Der Kampf der Transgender-Community in Ägypten

„Die ägyptische Ärztekammer erließ 2013 einen neuen Verhaltenskodex, der für die Transgender-Community in dem Land einen entscheidenden Wendepunkt darstellte, da mit ihm die Geschlechtsidentitätsstörung (GID) als medizinisches Phänomen anerkannt und die operative Geschlechtsumwandlung gestattet wurde. Dem Kodex zufolge bedürfen operative Geschlechtsumwandlungen der einstimmigen Zustimmung eines Fachausschusses bei der Ärztekammer. Dort können Patienten nur vorstellig werden, wenn ein Psychiater bei ihnen, nachdem sie ‚mindestens zwei Jahre in psychiatrischer und hormoneller Behandlung waren’, eine Geschlechtsidentitätsstörung diagnostiziert hat.

Es ist nicht einfach, die Genehmigung der Ärztekammer zu erlangen. Dies liegt in erster Linie daran, dass dem Ausschuss ein Vertreter der sunnitischen Al-Azhar-Universität angehört. ‚[Al-Azhar] legt dem Vorgang etliche Hindernisse in den Weg. Entweder zögern sie die Genehmigung jahrelang hinaus oder sie verweigern sie gänzlich’, so Hashem Bahary, ein Professor der Psychiatrie, der seit 25 Jahren mit Transgendermenschen arbeitet, Al-Monitor gegenüber. ‚Es ergibt keinen Sinn, dass eine islamische [Institution] dem Ausschuss angehört. Es handelt sich um einen chirurgischen Sachverhalt.’ Bahary zufolge wurden 2017 wegen der Blockade des Al-Azhar-Vertreters nur fünf bis zehn Fälle genehmigt. Dieses Jahr wurden infolge einer leichten Lockerung der Haltung des Al-Azhar-Vertreters bereits 20 bis 30 Anträge genehmigt. Wenn die Zustimmung verweigert wird, kann die Operation nur entweder illegal oder im Ausland durchgeführt werden.

Wenn Menschen diesen schwierigen, langwierigen und teuren Prozess hinter sich gebracht haben, bleiben ihre wirtschaftlichen, sozialen und bürokratischen Schwierigkeiten nicht nur bestehen, sie können sogar noch zunehmen, insbesondere bei Transgenderfrauen. ‚Diejenigen, die Frauen werden, sind wesentlich schärferem gesellschaftlichem Druck ausgesetzt, da sie wie Schwule behandelt und für verrückt gehalten werden, weil sie all ihre Privilegien als Männer aufgegeben und freiwillig Frauen geworden sind’, so Dalia Abdel Hameed, eine Genderrechtsmitarbeiterin bei der Ägyptischen Personenrechtsinitiative, Al-Monitor gegenüber. Abdel Hameed verwies aber auch auf die bisherigen Erfolge der Transgender-Community. ‚Sie haben sich zum Teil organisiert und haben einige Erfolge erzielt. Beispielsweise gibt es einige religiösen Urteile (Fatwas), die es ihnen gestatten, sich einer medizinischen Behandlung und operativen Geschlechtsumwandlungen zu unterziehen.’ Abdel Hameed zufolge gibt es zahlreiche Transgendergruppen, die heimlich operieren.“ (Marc Espanol: „The struggle of Egypt’s transgender community“)

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