„Wesentlich weniger Aufmerksamkeit wurde aber bislang ihrer Präsenz in Venezuela gewidmet, obwohl das Verhältnis zwischen Hisbollah, Teheran und Caracas ein Paradebeispiel für die Verflechtung von Kriminalität, Terror, und staatliche Unterstützung darstellt. Die Präsenz der Hisbollah in Venezuela datiert mindestens 20 Jahre zurück. Bereits in den 1990er Jahren hatte Hisbollah Berichten zufolge Zellen etabliert, die sich hauptsächlich auf die Margarita Insel konzentrierten, eine Freihandelszone vor der Küste, auf der ungefähr 12.000 Araber leben, darunter Shi’iten aus dem Libanon. Insbesondere aber der Wahlsieg von Mahmud Ahmadinejad in 2005 und die darauffolgende Stärkung der Beziehungen zwischen Iran und Südamerika waren eine ‚Spielwende‘ für die Aktivitäten von Hisbollah und den Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) in der Region. Tatsächlich erhöhte der Iran die Anzahl seiner südamerikanischen Botschaften nach Ahmadinejads Wahlsieg von fünf zu zwölf und gründete zudem 17 ‚Kulturzentren‘. Der verstorbene Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, verfolgte nach der Wahl Ahmadinejads eine aggressive Politik der Annäherung an den Iran und bezeichnete dessen Präsidenten während eines offiziellen Besuchs in Caracas in 2007 als ‚einen der großen Kämpfer für Frieden‘. Zudem sprach Chávez während dem Zweiten Libanonkrieg offen seine Unterstützung für die Hisbollah aus. … Nach dem Tode von Präsident Hugo Chávez stellte sich die Frage, wie sich sein Ableben auf die Beziehungen zwischen Venezuela auf der einen Seite und Hisbollah und Teheran auf der anderen auswirken würde. Bislang hat sich kein Wandel abgezeichnet und Chávez‘ Nachfolger Nicholas Máduro scheint entschlossen, die anti-westlichen Allianzen seines Vorgängers mit befreundeten Staaten als auch nicht-staatlichen Akteuren fortzuführen. Im Gegenzug dürfte ihm die Unterstützung durch die Hisbollah weiterhin gewiss sein. So verkündete etwa Hisbollah-Mann Ghazi Nasreddine seine Unterstützung für Maduro, als dieser im Frühjahr 2014 brutal gegen Demonstrationen der venezolanischen Opposition vorging.“ (Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Audiatur-Stiftung Michel Wyss: Kriminalität und Terrorismus: Die Hisbollah in Venezuela)