Der Bürgerkrieg im Sudan wird nicht nur durch interne Machtkämpfe, sondern vor allem durch das Eingreifen externer Akteure befeuert.
Seit eineinhalb Jahren kämpfen die Sudanesischen Streitkräfte (SAF) und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) in einem blutigen Bürgerkrieg um die Macht im Staat, der in Instabilität und Gewalt versunken ist. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung wurde vertrieben, laut UNO leiden mehr als 25 Millionen Menschen unter akutem Hunger. Die von den USA unterstützten Friedensgespräche sind ins Stocken geraten. Bei der letzten Runde in Genf im August fehlte es nach wie vor am politischen Willen für eine umfassende Einstellung der Feindseligkeiten.
Waffen aus Serbien und den VAE
Um einen Krieg dieser Länge zu führen, braucht es einen ständigen Zustrom an Waffen und Munition, der insofern gewährleistet ist, als im Sudan eine Handvoll ausländischer Akteure ihre regionalen und globalen Interessen durchsetzen wollen.
So liefern laut Washington Post die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) heimlich Munition und Drohnen in das Land. Beschriftungen auf Munitionskisten deuteten darauf hin, dass diese in Serbien hergestellt, an die Streitkräfte der VAE geschickt und von dort aus per Flugzeug in den Sudan geschafft und den RSF übergeben wurden.
Bereits im September letzten Jahres berichtete die New York Times, dass die Vereinigten Arabischen Emirate die RSF unterstützen. Demnach würden laut Satellitenbildern seit Juni 2023 fast täglich Frachtflugzeuge aus den Emiraten auf einem abgelegenen Luftwaffenstützpunkt im Nachbarland Tschad landen. Unter dem Deckmantel der Flüchtlingshilfe würden die VAE von dort aus verdeckte Operationen durchführen, Waffen und Drohnen in den Sudan liefern, verletzte RSF-Kämpfer behandeln und die schwersten Fälle in eines ihrer Militärkrankenhäuser bringen.
Kurioses Detail: Als Mitglied einer diplomatischen Gruppe, der auch die USA, Großbritannien und Saudi-Arabien angehören, versuchen die VAE offiziell ein Ende des Konflikts auf dem Verhandlungsweg zu erreichen. Gleichzeitig heizen sie aber mit ihren eigenen Waffen den Bürgerkrieg weiter an.
Zugang zum Roten Meer
Der Sudan ist nicht der einzige afrikanische Staat, in dem die Emirate aktiv sind, um ihre Interessen zu wahren. Sie haben Geschäftsverträge im Wert von mehreren Milliarden Dollar für die Erschließung von Minen in der Demokratischen Republik Kongo und für die Kontrolle von Häfen in Tansania, Somalia und Sudan unterzeichnet. Wie auch andere Golfstaaten sehen die Emirate in den weitläufigen Ackerflächen des Sudans eine potenzielle Nahrungsquelle für ihre wachsende Bevölkerung.
Für die VAE und andere Staaten ist der Sudan aber auch von Interesse, weil entlang seiner Küsten strategisch wichtige Schifffahrtswege im Roten Meer verlaufen, über die etwa zwölf Prozent des weltweiten Schiffsverkehrs abgewickelt werden. »Das Horn von Afrika ist zu einem Schauplatz konkurrierender Interessen der Golfstaaten geworden, die lokale Stellvertreter finanzieren und mit Waffen ausstatten«, zitierte die Washington Post Alexander Rondos, einen leitenden Berater des Africa Center am U.S. Institute of Peace: »Wer den Sudan kontrolliert, kontrolliert auch das Rote Meer.«
Militärhilfe aus Russland
Aber auch die Sudanesischen Streitkräfte (SAF) werden mit Waffen aus dem Ausland versorgt. War zunächst Ägypten ein verlässlicher Partner, kühlte die Unterstützung durch Kairo ab, nachdem die VAE zugesagt hatten, 35 Milliarden Dollar in Ägypten zu investieren, woraufhin sich das sudanesische Militär an den Iran und an Russland wandte.
Russland, das zunächst mithilfe der Wagner-Gruppe die RSF unterstützte, plant schon seit Längerem die Errichtung einer Militärbasis im Sudan am Roten Meer. Im Mai vereinbarten SAF und Moskau, einen russischen Marinestützpunkt in der Nähe von Port Sudan einzurichten. Laut einer Studie des Institute for the Study of War (ISW) versprach Moskau den SAF im Gegenzug unbegrenzte Militärhilfe.
Laut ISW-Analysten sei dieser Stützpunkt eine logische Fortsetzung der russischen Militäraktionen auf dem afrikanischen Kontinent. Aufgrund der Beteiligung Russlands am syrischen Bürgerkrieg auf der Seite von Präsident Bashar al-Assad kontrolliert Moskau den syrischen Marinestützpunkt in Tartus. Von dort aus schickt der Kreml logistische Lieferungen nach Afrika, insbesondere nach Libyen, wo Moskau Berichten zufolge ebenfalls Interesse zeigen soll, einen Marinestützpunkt einzurichten. Der Sudan sei daher ein weiteres Puzzlestück in der russischen Afrika-Strategie.
Externe Akteure
Um sich den Nachschub an Waffen zu sichern, normalisierten die SAF ihre Beziehungen zu Teheran im Oktober, acht Jahre nachdem der Sudan diese abgebrochen hatte. Laut Washington Post wurden zwischen Dezember letzten Jahres und Juli 2024 insgesamt sieben Flüge zwischen den beiden Staaten registriert. Zumindest vier davon seien von einem Flugfeld der iranischen Luftwaffe bei Teheran gestartet, was den Verdacht von Waffenlieferungen nahelegt.
Während sudanesische Militärs öffentlich bestritten, Drohnen aus dem Iran erhalten zu haben, bestätigte ein sudanesischer Sicherheitsbeamter deren Lieferung. Laut dem Beamten wollte der Iran im Gegenzug die Genehmigung zum Bau eines Marinestützpunkts am Roten Meer, das sudanesische Militär habe aber Direktzahlungen vorgenommen.
Die komplexen geopolitischen Verstrickungen, die den Bürgerkrieg im Sudan anheizen, verdeutlichen, dass der Konflikt weit über die Landesgrenzen hinausreicht. Externe Akteure wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Russland und der Iran nutzen den Sudan als strategischen Schauplatz, um ihre eigenen regionalen und globalen Interessen durchzusetzen.
Die Aussicht auf eine nachhaltige Lösung bleibt düster, solange mächtige Staaten ihre Stellvertreterkriege in der Region fortführen und damit nicht nur den Konflikt, sondern auch das Leid der sudanesischen Bevölkerung verlängern.