Der Islamische Staat hat gewonnen

Von Thomas von der Osten-Sacken

Hunderttausende jesidischer Flüchtlinge, die 2014 dem Überfall des Islamischen Staates (IS) auf ihre Heimat, den Sinjar, entkommen konnten, warten in notdürftig versorgten Lagern auf den fünften Winter, den sie in Irakisch-Kurdistan verbringen müssen. An eine Rückkehr ist für sie nicht zu denken, die Grenzen nach Europa sind zu und längst ist ihr Schicksal in Vergessenheit geraten. Auch wenn der Sinjar vom IS befreit wurde, bleibt die Region zerstört und unbewohnbar. Zwar gibt es seitens westlicher Staaten und auch der irakischen Regierung vollmundige Erklärungen, man wolle für einen Wiederaufbau sorgen. Wie die Realität vor Ort dagegen aussieht, zeigt dieses kurze Video:

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Die Bilder zeigen eindrücklich, das der IS sein Ziel erreicht hat: Die Zerstörung jesidischen Lebens im Nordirak. Man mag über den Begriff „Völkermord“ streiten, in diesem Falle beschreibt er die Realität leider nur allzu genau. Denn 2014 wurden nicht nur  die Lebensgrundlagen der Jesiden im Irak vernichtet, sondern auch dafür gesorgt, dass es nie wieder so werden wird, wie es vorher war. Und nicht nur die materiellen Grundlagen sind zerstört, fast jede Familie, die bis heute in Lagern leben muss, hat mehrere Tote zu beklagen, noch immer werden Tausende von Mädchen vermisst, die vom IS in die Sexsklaverei verschleppt wurden. Derweil schwindet das Interesse und die Unterstützung für all die jungen Frauen, die nach Monaten, oft Jahren des systematischen Missbrauchs zurückkehren konnten:

„‚Die Körper und Seelen dieser Frauen sind völlig zerstört‘, berichtete Ismael, der Geschäftsführer von Yazda, der Thomson-Reuters-Stiftung. ‚Doch weigert sich die internationale Gemeinschaft, sich ihrer anzunehmen und ihnen die Rückkehr zu einem normalen Leben zu ermöglichen (…) Diese Mädchen wollen einfach wieder in die Schule gehen, wieder ein normales Leben führen. Doch erhalten sie keine Einkünfte oder Beihilfen und viele müssen nicht nur mit ihrem eigenen Trauma fertig werden, sondern sind außerdem für ihre Geschwister verantwortlich.‘“

Es ist eine bittere Wahrheit, die vor einiger Zeit Seth. J. Frantzman in der Jerusalem Post formulierte, aber es ist leider die Wahrheit: Der Islamische Staat hat, auch wenn er militärisch geschwächt wurde, gewonnen:

„Der Islamische Staat hat gesiegt. Er hat im Irak und in Syrien gesiegt, indem er die Minderheiten zerschlagen hat. Er hat gesiegt, weil die internationale Gemeinschaft den betreffenden Gruppen nicht hilft und sich nicht am Wiederaufbau ihrer Gegenden beteiligt. Er hat im Westen gesiegt, weil ihm gestattet wurde, sich emporzuschwingen und dann einfach wieder zu verschwinden, ohne dass er ernsthaft zur Rechenschaft gezogen wurde.“

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