Oft sind sie erstaunt, dass ein palästinensischer Israeli wie ich überhaupt in Israel zur Schule gehen und studieren durfte – es ist ihnen nicht bekannt, dass das normal ist. Begriffe wie „Illuminati“ oder „Freimaurer“ mit Bezug auf Juden sind unter Jugendlichen weit verbreitet. Sie verstehen darunter eine Art geheimer, jüdischer Weltmacht, in deren Händen die Allmacht über Finanzen und Weltgeschehen liegt. Laut diesen kruden Theorien werden sämtliche Kriege von Juden angezettelt – aus reinem Eigennutz. (…) Für muslimische Jugendliche spielt der Nahostkonflikt bei alledem eine Hauptrolle, ihr antizionistischer Antisemitismus unterscheidet kaum zwischen Israelis und Juden. Kommt das Thema auf, wird die Stimmung oft rasch aggressiv, Klischees treten deutlich zutage, jenseits von zeithistorischem Wissen, jenseits jedweder informierter Reflexion. Juden geben in den Narrativen ein bewährtes Feindbild ab, Palästinenser, Muslime überhaupt, sind stets Opfer, nie Täter. So kommt es, dass Hunderttausende Muslime während des Gazakrieges auf die Straßen gingen, sich aber dieselben Leute kaum empörten, als wenige Monate später der IS seinen Völkermord in Syrien begann.“ (Ahmad Mansour: „Der muslimische Antisemitismus wird aus Angst vor Rassismus-Vorwürfen verharmlost“)
