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Der sowjetische Geist in Gaza: Wie die Propaganda des Kalten Kriegs eine globale Erzählung schuf

Als Antizionimus auftretender Antisemitismus in der Sowjetunion
Antisemitismus in der Sowjetunion: "Zionismus ist die Waffe des Imperialismus" (Quelle: Facebook)

Was heute als instinktive Empörung gegenüber Israel erscheint, ist in Wirklichkeit das Erbe einer systematischen Kampagne der ehemaligen Sowjetunion, welche Israel in der Rolle des ewigen Unterdrückers festschreibt.

Jan Kapusnak

Im Oktober 2023, als Israelis noch versuchten, das Ausmaß des Massakers durch die Hamas zu verarbeiten, füllten Zehntausende Demonstranten die Straßen von London, Paris, New York und Berlin. Sie schwenkten palästinensische Flaggen, skandierten »Israel ist Apartheid« und »Zionismus ist Rassismus« und hielten Schilder hoch, auf denen der Davidstern mit Nazi-Symbolen gleichgesetzt wurde. Für viele Israelis waren Geschwindigkeit und Intensität dieser Kundgebungen schockierend. Wie konnte der Massenmord so schnell zu einem sich moralisch gebenden Aufruf gegen den jüdischen Staat führen?

Die Antwort findet sich nicht in Gaza-Stadt oder Ramallah, sondern in Moskau. Viele der Parolen und moralisch daherkommenden Rahmenwerke, die heutige Proteste antreiben, sind nicht spontan entstanden. Es handelt sich um jahrzehntealte sowjetische Propaganda, sorgfältig gestaltet, um die globale Wahrnehmung zu formen.

Palästinensische Araber wurden als heroische Außenseiter und der palästinensische Terror als »Widerstandsbewegung« gegen einen mächtigen israelischen »Unterdrücker« dargestellt. Diese Erzählung, entworfen, um instinktive Sympathie hervorzurufen, entstand während des Kalten Kriegs, lange bevor der Gazastreifen oder das Westjordanland zu Brennpunkten wurden.

Die Sowjets entwickelten ein dauerhaftes narratives Arsenal: Eine Sprache moralischer Absolutismen, die den Antizionismus nicht nur als politisch gerechtfertigt, sondern als sittliches Gebot darstellte. Indem sie Palästinenser als heldenhafte Opfer unter Belagerung und Israel als grundsätzlich bösartig porträtierten, schufen sie eine Geschichte, die weit über den Nahen Osten hinaus widerhallte und auch die westliche Wahrnehmung prägte. Was heute als instinktive Empörung erscheint, ist in Wirklichkeit das bleibende Erbe einer systematischen Kampagne, welche die Geschichte verzerrt und Israel in der Rolle des ewigen Unterdrückers festschreibt.

Zionismus vor den Verzerrungen

Der Zionismus entstand als nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volks – eines historisch verfolgten Volks, das seine Souveränität im angestammten Heimatland zurückgewinnen wollte. Theodor Herzl, oft als Vater des modernen politischen Zionismus bezeichnet, sah ein sicheres Heimatland für die in Europa bedrohten Juden. Er kombinierte praktische Strategie mit visionärem Denken und setzte sich für die internationale Anerkennung und organisierte Diplomatie zur Selbstbestimmung des jüdischen Volks ein.

Herzls Ziel war nicht nur Sicherheit, sondern auch die moralische und historische Wiederherstellung eines Volks, dem beides verweigert wurde – eine Legitimität, die später durch sowjetische Propaganda angegriffen wurde.

Die internationale Anerkennung des Zionismus erfolgte schrittweise. Großbritannien sprach sich 1917 für ein »nationales Heim für das jüdische Volk« aus, gefolgt vom Völkerbundmandat für Palästina im Jahr 1922. Jahrzehnte später empfahl die UN-Teilungsresolution von 1947 die Schaffung eines jüdischen Staates. Trotz arabischer Opposition verschafften diese Meilensteine dem Zionismus globale Legitimität und eine rechtliche Grundlage für Souveränität.

Der Holocaust machte den Zionismus dringlicher. Er wurde als Kampf gegen Unterdrückung und Vernichtung gesehen und fand Unterstützung auch bei vielen auf der Seite der politischen Linken. Israel wurde sowohl Staat als auch Symbol historischer und moralischer Gerechtigkeit.

Für eine kurze Zeit unterhielt Israel auch positive Beziehungen zur Sowjetunion. Moskau unterstützte zunächst die Gründung Israels in der Hoffnung, es könnte dem sozialistischen Block beitreten und den britischen Einfluss in der Region schwächen.

Doch die geopolitische Realität änderte sich schnell. Israels Zusammenarbeit mit Großbritannien und Frankreich während der Suez-Krise 1956 zerstörte Moskaus Pläne eines sozialistischen Verbündeten. Die bereits unter Stalin geschürte Feindseligkeit der Sowjets eskalierte und stellte den Zionismus als globale Bedrohung dar.

Nach dem Sechs-Tage-Krieg im Jahr 1967, einem kurzen, präventiven Konflikt, in dem Israel zuerst gegen Ägypten, Jordanien und Syrien vorging und rasch den Sinai, Gaza, das Westjordanland und die Golanhöhen eroberte, wurde der Zionismus in der sowjetischen Propaganda als expansionistisch, kolonial und als Erweiterung des westlichen Imperialismus dargestellt.

Die schnelle und entscheidende Niederlage der von der Sowjetunion unterstützten arabischen Streitkräfte im Sechs-Tage-Krieg erschütterte Moskaus Selbstvertrauen zutiefst. Gleichzeitig forderten sowjetische Juden das Recht auf Auswanderung, während jüdische Gemeinden weltweit sie dabei unterstützten. Für den Kreml erschien der Zionismus nun als globale Bedrohung. In der fiebrigen Vorstellung von KGB-Chef Yuri Andropov war er keine bloße nationalistische Bewegung, sondern eine weltweite anti-sowjetische, anti-sozialistische Verschwörung, die nur durch eine sorgfältig orchestrierte globale Propagandakampagne bekämpft werden konnte.

Die »große Lüge«

Es sei darauf hingewiesen, dass die Sowjetunion nicht das erste Herrschaftssystem war, das Israel als Bösewicht darstellte. Von seiner Gründung an beschrieben arabische Staaten den jüdischen Staat als fremdes koloniales Implantat. Auch die sowjetische Feindseligkeit gegenüber dem Zionismus entstand nicht plötzlich nach 1967; antizionistische Stimmung war von den frühesten Tagen der bolschewistischen Ideologie an verankert. Was sich in jenem Jahr änderte, waren Intensität und Dringlichkeit.

Um Israel zu delegitimieren, griffen die Sowjets zu dem, was Hitler die »große Lüge« nannte – die Nutzung kolossaler Unwahrheiten, die so oft wiederholt werden, dass sie glaubwürdig erscheinen. Wie Hitler feststellte, würde niemand sich vorstellen, dass jemand »kolossale Unwahrheiten erfindet« oder »die Wahrheit so infam verzerrt«. Sowjetische Propagandisten passten diese Technik an, indem sie Zionismus mit Rassismus, Kolonialismus und sogar Nationalsozialismus gleichsetzten. Juden wurden als verschwörerische Ausbeuter dargestellt, Palästinenser als rechtschaffene Opfer kolonialer Aggression.

Die Kampagne fand auf mehreren Ebenen statt: Globale Medien verglichen Israel mit dem Apartheidstaat Südafrika und mit Nazi-Deutschland; aufwendige internationale Konferenzen erließen Resolutionen, die Zionismus mit Rassismus gleichsetzten; Frontorganisationen verschleierten Propaganda in der Sprache der Menschenrechte.

In den 1970er Jahren hatte sich diese Rhetorik zu einem mächtigen moralischen Lexikon verfestigt. Wörter wie Apartheid, Völkermord und Siedlerkolonialismus wanderten von sowjetischen Flugblättern in Universitäten, Aktivistendiskurse und NGO-Berichte. Kritik an Israel wurde gleichgesetzt mit moralischer Tugend, während der Zionismus als Verkörperung systemischer Unterdrückung dargestellt wurde. Die »große Lüge« hatte sowohl intellektuelle als auch emotionale Legitimität erlangt und sich für Jahrzehnte in den globalen Diskurs eingebettet.

Die UN als Propagandabühne

Für die Sowjets boten die Vereinten Nationen Legitimität. Indem sie antizionistische Narrative in UN-Resolutionen einbetteten, verliehen sie ihnen den Anschein von Objektivität. Die Resolution 3379 der Generalversammlung von 1975, die erklärte, Zionismus sei »eine Form von Rassismus«, entstand nicht spontan, sondern war das Ergebnis jahrzehntelanger koordinierter sowjetischer Kampagnen. Verbündete in Afrika, Lateinamerika und der Blockfreien wurden um Unterstützung geworben, um Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sorgfältig formulierte Reden verwischten Fakten und Rhetorik und erzeugten den Eindruck eines globalen moralischen Konsenses gegen Israel.

Selbst nach der Aufhebung der Resolution 3379 im Jahr 1991 blieb das Framework bestehen. Die Aufhebung selbst war weitgehend eine geopolitische Entscheidung, um die Nahostdiplomatie zu erleichtern und nicht, um einen ideologischen Fehler zu korrigieren.

Im selben Jahr versuchte die Madrider Friedenskonferenz, direkte Verhandlungen zwischen Israel und seinen Nachbarn zu initiieren, doch das ideologische Gerüst, das durch jahrzehntelange sowjetische Propaganda geschaffen worden war, beeinflusste weiterhin die Wahrnehmung. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion setzten UN-Organe, NGOs und akademische Institutionen die Sprache des Kalten Kriegs fort, Israel als kolonial, apartheidähnlich und moralisch verwerflich darzustellen. Bis dahin hatte die Resolution bereits erheblichen Einfluss gewonnen und wird weiterhin häufig von anti-israelischen Kampagnen zitiert. Die Dauerhaftigkeit dieser Erzählung zeigte sich deutlich im September 2025, als der UN-Menschenrechtsrat Israel im Gazastreifen des Völkermords beschuldigte und dieselbe rhetorische Sprache verwendete, die während des Kalten Kriegs geprägt worden war.

Die »Erfindung« der palästinensischen Identität

Ein weiterer Eckpfeiler der sowjetischen antizionistischen Strategie war die gezielte Konstruktion und Förderung einer eigenständigen palästinensischen Nationalidentität. Bis in die 1960er Jahre bezog sich der Begriff »Palästinenser« typischerweise auf alle Bewohner des britischen Mandatsgebiets Palästina, einschließlich Juden. Der arabische Nationalismus in den Jahrzehnten vor Israels Unabhängigkeit betonte eine größere Einheit in der arabischen Welt und nicht die Existenz einer separaten palästinensischen Nation. Die meisten Araber in der Region identifizierten sich nach Religion, Stamm oder als Teil einer größeren arabischen Identität. Die Vorstellung eines einzigartigen »palästinensischen Volks« existierte in keiner nennenswerten politischen oder nationalen Form.

Das änderte sich in den 1960er und 1970er Jahren, als die Sowjetunion in Zusammenarbeit mit arabischen Regimen begann, aktiv das Konzept einer palästinensischen Nation zu fördern. Dies war kein organisches Erwachen einer langen unterdrückten nationalen Identität, sondern eine gezielte politische Erfindung, um die Legitimität Israels zu untergraben. Durch die Schaffung eines vermeintlich älteren parallelen Nationalismus konnte Moskau den Zionismus delegitimieren und die Rückkehr der Juden in ihr angestammtes Heimatland als koloniale Aneignung darstellen. Gleichzeitig löschte die neue palästinensische Erzählung jüdische historische Bindungen aus, indem sie Araber als die einzigen indigenen Bewohner des Landes darstellte.

Laut Ion Pacepa, dem höchstrangigen Geheimdienstoffizier des sowjetischen Blocks, der je überlief, war diese Kampagne kein Zufall, sondern das Produkt strategischer KGB-Planung. KGB-Chef Yuri Andropov erkannte, dass islamische Gesellschaften empfänglich für anti-westliche und gegen »Ungläubige« gerichtete Rhetorik waren. Er lenkte diese Feindseligkeit gegen Juden und Israel um und stellte den Kampf nicht als Dschihad, sondern als nationalistischen Kampf für Menschenrechte und Selbstbestimmung dar – eine Sprache, die bewusst gewählt wurde, um bei westlichen Intellektuellen, Aktivisten und Entscheidungsträgern Resonanz zu erzeugen.

Das Instrument dieser Kampagne war die sogenannte Operation SIG, ein umfassendes Desinformationsprogramm des KGB, um, wie Pacepa sagte, »die gesamte islamische Welt gegen Israel und die USA aufzubringen«. Bis Ende der 1970er Jahre wurden Tausende sowjetischer Agenten im Nahen Osten eingesetzt, um Propaganda auf Arabisch zu verbreiten, einschließlich Ausgaben der Protokolle der Weisen von Zion. Dies wurde begleitet von Ausbildung, Finanzierung und ideologischer Anleitung für arabische Bewegungen, die mit der sowjetischen Strategie übereinstimmten.

Zentraler Bestandteil des Projekts war die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO). Gegründet 1964 unter sowjetischer Schirmherrschaft, bot die PLO das perfekte Vehikel zur Schaffung eines neuen nationalen Bewusstseins. Pacepa enthüllte später, dass die palästinensische Nationalcharta von 1964, das ideologische Fundament der PLO, in Moskau entworfen wurde. Auffällig ist, dass die Charta nicht die Souveränität über das Westjordanland oder den Gazastreifen forderte, die ausdrücklich als ägyptisch bzw. jordanisch anerkannt wurden. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Zerstörung Israels selbst. In diesem sowjetisch entworfenen Dokument tauchte der Begriff »palästinensisches Volk« in seiner modernen politischen Bedeutung erstmals auf.

Yassir Arafat, ein in Ägypten geborener Ingenieur, der vom sowjetischen Geheimdienst rekrutiert und betreut wurde, wurde zum Gesicht dieser künstlich geschaffenen Identität. Arafat gab offen zu, dass die palästinensische Nation »durch den Konflikt mit Israel« geformt werden würde. Sein Stellvertreter Mahmoud Abbas, später als registrierter KGB-Agent enthüllt, verfasste eine Doktorarbeit in Moskau, in der er den Holocaust verharmloste und den Zionismus als mit dem Nationalsozialismus kollaborierend darstellte – eine Wiederholung sowjetischer Propagandathemen. Beide Männer folgten sorgfältig den Anweisungen Moskaus: Sie präsentierten sich dem Westen als pragmatische Staatsmänner, während sie den Terror aufrechterhielten und jeden echten Frieden mit Israel ablehnten.

Selbst hochrangige palästinensische Führer gaben die »künstliche Natur« dieser Identität zu. 1977 erklärte Zuhair Muhsin, Leiter der Militäroperationsabteilung der PLO und Mitglied des Exekutivrats: »Es gibt keinen Unterschied zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syrern und Libanesen. Die Existenz einer separaten palästinensischen Identität dient nur taktischen Zwecken. Die Schaffung eines palästinensischen Staates ist ein neues Instrument im fortlaufenden Kampf gegen Israel.«

Solche Aussagen bestätigten, was sowjetische Dokumente und Überläufer lange gezeigt hatten: Palästinensischer Nationalismus war weniger ein echtes Nationenbildungsprojekt als eine strategische Waffe, um Israel diplomatisch und moralisch zu isolieren.

Durch unermüdliche Propaganda, sowjetische Anleitung und finanzielle Unterstützung gelang es der UdSSR, eine palästinensische Identität zu schaffen, deren Definition im Wesentlichen in der Opposition gegen den jüdischen Staat bestand. Indem Israel als kolonialer Besatzer dargestellt und Palästinenser als die einzigen authentischen Einheimischen des Landes präsentiert wurden, schuf Moskau einen der langlebigsten politischen Mythen des 20. Jahrhunderts. Der Historiker David Meir-Levi stellt fest, dass die palästinensische Bewegung einzigartig in der Weltgeschichte ist, weil sie die einzige »nationale« Bewegung ist, deren zentrales Ziel nicht der Aufbau eines eigenen Staates ist, sondern die Zerstörung eines anderen.

Übertragung in die globale Linke und den Dschihadismus

Sowjetische antizionistische Propaganda verbreitete sich über linke Netzwerke, NGOs und islamistische Bewegungen, oft über kommunistische Frontorganisationen, die Konferenzen veranstalteten, in denen die palästinensische Sache mit anderen antiimperialistischen Kämpfen wie Vietnam, Südafrika und Kuba verknüpft wurde. Delegierte aus der Dritten Welt und westliche Radikale nahmen diese Ideologie auf und trugen sie in ihre Heimatländer zurück, wo sie in Politik, Universitäten und Aktivistengruppen eingebettet wurde.

Prominente Figuren reflektierten und verstärkten diese ideologische Mischung. Angela Davis, die amerikanische Kommunistin und ehemalige Black-Panther-Aktivistin, wurde zu einem globalen Symbol antirassistischen und feministischen Aktivismus, und ihre Unterstützung für palästinensische Anliegen war mit ihrer breiteren Kritik am westlichen Imperialismus verflochten. Der US-Außenpolitiker Robert Malley übernahm linke Denkrahmen, die Israel als kolonialen Unterdrücker betrachteten, was seine späteren diplomatischen Positionen gegenüber der PLO und dem Iran beeinflusste. In Großbritannien nutzte George Galloway, der wortgewandte Abgeordnete, sein Parlamentspodium für vehemente anti-israelische Rhetorik, während Jeremy Corbyn, ehemaliger Labour-Parteichef, das Erbe antizionistischer und antisemitischer Narrative des Kalten Kriegs weiterführte.

Selbst die Hamas zeigt diese Kontinuität. Ihre Grundsatzerklärung von 2017 verschleierte den expliziten Antisemitismus der Gründungcharta von 1988, behielt jedoch den einst sowjetisch geschaffenen Rahmen bei, Israel als illegitim, den Zionismus als kolonial und rassistisch und den »Widerstand« als moralisches Gebot anzusehen. Auf dem Schlachtfeld nutzt Hamas in der Sowjetunion entworfene Waffen, in der für westliche Ohren bestimmten Propaganda in der Sowjetunion entworfene Parolen. Beides bleibt tödlich.

Die Effektivität des palästinensisch-russischen Nexus

Die sowjetische und palästinensische Propagandamaschine gehört zu den effektivsten der modernen Geschichte, gerade, weil sie Ideologie, Geschichte und moralische Symbolik zu dauerhaften Narrativen verband. Moskau richtete sich gleichzeitig an mehrere Zielgruppen – westliche Linke, antikoloniale Intellektuelle und Führungspersönlichkeiten der Dritten Welt sowie der blockfreien Staaten – und stellte den Antizionismus als moralisch zwingend dar, indem er mit weithin als tugendhaft angesehenen Agenden verknüpft wurde: Antiimperialismus, Antikolonialismus, Antirassismus und globaler Frieden. Israel wurde als kolonialer, apartheidähnlicher und faschistischer Aggressor dargestellt, während Palästinenser zu heldenhaften, moralisch aufrechten Widerständlern erhoben wurden.

Der Erfolg lag in der Kombination aus emotionaler Resonanz und strategischer Struktur. Dramatische Darstellungen des Leidens von Zivilisten überwältigten rationales Argumentieren, während der Konflikt auf ein Moralstück von Kolonisator gegen Kolonisierte reduziert wurde. Sowjetische Propagandisten nutzten westliche Schuldgefühle über koloniale Geschichte, wodurch Anschuldigungen von »Siedlerkolonialismus« besonders überzeugend waren. Berufungen auf moralische Absolutismen – »Völkermord«, »Apartheid«, »Rassismus« – ließen Nuancen nicht zu und schufen ein Gefühl universeller sittlicher Klarheit. Diese Techniken, erstmals in Moskau perfektioniert, überlebten die UdSSR und prägen den Diskurs über Israel und Palästina seit Jahrzehnten.

Von diesen Strategien zeugt auch die Kontinuität russischer Operationen. Desinformationskampagnen in der Ukraine nutzen ähnliche Taktiken von Verleugnung, Inversion und moralischer Manipulation, wenn etwas die Regierung in Kiew als Nazi-Regime und der russische Angriffskrieg als antifaschistischer Feldzug dargestellt werden. Der KGB des Kalten Kriegs mag zusammengebrochen sein, doch seine erfolgreichsten Operationen leben fort.

Heute prägt die sowjetische »große Lüge« weiterhin die Debatten über Israel. Die Behauptung, Zionismus sei Rassismus, bleibt ein wiederkehrendes Motiv in Hochschulaktivismus, NGO-Kampagnen und Mainstream-Medien, während die groteske Umkehrung von Juden zu »den neuen Nazis« das Holocaust-Gedenken gegen seine Opfer instrumentalisiert. Sowjetische Propaganda schädigte nicht nur Israels internationales Ansehen, sondern verzerrte auch die Sprache von Menschenrechten, Befreiung und Gerechtigkeit. Dass eine Bewegung nationaler Selbstbestimmung – auf der Grundlage internationalen Rechts und historischer Kontinuität – als ultimative Form der Unterdrückung dargestellt werden konnte, zeigt die außergewöhnliche Macht der Propaganda, wenn sie nicht herausgefordert wird.

Die Beständigkeit dieser Narrative zeigt, dass die Netz- und Rahmenwerke, die sie verbreiteten, nie aufgelöst wurden. Der heutige linke Antizionismus ist weniger eine Reaktion auf die Ereignisse vor Ort im Gazastreifen als eine Wieder- und Weiterverwertung von der Sowjetunion geprägter ideologischer Konstrukte, die von einer Generation von Intellektuellen und Aktivisten an die nächste weitergegeben wurden. Antizionismus wurde zu einem Merkmal von Glaubwürdigkeit innerhalb linker Kreise, verschleiert in der Sprache von kritischer Theorie, Intersektionalität und globaler Gerechtigkeit, aber grundsätzlich von historischer oder rechtlicher Realität losgelöst.

Der liberale Westen, der im Kalten Krieg siegreich hervorging, hat dieses Erbe weitgehend nicht aufgearbeitet. Anders als nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Nazi-Ideologie entwaffnet und diskreditiert wurde, vermieden viele westliche Intellektuelle, geprägt von linken Ideen, familiären Hintergründen oder früheren politischen Sympathien, eine kritische Prüfung der moralischen und praktischen Korruption der Ideologie der UdSSR. Das Ergebnis ist ein Diskurs, in dem linker Antizionismus als geerbter Dogmatismus weiterlebt.

Die Bedeutung des Zionismus wiederherstellen

Zionismus ist kein Rassismus. Er ist die nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volks, gegründet auf den Prinzipien der Selbstbestimmung, die für alle Nationen gefeiert werden – außer für die jüdische. Die Sowjetunion nutzte die palästinensische Sache, um den Zionismus zu delegitimieren und verwandelte das Wort in ein Schimpfwort und eine Verleumdung. Diese Ursprünge zu erkennen, ermöglicht es, Verzerrungen zu beseitigen und den Zionismus als das zu sehen, was er wirklich ist: das Eintreten für das Überleben, die Würde und die Souveränität des jüdischen Volks.

Die Parolen auf den heutigen Hochschulen sind keine spontanen Rufe nach Gerechtigkeit. Sie sind das Echo einer Kalten-Krieg-Kampagne aus Moskau. Die wahre Bedeutung des Zionismus wiederherzustellen, bedeutet nicht nur historische Klarheit, sondern auch, moralisches Terrain von einem Propagandakrieg zurückzugewinnen, der nie endete. Die Unterscheidung zwischen überlieferter Desinformation und legitimer Kritik ermöglicht es, zu verstehen, dass Zionismus im Kern das Überleben, die Würde und die Selbstbestimmung des jüdischen Volks bedeutet.

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