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Deutsch-türkische Freundschaften

Von Thomas von der Osten-Sacken

An den Todestag des Gründers der Grauen Wölfe und der ultranationalistischen türkischen MHP-Partei, Alparslan Türkeş, erinnert ausgerechnet der wohl erfolgreiche Bürgermeisterkandidat der Opposition in Istanbul, Ekrem İmamoğlu, dem es gelungen zu sein scheint, die AKP in der türkischen Metropole zu besiegen. Türkes sei, ließ er auf Twitter verlautbaren, „ein wichtiger Politiker im politischen Leben der Türkei gewesen“. Und dies, obwohl die MHP gemeinsam mit der AKP, der Partei des türkischen Präsidenten in einem Walbündnis antrat. Über Türkeş wiederum ist zu erfahren:

„In der Zeit von 1930 bis 1945 propagierte er den Panturkismus, zusammen mit den Dış Türkler, einer Gruppe türkischer Flüchtlinge aus Turkestan. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er die rechtsextreme Partei der Nationalistischen Bewegung, die bis heute besteht. Deren Ziel war es, die Türkvölker zu vereinigen, um unabhängig von Europa und den USA zu werden. Ihm wurde vorgeworfen, faschistische Politik betrieben und den Nationalsozialismus in Deutschland als Vorbild genommen zu haben. So zitierte Türkes bei seinen Reden auch aus dem Buch von Adolf Hitler ‚Mein Kampf‘. Während des 2. Weltkriegs war er die Kontaktperson der Regierung Hitlers in der Türkei. In Deutschland wurde Türkeş durch sein Treffen mit dem CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß und dem Türkei-Experten des BND und CDU-Stadtverordneten Hans-Eckhardt Kannapin bekannt, die ihm dabei halfen 1978 in Frankfurt am Main die Auslandsabteilung der MHP, die Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland, zu gründen.“

Erst der Mann Hitlers, dann protegiert von Franz-Josef Stauß. Wenn das keine Kontinuitäten sind. Aber damals, Ende der 70er Jahre waren die Grauen Wölfe immerhin verlässliche Verbündete im Kampf gegen Kommunisten und andere Linke. Kaum in Deutschland zugelassen, beginnen sie schon ihre Mission zu erfüllen:

„Berlin-Kreuzberg, 1980: Türkische Ultranationalisten haben gerade eine Gruppe Kommunisten beim Verteilen von Flugblättern überfallen. Sie haben Messer dabei. Der 36-jährige Lehrer und Gewerkschaftler Celalettin Kesim gerät zwischen die Fronten. Er verblutet. Am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg mahnt heute ein Gedenkstein an den 5. Januar 1980.“

Aber zu dieser Zeit galten schließlich auch Islamisten in Afghanistan als gute Verbündete im Kampf gegen die Sowjetunion. Dass sich Nationalisten und Islamisten auch sonst gut verstanden haben, demonstrierten Türkeş und Erdogans Lehrer und Vorbild Necmettin Erbakan schon Anfang der 90er Jahre, als sie ein Wahlbündnis eingingen. Insofern hat auch Ekrem İmamoğlu Recht, wenn er Türkes eine wichtigen Politiker nennt. Leider kann man ihm da nicht widersprechen.

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