„‚Entschuldigen Sie, aber ich kann den vereinbarten Gesprächstermin nicht einhalten‘, sagt Petra K. (Name und Identität geändert) am Telefon. Leise fügt sie hinzu: ‚Wir hatten eine sehr schwere Nacht.‘ Etwas später hat sie sich beruhigt und möchte reden, weil ihr so viel auf der Seele liegt. Und weil sie glaubt, dass es anderen Angehörigen von Opfern des Berliner Terroranschlags ähnlich geht. ‚Ich finde die mangelnde Beachtung vonseiten des Staates traurig und unwürdig‘, sagt Petra K.: ‚Der Bundestag war nicht mal zur Unterbrechung der Weihnachtspause für eine Schweigeminute bereit. Und Politiker erklären ständig, dass man jetzt schnell zur Normalität übergehen sollte. Aber für uns wird es eine solche Normalität nie wieder geben.‘ (…)
Inzwischen ist aber auch ihr Befremden immer mehr gewachsen. ‚Überall auf der Welt – in Frankreich, Israel oder der Türkei – wird um die Opfer von Terroranschlägen auch von staatlicher Seite aus getrauert‘, sagt sie: ‚Der Lkw-Fahrer ist in Polen mit großer Anteilnahme beigesetzt worden. Hier gab es einen Gedenkgottesdienst am Tag nach der Tat. Aber da hatten viele Angehörige ganz andere Sorgen. Soll es das wirklich gewesen sein?‘ (…) Doch während die Opfer aus Italien, Polen und Israel öffentlich und auch von den jeweiligen Regierungsvertretern betrauert und damit geehrt werden, bleiben die deutschen Betroffenen bislang weitgehend unbekannt. Es gibt keine Auskünfte über sie, aber auch keine Bilder, etwa von Besuchen des Regierenden Bürgermeisters oder der Bundeskanzlerin bei Verletzten im Krankenhaus. Es gibt offenbar auch keine Pläne für eine Gedenkveranstaltung oder auch nur eine Schweigeminute wie zu anderen Anlässen.“ (Bericht im Tagesspiegel: „Angehörige vermissen staatliche Trauerkultur“)