Pakistan betrachtet Kaschmir und Gaza (sowie Israel) als islamische Gebiete, da sie in der Vergangenheit durch muslimische Truppen erobert wurden.
Uzay Bulut
Die Unterstützung Pakistans für die Hamas geschieht nach wie vor völlig öffentlich, wie die jüngsten Aktivitäten zeigen. Auf dem arabisch-islamischen Gipfeltreffen im katarischen Doha am 15. September forderte der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif »die Schaffung einer arabisch-islamischen Taskforce, um wirksame Maßnahmen gegen die expansionistischen Pläne Israels zu ergreifen. Wir bekräftigen die Forderung der OIC [Organisation für Islamische Zusammenarbeit], Israels Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen auszusetzen.« Die Mitgliedsstaaten sollten aktiv die Umsetzung weiterer geeigneter Maßnahmen gegen Israel in Betracht ziehen.
Kein Geheimnis
Am 5. August traf sich Basem Naim, ein hochrangiger Hamas-Sprecher, mit dem pakistanischen Botschafter in Katar, Muhammad Aamer. Bei dem Treffen sollen sie darin übereingestimmt haben, die Probleme »Palästina« und Kaschmir seien Teil desselben Kampfes. Die Ansicht Aamers steht dabei in direktem Einklang mit der islamischen Sichtweise auf Geschichte und Geografie. Pakistan betrachtet Kaschmir und den Gazastreifen (sowie Israel) als Teil des Dar al-Islam, als islamische Gebiete; eine Sichtweise, die seit der Invasion und Eroberung dieser Gebiete durch muslimische Truppen aufrecht erhalten bleibt.
Heute ist ein Teil Kaschmirs von Pakistan besetzt, und seine wurde von den dort beheimateten Hindus gesäubert und islamisiert. Dabei ist Kaschmir seit Jahrtausenden Teil der Kultur und des Erbes Indiens. Wiederholte muslimische Einfälle im Laufe der Jahrhunderte sowie die ethnische Säuberung der hinduistischen Kaschmir-Gemeinschaft aus ihren angestammten Heimatorten zwischen 1989 und 1991 durch von Pakistan unterstützte Dschihadisten haben jedoch das demografische Gleichgewicht Kaschmirs verändert, indem sie es weitgehend islamisiert haben.
Während der Teilung Indiens orchestrierte Pakistan 1947 eine Invasion Kaschmirs, um es zum Beitritt zu Pakistan zu zwingen. Seitdem besetzt das pakistanische Militär einen Teil des ehemaligen Fürstentums Jammu und Kaschmir (Gilgit-Baltistan und das von Pakistan besetzte Kaschmir, das von Pakistan als Azad Kaschmir – freies Kaschmir – bezeichnet wird). Der verbleibende Teil Kaschmirs gehört zu Indien (seit 2019 wird er offiziell als Unionsterritorium Jammu und Kaschmir bezeichnet). Hätte Pakistan das Teilungsabkommen respektiert, das es dem Fürstenstaat Jammu und Kaschmir erlaubt hätte, Teil der neu gegründeten Republik Indien zu werden, würde heute ganz Kaschmir zu Indien gehören.
Nach Ansicht der Muslime bleibt jedoch jedes Land, das einst von Muslimen bewohnt und kontrolliert wurde, auf ewig muslimisches Territorium. Wenn Nicht-Muslime seitdem die Souveränität über diese Länder erlangt haben, gelten sie als Besatzer und Unterdrücker. Nach dieser Logik müssen diese Orte dann von den Nicht-Muslimen befreit werden, und daher glauben Muslime, dass es so etwas wie eine islamische Besatzung nicht gebe. Die islamische Lehre bekräftigt, dass Muslime niemals Besatzer, sondern nur Befreier seien, da der Islam eine befreiende Religion darstelle.
So sehen gläubige Muslime die Welt – vom sogenannten Palästina über Kaschmir bis hin zu Andalusien (dem vom Islam beherrschten Spanien vor der »Reconquista«) und den ehemaligen osmanisch besetzten Gebieten in Europa und anderswo.
Offene Unterstützung
Im Einklang mit dieser Ideologie bekundet Pakistan weiterhin offen seine Unterstützung für die Hamas und spielt immer wieder den Gastgeber für deren Anführer mit dem Ziel, der Terrorganisation bei der Verwirklichung ihres erklärten Ziels, Israel zu vernichten, Hilfe zu leisten.
Im Januar 2024 besuchte der Hamas-Führer Naji Zaheer den Karachi Presseclub in Pakistan. Dort diktierte er den Medien absurd falsche Angaben zur Zahl der Todesopfer im Gazakrieg mit und rief zu weiteren Anti-Israel-Protesten auf. »In über hundert Tagen wurden etwa 160.000 Palästinenser getötet, darunter 12.000 Kinder«, behauptete er fälschlicherweise. »Ein weiterer Schaden, der durch diesen Krieg verursacht wurde, ist der Schaden für die israelische Wirtschaft«, sagte er und fügte hinzu, dass der Stellvertreterkrieg der Muslime gegen Israel in Form von Protesten fortgesetzt werden sollte, da solche Aktionen »die Moral stärken und Beachtung finden«.
Währenddessen forderte der pakistanische Großmufti Taqi Usmani im Januar 2024 die Muslime auf, Gaza und die Mudschaheddin (Dschihadisten) der Hamas zu unterstützen, indem sie ihre Ersparnisse, die sonst für die Umrah, die muslimische Pilgerreise nach Mekka, verwendet würden, spenden. »Meiner Meinung nach sollten Menschen, welche die Umrah durchführen möchten, das Geld stattdessen für den andauernden Dschihad in Palästina spenden, um eine größere Belohnung zu erhalten«, sagte er auf der Hurmat-e-Aqsa-Konferenz.
Usmani bezeichnete den Krieg im Gazastreifen als »Dschihad der Hamas gegen Israel« und sagte: »Es geht hier nicht um Land, das von Nicht-Muslimen besetzt ist, sondern um die Bedeutung, die Bayt al-Maqdis [Al-Aqsa-Moschee] für die Muslime hat. Es ist die Pflicht der Muslime, den Ort unserer ersten Qibla [Gebetsrichtung] von der Besetzung durch die Juden zu befreien.«
Usmani versäumte es geflissentlich zu erwähnen, dass die Al-Aqsa-Moschee auf der heiligsten Stätte des Judentums, dem Tempelberg, erbaut wurde, wo einst die beiden jüdischen Tempel standen. Der erste wurde von König Salomon erbaut und 957 v. Chr. fertiggestellt, der zweite 516 v. Chr. errichtet. Die Al-Aqsa-Moschee entstand erst viel später, ab dem 7. Jahrhundert n. Chr., nach der islamischen Invasion und Eroberung Jerusalems.
Im April 2024 forderte Usmani einen vollständigen Boykott Israels und seiner Unterstützer und erklärte den »Dschihad zu einer Pflicht für alle muslimischen Regierungen« gegen Israel.
Konferenzen mit Hamas
Am 5. Februar nahm Hamas-Führer Khalid al-Qadoumi, der der Vertreter der Terrororganisation im Iran ist, an einer Tagung mit dem Titel Kashmir Solidarity and Hamas Operation »Al-Aqsa Flood« Conference in Rawalakot im pakistanisch besetzten Kaschmir teil. Die Veranstaltung fiel mit dem sogenannten Kaschmir-Solidaritätstag Pakistans zusammen. Während der Veranstaltung teilte sich al-Qadoumi die Bühne mit Führern anderer Terrororganisationen, die auf der Liste der Vereinten Nationen stehen, wie Jaish-e-Mohammed und Lashkar-e-Taiba. Die Redner gelobten, »eng mit der Hamas für die Sache des Dschihads in Palästina und Kaschmir zusammenzuarbeiten«.
Qadoumi hielt auch ein separates Treffen mit Maulana Fazl ur Rehman, dem Vorsitzenden der islamisch-fundamentalistischen Partei Jamiat Ulema-e-Islam, ab. Dazu berichtete India Today: »Diese Entwicklung offenbart Pakistans Rolle als Förderer terroristischer Aktivitäten. Sowohl Jaish-e-Mohammed als auch Lashkar-e-Taiba haben mehrere Anschläge auf indischem Boden verübt, darunter den Anschlag auf das Parlament 2001, die Anschläge von Mumbai 2008 und den Bombenanschlag von Pulwama 2019.«
Die Teilnahme der Hamas an der Konferenz war kein Einzelfall, da Vertreter der Hamas in den letzten Jahren wiederholt Pakistan besucht hatten, insbesondere nach dem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023. Im Januar 2024 wurde Qaddoumi beispielsweise sogar eingeladen, vor dem pakistanischen Parlament zu sprechen.
Die offizielle Strategie Pakistans, islamische Kräfte gegen Israel aufzubauen, sowie die jüngsten Treffen der Hamas mit pakistanischen Beamten und von Pakistan unterstützten Terrororganisationen und ihre Teilnahme an Konferenzen in Pakistan deuten auf eine Ausweitung des Einflusses der Hamas und wachsende Verbindungen zu Pakistan hin. Dies zeigt auch die aktive Beteiligung Pakistans an globalen Terrororganisationen, womit das Land Unruhe in der gesamten Region schüren möchte.
Uzay Bulut ist türkische Journalistin, die früher in Ankara tätig war. Sie ist leitende Forscherin der African Jewish Alliance. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)






