„Im Mai und Juni 2018 befragte die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) 16.395 Juden aus 12 europäischen Ländern, darunter auch über 1000 aus Deutschland. (…) 89 Prozent der Befragten – in Europa und Deutschland – sehen den Judenhass in den letzten fünf Jahren im Aufwind. Am häufigsten konstatierten dies Juden in Frankreich (93 Prozent), am seltensten Juden in Ungarn (71 Prozent). (…) Erschreckend: In keinem Land haben so viele Juden antisemitische Belästigungen erlebt wie in Deutschland. 41 Prozent gaben an, im vergangenen Jahr eine antisemitische Erfahrung gemacht zu haben, 52 Prozent in den vergangenen fünf Jahren – beides weit über dem EU-Schnitt (28 Prozent und 39 Prozent). (…)
Die Ergebnisse der neuen EU-Umfrage widersprechen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). 2017 erfasste die PKS 1.504 antisemitische Straftaten und ordnete 94 Prozent dem rechten Spektrum zu. Nur fünf Prozent der Taten sollen einen muslimischen Hintergrund haben. Die Umfrage liefert ein komplett anderes Bild: 41 Prozent der befragten Juden in Deutschland gaben an, dass die Täter einen muslimischen Hintergrund hatten. Andere politische Tätergruppen wurden deutlich seltener genannt – Rechte mit 20 Prozent und Linke mit 16 Prozent. (…) Schon lange gibt es Kritik an [der] Zuordnung antisemitischer Straftaten zu politischen Motiven. Auch Antisemitismus-Beauftragter Felix Klein äußert Zweifel: ‚Nach der Polizeilichen Kriminalstatistik werden etwa 5 Prozent der antisemitischen Straftaten von Muslimen begangen. Wir müssen dieser großen Abweichung zu den Angaben von Juden zu antisemitischen Erfahrungen nachgehen!‘“ (Filipp Piatov / Hans-Jörg Vehlewald: „‚No-go-Areas‘ für Juden in Deutschland“)