachen Freudenfeiern in der Region Jenin und besonders in Hamarshas Heimatdorf Jabed aus, wie das Middle East Media Research Institute (MEMRI) in einer Analyse der Fatah-Reaktionen berichtet. Umzüge wurden abgehalten, und Anrainer verteilten zur Feier der »heroischen Tat« Süßigkeiten an Passanten.
Mahmud Abbas’ Fatah-Fraktion hielt eine Versammlung in der Nähe des Wohnhauses des Attentäters ab, bei der der Angreifer von Bnei Brak und seine Tat gepriesen wurden. Informationen der palästinensischen Zeitung Al-Quds zufolge soll Hamarsha selbst Fatah-Mitglied gewesen sein.
Der Fatah-Generalsekretär in Jenin, Atta Abu Ramila, der in einem Statement das Recht der Palästinenser beschworen hatte, »das Blut der Märtyrer zu rächen, die an der Front exekutiert wurden«, hielt eine Rede auf der Versammlung vor Hamarshas Haus. Darin ließ er den Attentäter als »Helden« hochleben, der gegen »die verfluchten Zionisten« gekämpft habe, während die Teilnehmer Slogans wie »Mit unserer Seele und unserem Blut werden wir Dich verteidigen, oh Palästina« und »Millionen Märtyrer marschieren nach Jerusalem« skandierten.
»Im Namen Allahs des Allerbarmers und Barmherzigen. Der Held, der heute zum Märtyrer wurde, tötete fünf Zionisten. Dieser Held stammt aus den Reihen der Helden und Löwen der Fatah. Diaa Hamarsha wurde heute zum Märtyrer, als er eine heldenhafte Operation durchführte, die die Zionisten um ihren Schlaf brachte. (…)
(Diaa Hamarsha) ist einer der Helden der Fatah-Bewegung. (…) Manche denken, die Fatah-Bewegung habe sich in den Ruhestand zurückgezogen, aber wenn die Fatah Angriffe durchführt, dann führt sie hochkarätige Angriffe durch. (…) Allahu akbar! [Allah ist groß!] Wie Präsident Abu Ammar [Jassir Arafat] sagte: Millionen Märtyrer marschieren nach Jerusalem.«
Drüber hinaus veröffentlichten die Fatah und ihr militärischer Arm, die Al-Aqsa Märtyrerbrigaden, Erklärungen und Plakate zur Glorifizierung des Terroristen und der von ihm verübten Morde an israelischen Zivilisten. Das Mitglied des Fatah-Revolutionsrates Jamal Hawil sagte etwa gegenüber der Zeitung Al-Maydeen:
»Die palästinensischen Operationen sind die Antwort auf den seit über siebzig Jahren anhaltenden israelischen Terror und das Schweigen der Welt. Nach dreißig Jahren Verhandlungen gibt es keinen anderen Weg, das Problem der Besatzung zu lösen als durch Konfrontation.
Unser palästinensisches Volk muss sich wieder vereinen und seine Möglichkeiten des Widerstands definieren. Die Intifada geht weiter. Wir werden fortfahren, uns gegen den zionistischen Terror zu verteidigen. Jeder Tag der Ruhe verlängert nur die Dauer des Siedlungsbaus und der Besatzung.«
Auf einem von MEMRI übersetzten Plakat der Al-Aqsa Märtyrerbrigaden heißt es unter einem Bild das Attentäters von Bnei Brak, das ihn als Kämpfer der Fatah-Brigaden porträtiert:
»Das Schwert der Brigaden, der Held, der sich selbst geopfert hat, Diaa Hamarsha. Wenn Du gesprochen hast, hast Du auch gehandelt. Wenn Du etwas versprochen hast, hast du es auch erfüllt. Wenn Du zugeschlagen hast, war Dein Schlag schmerzbringend.«
Der Militärsprecher der Al-Amoudi-Fraktion der Al-Aqsa Märtyrerbrigaden, Abu Muhammad, sagte dem libanesischen Nachrichtenkanal Al-Mayadeen, der Angriff von Bnei Brak sei eine Botschaft an den palästinensischen Sicherheitsapparat gewesen, »dass er seine Waffen gegen den israelischen Feind wenden« müsse.
»Die Selbstopferungsoperationen werden nicht stoppen und nicht nachlassen. Die Märtyrerangriffe werden so lange weitergehen, wie palästinensisches Land besetzt bleibt. Dem palästinensischen Widerstand stehen alle Optionen offen.«
Der lokale Zweig der Fatah in Jenin veröffentlichte ein Statement, in dem er dem »heldenhaften Märtyrer« schwor, seinen Weg fortzusetzen und ihm versicherte, auf dem »Weg zu seinen Hochzeiten bei ihm zu sein«. Letzteres stellt eine Anspielung auf den Glauben dar, Selbstmordattentäter würden im Paradies 72 Jungfrauen heiraten.
»Im Namen Allahs, des Allerbarmers und Barmherzigen. Glaubt niemals, dass diejenigen, die auf dem Weg Allahs getötet werden, tot sein. Im Gegenteil: Sie leben bei ihrem Herrn und erhalten Belohnung. [Koran 3:169] (…)
Er wurde von den Kugeln der verabscheuungswürdigen israelischen Besatzung in der besetzten Stadt Tel Al-Rabi’ [Tel Aviv] getötet, als er, einen Tag vor dem ruhmreichen Tag des Landes, mutig unser Volk und dessen gestohlene Rechte verteidigte.
Das ist die klare palästinensische Botschaft an die Welt, dass unser palästinensisches Volk damit fortfährt, sein Land zu verteidigen und auf seinen historischen Rechten zu beharren, die niemals erlöschen und nicht infrage gestellt werden können. Es ist auch eine Botschaft an die unterdrückerische Besatzung, dass die Palästinenser für die Verbrechen der Besatzung doppelt und dreifach Vergeltung üben werden.
Ruhe in Frieden, Du heldenhafter Märtyrer. Wir versprechen, weiterzumachen, bis wir entweder den Sieg oder das Märtyrertum erlangen. Der Sieg ist nah, so Allah will.«
Außerdem rief die Fatah in Jenin die Bevölkerung zum Generalstreik und zur Mobilmachung gegen die israelische Armee und die »Siedlermafia« auf:
»Die Arena für den Konflikt mit den Besatzern ist eröffnet und wir müssen vorbereitet sein. Wir wünschen unseren gerechten Märtyrern Ruhm und ein ewiges Leben, unseren freien Gefangenen eine schnelle Erlösung, unseren mutigen Verwundeten eine rasche Genesung und unserem heroischen palästinensischen Volk den Sieg und das Ende der Besatzung. Revolution bis zum Sieg!«
Der als religiöser Führer der Fatah in Jenin auftretende Sheikh Wael Salah teilte das Statement seiner Organisation ebenfalls und fügte ihm noch die eigenen Worte hinzu, Jenin sei »die Bombe, der Zünder, die Zündschnur« der Palästinenser:
»Jenin war und ist das Sicherheitsventil der Palästinenser und wird der Albtraum der Besatzung und der Besatzer bleiben. Wir im Religionsrat und im Führungsrat und im Religionskomitee des Fatah-Zweigs in Jenin begrüßen die beiden Operationen in Hadera und Bnei Brak und sind stolz auf die glücklichen Helden, die sie ausgeführt haben. Allahu akbar! [Allah ist groß!] Die [israelischen] Feiglinge werden keine Minute Schlaf mehr finden.«