Islamischer Staat besitzt Drohnen

Milizionäre der schhiitischen "Volksmobilisierungkräfte" präsentieren abgefangene IS-Drohne
Milizionäre der schhiitischen "Volksmobilisierungkräfte" im Irak präsentieren abgefangene IS-Drohne (© Imago Images / Xinhua)

Im Nahen Osten herrscht große Besorgnis darüber, dass der Islamische Staat bei der Durchführung von Terroranschlägen verstärkt auf Drohnen zurückgreifen könnte. Dies wäre ein bedeutender Fortschritt in den Fähigkeiten der Organisation, der ihre terroristischen Operationen leichter durchführbar und tödlicher macht.

In einem kürzlich veröffentlichten Bericht erklärte das ägyptische Forschungszentrum Al-Azhar Observatory, dass sich die IS-Strategie in den vergangenen Monaten geändert habe und nicht mehr auf Autobomben und Selbstmordattentäter setze, sondern versuche, Anschläge mit Drohnen zu verüben.

Al-Azhar Observatory fügte hinzu, dass der IS in jüngster Zeit verstärkt Drohnen bei seinen Angriffen im Nahen Osten einsetze, um dem zunehmenden Mangel an Kämpfern und dem Wunsch der Organisation nach weniger kostspieligen und tödlicheren Angriffen zu begegnen.

Die Beobachtungsstelle erklärte, dass sie Drohnenangriffe des Islamischen Staates auf das Elektrizitätsnetz und Kraftwerke im Irak beobachtet habe. Die Terrororganisation selbst habe detaillierte Nachrichten darüber veröffentlicht, wie ihre Kämpfer Operationen zur Sprengung von Starkstromleitungsmasten mit Hilfe von Drohnen durchführten.

Im vergangenen Sommer übernahm der IS die Verantwortung für die mit Drohnen durchgeführte Zerstörung eines Elektrizitätswerks in der irakischen Stadt Samarra und einer großen Anzahl von Strommasten in anderen Städten.

Gefahr für Nahen Osten und Europa

Der Einsatz von Drohnen durch den Islamischen gibt im Nahen Osten Anlass zur Besorgnis, da dies für Terroristen im Allgemeinen, unabhängig von ihrer organisatorischen Zugehörigkeit, eine einfache Möglichkeit darstellt, äußerst tödliche Terroranschläge zu verüben.

Die Angelegenheit beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Nahen Osten: auch Sicherheitsdienste in Europa warten vor der Möglichkeit solcher Angriffe auf dem Kontinent, wie Al-Azhar Observatory weiter berichtet. So habe etwa der spanische Nationale Sicherheitsdienst in seinem Jahresbericht auf der Möglichkeit von Terroranschlägen auf spanischem Boden mit Hilfe von Drohnen hingewiesen.

Einfach, kostengünstig und effektiv

In diesem Zusammenhang sagte der Militär- und Strategieexperte und ehemalige General der ägyptischen Armee Samir Farag, dass „der IS auf Drohnen zurückgreift, weil diese kostengünstig sind, und weil ihre Technologie einfach und unkompliziert ist und keine Piloten erfordert.“ Dazu komme hinzu, dass „diese Drohnen können von jedem freien Platz aus gestartet werden können, und eine große Wirkung auf das Ziel haben.“

Der ägyptische Experte erklärte, dass Drohnen in den Händen terroristischer Organisationen zu einem einfachen Mittel geworden seien, das in der Regel schwerwiegende Auswirkungen habe und ein großes Problem für die betroffenen Länder darstelle.

Der saudische Autor Fahd Suleiman Al-Shuqairan erklärte, Drohnenangriffe verfolgten mehrere Ziele: Die Zahl der Opfer zu erhöhen, einen Zustand von Chaos und Panik zu schaffen und die Verluste zu vervielfachen, die ein Terrorist zum Beispiel mit einem Sprengstoffgürtel anrichten kann.

Trägersystem für biologische und chemische Waffen

In seinem Artikel der in London erscheinenden Zeitung Asharq Al-Awsat schrieb er weiter: „Der Terrorismus kann die durch Drohnen gegebenen Möglichkeiten nutzen, um eine große Zahl an Bodenoperationen durchzuführen und bewohnte Gebiete ins Visier zu nehmen. Darüber hinaus besteht die große Gefahr, dass der IS Technologien zum Transport chemischer und biologischer Waffen mittels Drohnen entwickelt.“

Der jordanische Experte für islamische Bewegungen und Organisationen Munther Al-Hawarat sagte, „der Besitz von Drohnentechnologie durch terroristische Organisationen kann zu schrecklichen Ergebnissen führen kann, ohne dass es für diese Organisationen viel Mühe oder Kosten bedeutet. Drohnen ermöglichen es dem IS und anderen, jedes Ziel leicht und ohne große Kosten zu erreichen.“

Darüber hinaus hatte die British Broadcasting Corporation (BBC) im vergangenen Dezember in einem Bericht gemeldet, dass Islamische Staat versucht habe, Hochgeschwindigkeitsdrohnen zu entwickeln, die von einfachen Düsentriebwerken angetrieben werden, wie sie in jenen V-1-Bomben verwendet wurden, die im Zweiten Weltkrieg von Nazideutschland auf Großbritannien abgeschossen wurden.

„Keine nichtstaatliche bewaffnete Gruppe hat bislang jene Größenordnung bei der Waffenproduktion und den Ambitionen erreichen können, die der IS mittlerweile erreicht hat“, sagte der Leiter der Untersuchungsabteilung des Center for Conflict Armament Research, Mike Lewis, gegenüber der BBC

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