Seit Jahren führen Israel und die Islamische Republik Iran einen mal verdeckteren, mal offeneren Schattenkrieg gegeneinander. Eine kurze Bestandsaufnahme von Mena-Watch.
Der Angriff auf die Urananreicherungsanlage in Natanz, der vergangenes Wochenende ein Riesenloch in die Anlage gerissen und einen Großteil der dort betriebenen Zentrifugen zerstört haben soll, war bloß das jüngste Kapitel in einem „Schattenkrieg“, den Israel und die Islamische Republik bereits seit einigen Jahren führen.
In diesem Schattenkrieg – der an drei verschiedenen Orten stattfindet: in den Gewässern rund um die Straße von Hormuz, die arabische Halbinsel und den Suezkanal, in Syrien und im Libanon sowie im Iran selbst – geht es für Israel vor allem um drei Dinge:
- Zu verhindern, dass der Iran die internationalen Sanktionen umgeht und Öl verkauft bzw. an seine Verbündeten liefert. (Siehe dazu etwa hier, hier, hier, hier und hier.)
- Zu verhindern, dass der Iran die Terrororganisation Hisbollah im Libanon aufrüstet (siehe dazu etwa hier, hier, hier, hier, hier und hier) und sich in Syrien festsetzt, um das an Israel grenzende Land zu einem weiteren Aufmarschgebiet für seine Vernichtungspläne zu machen. (Siehe dazu etwa hier, hier, hier, hier, hier und hier.)
- Zu verhindern, dass der Iran sein Atomprogramm weitertreiben und an der Entwicklung einer Atombombe arbeiten kann: sei es durch Anschläge auf Atomwissenschaftler, sei es durch Angriffe auf Atomanalagen. (Siehe dazu etwa hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.)
Obwohl der Iran nach vielen dieser israelischen Aktionen Vergeltung geschworen und mit Rache gedroht hatte, gab es bislang bloß einige kleinere Angriffe auf israelische Ziele. Das wirft die Frage auf: Will der Iran – aus strategischen, politischen oder sonstigen Gründen – zum momentanen Zeitpunkt keine größeren Attacken oder Anschläge starten, oder kann er nicht?
Sprich: Ist es eigene Zurückhaltung – etwa um die USA zum Wiedereintritt in das Atomprogramm zu bringen? Oder ist es Schwäche, und der Iran ist militärisch und geheimdienstlich schlicht nicht in der Lage, Aktionen gegen den Israel bzw. israelische Einrichtungen weltweit auszuführen.
Der Analyst des Jerusalem Center for Public Affairs Michael Segall wies kürzlich darauf hin, dass der Iran zurückschlagen möchte und keinen Grund habe, auf weitere Gründe für solch ein Zurückschlagen zu warten. Vielmehr versuche er, eine Antwort auf die israelischen Angriffe zu geben, allein: Es gelinge ihm nicht. „Bislang gab es keine der angekündigten ‚Riesenantworten’, sondern bloß mehr von demselben.“ Insofern scheint es, dass Israel bislang die Oberhand in seinem Schattenkrieg mit der Islamischen Republik behält.