Der Begriff Antisemitismus wurde von Judenfeinden erfunden, um sich einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben und sich vom religiösen Antijudaismus abzugrenzen.
Markus Sulzbacher, Der Standard
Der Autor [Ronen Steinke] widmet sich auch dem Begriff „Semiten“. Auf die Idee, Juden und Jüdinnen als „Semiten“ zu bezeichnen, kamen Judenfeinde. Der Ausdruck wurde im 19. Jahrhundert von deutschen Rassenkundlern erfunden, als sich der religiöse Judenhass zunehmend ins Rassistische wendete. Die Propagandisten dieser neuen Ideologie suchten nach neuen Vokabeln, um auch nichtreligiöse Menschen und Konvertiten, etwa den Dichter Heinrich Heine, anzufeinden und zu Fremden machen können.
Ursprünglich kommt der Begriff aus der Sprachwissenschaft, semitische Sprachen werden von Äthiopien bis Malta gesprochen. Daraus wurde von den Pseudowissenschaftern eine „Rasse“ konstruiert. Der bekannte und oft bemühte Satz „Araber können keine Antisemiten sein, weil sie selbst Semiten sind“ ist falsch, da Araber nie mitgemeint waren. Die Nationalsozialisten haben sogar ihre Regierungsstelle „Antisemtische Aktion“ in „Antijüdische Aktion“ umbenannt, damit klar war, dass es ihnen nicht um Araber ging. Auch in den Zeitungen der Nationalsozialisten wurde auf diese Feststellung Wert gelegt.
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