Der Standard weigert sich, Terror gegen Juden beim Namen zu nennen (II)

Von Florian Markl

Der Standard berichtet in einer Kurzmeldung über einen Terrorangriff, der sich gestern in Jerusalem abgespielt hat – und bleibt seiner Form treu: Geradezu peinlich ist er um Formulierungen bemüht, aus denen die Identitäten der Opfer sowie der mutmaßlichen Täter nicht hervorgehen. Erneut verschweigt er somit den einfachen Kern der Geschichte: dass vermutlich palästinensische Attentäter ein weiteres Mal versuchten, Juden zu töten.

Die vollständige Nachricht im heutigen Standard lautete folgendermaßen:

Verletzte bei erneutem Messerattentat in Israel - Standard - 11Mai16

Wer wissen will, wer die „zwei älteren Frauen“ sind, die zum Opfer des Angriffs wurden, und was genau bei der Attacke geschah, ist auf andere Informationsquellen angewiesen. Aus der Jerusalem Post ist zu erfahren, dass es sich um zwei jüdische Frauen handelt. Eine 86-Jährige befindet sich auf der Intensivstation, nachdem ihr drei Mal in den Rücken gestochen wurde, eine 82-Jährige, auf die ebenfalls mehrfach eingestochen wurde, befindet sich auf der Station für Herzchirurgie. Diese Informationen gab das Krankenhaus bereits kurz nach der Einlieferung der beiden Damen heraus. Wie die Times of Israel berichtet, war eines der beiden Opfer eine Holocaust-Überlebende. Auch der Standard hätte wissen können, dass der Angriff zwei jüdischen Frauen galt, entschied sich aber, dies seinen Lesern zu verschweigen.

Und was ist über die „zwei maskierten Männer“ bekannt, die für das Attentat verantwortlich waren und nach denen mit „zahlreichen Straßensperren“ gefahndet wurde?

Auch wenn deren Identität noch nicht bekannt ist – zwei vorübergehend festgenommene Verdächtige wurden mittlerweile wieder freigelassen –, so gab es doch einen deutlichen Hinweis: Laut dem Polizeisprecher Micky Rosenfeld flohen die beiden Täter nach dem erfolgten Angriff in Richtung des vorwiegend von Arabern bewohnten Stadtviertels Jabel Mukaber; dort wurden auch die Straßensperren errichtet, die der Standard ohne nähere Ortsangabe erwähnte.

Aus diesem Teil Jerusalems stammten mehrere der zahlreichen palästinensischen Attentäter, die sich seit dem vergangenen Herbst an einer Terrorwelle gegen jüdische Israelis beteiligten. So etwa auch jene beiden Palästinenser, die am 13. Oktober 2015 in einem israelischen Bus das Feuer auf die Passagiere eröffneten und mit Messern auf sie einstachen. Vier Menschen wurden bei diesem Anschlag ermordet.

Wie die Jerusalem Post berichtet, hatte die Polizei infolge der von Jabel Mukaber ausgegangenen Terrorakte und um einen angrenzenden vorwiegend jüdischen Wohnbezirk zu schützen zeitweilig eine Betonmauer und einen Checkpoint errichtet, die aber nach Protesten von Menschenrechtsgruppen bald wieder entfernt wurden. Das ermöglichte es den Attentätern von gestern, an ihre wehrlosen Opfer zu gelangen.

All das verschweigt der Standard seinen Lesern. Zum wiederholten Male bleibt die jüdische Identität der beiden Opfer ebenso unerwähnt wie die höchstwahrscheinlich palästinensische Identität der beiden Angreifer. Erneut weigert sich der Standard somit, Terror gegen Juden beim Namen zu nennen.

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