Die Arabische Liga beliebt zu scherzen

Die Arabische Liga ist, was den Bokott Israels betrifft, nicht ganz auf dem neuesten Stand. (© imago images/Panthermedia)
Die Arabische Liga ist, was den Bokott Israels betrifft, nicht ganz auf dem neuesten Stand. (© imago images/Panthermedia)

Die Arabische Liga beglückwünscht sich allen Ernstes zu ihrem »erfolgreichen« Boykott Israels. Sie muss in den vergangenen Jahren einiges verpasst haben.

Vor einigen Tagen veröffentlichte die kuwaitische Nachrichtenagentur KUNA einen Bericht über ein Treffen in Kairo, der mit den Worten begann:

»Die Arabische Liga rief die arabischen Staaten am Sonntag dazu auf, den Boykott Israels zu reaktivieren und bezeichnete ihn als friedlichen Widerstand, um Israel zur Einhaltung internationaler Resolutionen zu zwingen.

Der stellvertretende Generalsekretär der Liga für Angelegenheiten Palästinas und der besetzten arabischen Gebiete, Saed Abu Ali, äußerte sich auf dem 95. Treffen der arabischen Boykottbüros in Kairo.

Er sagte, der internationale Boykott Israels habe sowohl in der Bevölkerung als auch auf offizieller Ebene Erfolge erzielt.«

Man reibt sich verwundert die Augen: Vor knapp zwei Jahren wurden die Abraham-Abkommen unterzeichnet, mit denen die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain die Beziehungen zu Israel normalisiert haben, kurz darauf folgten Marokko und der Sudan, der daraufhin die Boykottgesetze gegen Israel aufhob. Wann weitere arabische Staaten auch ihre Beziehungen zu Israel normalisieren, scheint nur noch eine Frage der (nicht allzu langen) Zeit zu sein. Vor nicht einmal fünf Monaten unterzeichneten Israel und die VAE ein Freihandelsabkommen.

Schon bevor all diese Schritte gesetzt wurden, war der Israel-Boykott der Arabischen Liga praktisch tot. Manche der arabischen Länder hatten ihn ohnehin nie oder nur sehr lückenhaft befolgt, andere haben ihn mit dem israelisch-palästinensischen Friedensprozess in den 1990er Jahren aufgegeben, und selbst die wenigen, die ihn offiziell noch hochhalten, wie der Libanon, unterhalten in Wahrheit selbstverständlich schon lange vielfältige wirtschaftliche und sonstige Kontakte mit dem jüdischen Staat.

Was hat also die Versammlung der Vertreter der nationalen Boykottbüros in Kairo dazu gebracht, einen so absurden Beschluss zu fassen und ein Embargo für dessen Erfolg zu feiern, das es längst nicht mehr gibt?

Einen Hinweis darauf hat der Blog Elder of Ziyon ausgegraben: Offenbar hat man sich in Kairo gar nicht die Mühe gemacht, eine neue Stellungnahme zu verfassen, sondern sich einfach per Copy & Paste an einer wortidenten Pressemeldung vom Oktober 2017 bedient.

Der Inhalt hatte zwar schon damals kaum etwas mit der Realität zu tun, aber wenigstens gab es da die Abraham-Abkommen noch nicht – heute ist die Selbstgratulation für einen »erfolgreichen« Boykott, in dessen Dauer von fast acht Jahrzehnten Israel eine beachtliche Erfolgsgeschichte durchlebt hat, nur noch hochgradig lächerlich.

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