Der Kampf des iranischen Regimes gegen die Frauen

Der Kampf des iranischen Regimes gegen die Frauen
Iran in den 1970er Jahren

„Gemeinsam mit Zehntausenden Iranerinnen stürmt Fathiyeh die Straßen, protestiert gegen den Schleierzwang. „Wir haben nicht gegen die alte Diktatur gekämpft, um uns einer neuen zu beugen“, skandieren sie bei ihren Demos. Die Anhänger des neuen Regimes schlagen die Proteste nieder. Wenn Fathiyeh jetzt das Haus ihrer Mutter in Teheran verlässt, muss sie Kopftuch tragen. Studieren darf sie nicht. Lippenstift und Make-Up sind verboten.

Doch die iranischen Frauen üben stillen Protest. ‚Es gab einen ständigen Krieg zwischen uns und der islamischen Sittenpolizei‘, erzählt Fathiyeh. ‚Sie wollten uns mit Gewalt unterdrücken, aber sie haben es nie ganz geschafft.‘ Die Frauen tragen bunte Kopftücher, schöne Mäntel, Lippenstift und Schminke. ‚Mit Glasscherben haben die Sittenwächter Freundinnen von mir die Schminke aus dem Gesicht gekratzt. Diese Brutalität war für uns Alltag.‘ Wenn die Mädchen verhaftet werden, müssen sie ein Schriftstück unterschreiben. Inhalt: Ich bin eine Hure, ab jetzt werde ich mich sittsam benehmen. ‚Eine Freundin von mir hat sich geweigert zu unterschreiben und wurde für einen ganzen Monat in Haft behalten. Viele Mädchen in meinem Alter waren zu der Zeit im Gefängnis. Ich zum Glück nie.‘

Fathiyeh macht sich nichts aus Schminke, ihre Rebellion sind ihr ständig verrutschtes Kopftuch und ihre bunten Mäntel: ‚Ich hatte ein helles Modell, das nur einen Knopf am Kragen hatte und nicht übers Knie ging. Das war streng verboten! Aber mein Bruder hatte mir den Mantel aus Paris geschickt, und ich fand ihn todschick‘, erzählt sie. Als kurze Zeit darauf der Krieg zwischen Iran und Irak losbricht, sind helle Sachen gänzlich tabu. Selbst das Lachen auf der Straße ist untersagt. ‚Einmal wurde ich mit meiner Mutter, meiner Tante und meiner Cousine auf der Straße angehalten. Ein sehr aggressiver Revolutionswächter sprang aus dem Auto und schrie uns an: »Warum lacht ihr? Leute sterben an der Front!« Und ich habe nur gedacht: Na und? Wir leben!‘“ (Antje Schippmann: „Freiheit statt Heimat. Über die Flucht einer Frau aus dem Iran“)

 

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!