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Die Blutgeld-Milliardäre der Hamas

Erwartet man nicht auf der Liste der Milliardäre: Hamas-Funktionäre Musa Abu Marzouk und Ismail Haniyeh
Erwartet man nicht auf der Liste der Milliardäre: Hamas-Funktionäre Musa Abu Marzouk und Ismail Haniyeh (© Imago Images / ZUMA Wire)

Bei der Planung des Massakers vom 7. Oktober scheint Hamas-Führer Yahya Sinwar scheint nicht nur den taktischen, sondern auch den logistischen und finanziellen Aspekt bedacht zu haben.

Es gibt weltweit 3.194 Milliardäre. Einige auf der Liste sind bekannt wegen der Firmen, die sie leiten, so wie Elon Musk (Tesla), Jeff Bezos (Amazon) oder Mark Zuckerberg (Facebook/Meta), einige der Namen erwecken jedoch Verwirrung, Abscheu und Wut, so wie jene der Hamas-Funktionäre Musa Abu Marzouk (2,3 Mrd. Dollar) oder Khaled Mashal (2,6 Mrd. Dollar).

Der vom US-Finanzministerium als »Specially Designated Terrorist« eingestufte hochrangige Marzouk wurde 1995 verhaftet und verbrachte zwei Jahre im Gefängnis. Im Jahr 2001, nach dem 11. September, wurde festgestellt, dass er Gelder an einige der einundzwanzig Al-Qaida-Agenten überwiesen hatte.

Khaled Mashal ist ein ehemaliger Chef der Hamas. Im Rahmen seiner Rede zum 25. Jahrestag der Hamas gelobte er im Dezember 2012 Zehntausenden Anhängern auf dem Katiba-Platz in Gaza-Stadt in der Nähe des heutigen Shifa-Krankenhauses ein Palästina »From the River to the Sea« und griff damit einen völkermörderischen Slogan, der heute auf keiner propalästinensischen Demonstration fehlen darf.

Ein weiterer Name, der sich auf der Liste der Milliardäre befindet, ist der des derzeitigen Chef des Politbüros, Ismail Haniyeh, der jetzt im Luxus in Katar lebt und sogar vier Milliarden Dollar wert sein soll. In der Vergangenheit wurde er sowohl aus Jordanien als auch aus Syrien ausgewiesen, bevor er sein nunmehriges Exil bezog.

Die Wirtschaftszeitschrift Globes berichtete, dass eine der führenden arabischen Zeitungen im Nahen Osten, Al-Awsat, sprach schon vor einem Jahrzehnt von mindestens sechshundert Millionären im Gazastreifen. Viele ihrer Villen wurden von den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) in der aktuellen Operation Swords of Iron dem Erdboden gleichgemacht.

Woher kommt das Geld?

Doch wie sind diese Terrorpaten an ihr Geld gekommen? Und wie kommt es, dass die Hamas vor unserer Nase ein solches Finanzimperium errichten konnte, das ihren Terrorismus finanziert – ein Netzwerk, das auch heute noch lebendig und gesund ist? Wie kommt es, dass die Hamas über sagenhafte finanzielle Reichtümer verfügt, obwohl sie von den USA und der Europäischen Union als terroristische Organisation eingestuft wird?

Die Gelder stammen aus mehreren Quellen: Zuwendungen arabischer Staaten wie Katar, Vermächtnisse von Verstorbenen und Mittel aus Wohltätigkeitsfonds, erklärt Moshe Elad, einer der Begründer der Sicherheitskoordination zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde, der jetzt Politikwissenschaft und Geschichte des Nahen Ostens am Western Galilee College unterrichtet. Auch die Muslimbruderschaft, deren palästinensischer Ableger die Hamas ist, organisierte Spendenaktionen, um Geld zu sammeln. Hamas-Führer Moussa Abu Marzouk, der unlängst erklärte, es sei nicht Aufgabe der Hamas, sich um die Zivilbevölkerung in Gaza zu kümmern, war laut Elad »einer der großen Spendensammler« und »ein großartiger Finanzier«.

Wie Elad erklärt, erheben hochrangige Hamas-Führer eine hohe Steuer von fünfundzwanzig Prozent plus zweitausend Dollar auf zerlegte Fahrzeuge, die durch Schmuggeltunnel von Ägypten in den Gazastreifen »importiert«werden. »Die Hamas legt den Händlern in Gaza auf alles, das gehandelt wird, Steuern auf. Kurz nach ihrer Machtübernahme im Juni 2007 übernahm die Organisation die Kontrolle über Treibstoff, Kommunikation und jeden anderen profitablen Sektor. Auch in der westlichen Gesellschaft gibt es Machenschaften und Korruption, um schnell reich zu werden, aber dort wird es raffiniert mit Geldumschlägen und komplexen Bestechungsstrukturen gemacht. Unter den Palästinensern sagen sie dir geradeheraus: Ich will reich werden.‹«

Der Löwenanteil des Geldes, rund fünfhundert Millionen Dollar jährlich, stammt aus Investitionen und Anlagen. Dabei hilft etwa das türkische Bankensystem der Hamas, die amerikanischen Sanktionen zu umgehen. »Ein boomender, nur wenig regulierter Kryptomarkt macht die Sache noch einfacher. Viele der größten Banken der Türkei wurden von Israel und Amerika beschuldigt, wissentlich das Geld der Hamas zu lagern«, erläutert Elad, der vor der Gefahr warnt, »dass sich die Finanzlage der Hamas derzeit noch verbessert. Während Israel seine Operationen in Gaza intensiviert, könnten Länder mit propalästinensischer Bevölkerung den Bankern der Hamas das Leben noch leichter machen.« So stimmten sich einige Beamte im Wirtschaftsministerium des türkischen Präsidenten Erdogan mit dem Finanzbüro der Hamas ab.

»Für Israel wäre die Aussicht, dass die Hamas trotz des Kriegs reicher wird, ein herber Misserfolg«, resümiert Elad. Mit ihrem Reichtum und ihren finanziellen Wurzeln könnte »die Hamas oder eine ähnliche Organisation wieder auferstehen und nach ihrer Zerschlagung wieder aufblühen. Während die Menschen in Gaza in eine Tragödie gestürzt wurden, ist das Geld der Hamas anderswo sicher versteckt und ihre Finanziers können Hummer essen, während sie über den Bosporus blicken.«

Die deutsche Zeitung Die Welt berichtete kürzlich über Dokumente, die das Vermögen der Hamas detailliert beschreiben. Wie informierte Kreise schilderten, umfasst ihr geheimes Portfolio zwischen dreißig und vierzig Unternehmen, die hauptsächlich im Bau- und Immobiliensektor in der Türkei, in Katar, Algerien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Sudan tätig sind. Ein Rechercheur bestätigte gegenüber Welt, dies sei »das goldene Sicherheitsnetz für die Hamas-Führung und ihre Familien. Nicht ein Cent davon ist nach Gaza geflossen.« Vielmehr habe die Hamas-Führung Dutzende von Konten bei türkischen Banken.

Der Finanzzauberer hinter den Hamas-Milliarden ist Zaher Ali Moussa Jabarin, einer der neben Yahya Sinwar über tausend Terroristen, die 2011 gegen den israelischen Soldaten Gilad Schalit ausgetauscht wurden. Jabarin lebt in der Türkei, hat einen katarischen Pass und dient als Verbindungsmann der Hamas zum Iran. Als solcher berichtete er an Saleh al-Arouri, den stellvertretenden Leiter des Hamas-Politbüros, der am 2. Januar von Israel im Libanon getötet wurde.

Neue Task-Force

In der israelischen Zeitung Haaretz schreibt David Rosenberg von einer neuen Task-Force die sich mit der Terrorismusfinanzierung beschäftigen soll, wobei er die Chancen auf Erfolg als gering einschätzt: »Es gibt genug Freunde der Hamas wie den türkischen Präsidenten Erdogan, die über die Mittel verfügen, ein hartes Durchgreifen zu untergraben. Türkische Beamte haben der Hamas freie Hand gelassen, wenn nicht sogar tatsächliche Unterstützung geleistet.«

In Zukunft könnten sich auch neue der Hamas freundlich gesinnte Domizile wie etwa Russland herauskristallisieren. »Ganz zu schweigen von den Bergen an Bargeld, die die ölreichen arabischen Länder und der Iran haben«, meint Rosenberg, der allerdings auch glaubt, dass einige Gastländer wie Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate, »es sich aktuell vielleicht noch einmal überlegen könnten, ob sie die Heimat von Hamas-Unternehmen spielen wollen«.

Wie die Hamas Israel an der Börse verkaufte

Jüngst ließ die Haaretz mit einer weiteren Schlagzeile aufhorchen: »Hat die Hamas vor dem Massaker vom 7. Oktober Millionen verdient, indem sie gegen israelische Aktien wettete?«, hieß es über einem Beitrag von Ido Baum. Laut einer am 4. Dezember veröffentlichten, wissenschaftlichen Forschungsarbeit des ehemaligen Kommissars der US-Börsenaufsichtsbehörde Robert Jackson und dem mit dem israelischen Markt vertrauten Experten für Leerverkäufe Joshua Mitts sei Tage vor dem Hamas-Angriff ein signifikanter Anstieg der Leerverkäufe bei den wichtigsten börsengehandelten Fonds israelischer Unternehmen zu verzeichnen gewesen.

Leerverkäufe sind ein Spekulationsgeschäft, bei dem Aktien ausgeliehen und zu einem hohen Preis auf Termin verkauft werden. Sobald ihr Preis fällt, werden sie zu einem möglichst niedrigen zurückgekauft und hierauf dann der Kredit zurückgezahlt; die Differenz zwischen Verkaufs- und Rückkaufpreis bleibt als Gewinn. Weiß man im Voraus, dass der Aktienkurs fallen wird, besteht kein Risiko. Im aktuellen Fall scheint es, dass Händler, die von der Hamas mit Vorabinformationen gefüttert wurden, Leerverkäufe israelischer Aktien tätigten, in der Erwartung, dass sie – aufgrund des Überfalls vom 7. Oktober – rapide fallen würden. Als dies tatsächlich eintraf, kauften sie die Aktien zurück und profitierten von der Differenz – ein Gewinn von vielen Millionen war die Folge. 

Dem Bericht zufolge geschah dies nicht zum ersten Mal: So tätigten mit der Hamas verbundene Händler schon in der Vergangenheit kurz vor einem Raketenbeschuss und den anschließenden Kämpfen Leerverkäufe israelischer Aktien. Jackson und Mitts recherchierten, dass »vor dem Überfall am 7. Oktober ein Anstieg der Leerverkäufe in Dutzenden von israelischen Unternehmen festzustellen war, die in Tel Aviv gehandelt werden. In einem Fall brachten 4,43 Millionen Aktien, die im Zeitraum 14. September bis 5. Oktober leer verkauft wurden, einen Gewinn von fast 900 Millionen Dollar.«

In seinem Artikel merkte Baum an, »Jackson und Mitts [würden] nicht behaupten, dass die Informationen von der Hamas stammen. Aber die Informationen, die sie zusammengetragen haben, deuten darauf hin. Die Hamas hatte den Angriff monatelang geplant, und ihr Führer Yahya Sinwar scheint nicht nur den taktischen, sondern auch den logistischen und finanziellen Aspekt bedacht zu haben.«

Am 5. Dezember erhielt Israels Präsident Isaac Herzog das diplomatische Beglaubigungsschreiben des neuen US-Botschafters in Israel, Jacob J. Lew, zugleich ehemaliger Finanzminister und Experte für die Sanktionierung terroristischer Organisationen. »Ich bin mit einer tiefen Wertschätzung für die Bedeutung Israels aufgewachsen und ich habe während meiner Karriere in der Regierung daran gearbeitet, die Beziehungen zwischen den USA und Israel zu vertiefen, um kritische unmittelbare Sicherheitsbedürfnisse zu erfüllen«, sagte er anlässlich seines Dienstantritts.

Es ist zu hoffen, dass Lew Israel wertvolle Weisheit und Erfahrung zur Verfügung stellen kann, um die Lebensader der Hamas aus blutgetränktem Geld zu kappen. 

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