Mosul hatte für die Gruppe einen gewaltigen symbolischen Wert. Dort hatte der Anführer des Islamischen Staats Abu Bakr al-Baghdadi im Juni 2014 das Kalifat ausgerufen, nachdem seine Kämpfer die Stadt eingenommen und in kurzer Folge weite Teil des nördlichen Irak und Syriens, einschließlich mehrerer Dutzend Städte, erobert hatten. Nach der Rückeroberung Mosuls verlor der Islamische Staat rasch auch seine übrigen noch verbliebenen Hochburgen im Irak. Das in der Nähe von Mosul gelegene Tal Afar wurde in einer 11tägigen Offensive von den irakischen Streitkräften eingenommen. Vor wenigen Wochen setzten sich die Terroristen in Hawija kaum noch zur Wehr. Der Islamische Staat kontrolliert im Irak nun noch ein Gebiet nahe dem Grenzübergang in Qaim, das nach Syrien hinüberreicht, wo die Organisation ein schrumpfendes Gebiet entlang des Euphrat beherrscht. Flußabwärts von Raqqa, in der rohstoffreichen Provinz Deir al-Zour, wird die Gruppe an zwei Fronten bedrängt. (…)
Den dramatischen Verlusten zum Trotz erklären Experten, der Islamische Staat sei nicht besiegt. Schätzungsweise 6000 bis 10.000 Kämpfer befinden sich noch im Irak und in Syrien. Der Islamische Staat hat seine Taktik verändert und kehrt zu seinen aufständischen Wurzeln zurück. Experten meinen, er werde sich weiterhin auf Unterstützung vor Ort stützen können und verfüge noch immer über die Fähigkeit, in der gesamten Region Anschläge zu verüben. ‚Die Netzwerke werden überleben und der Aufstand wird weitergehen, wahrscheinlich unter einem anderen Markenzeichen’, so Colum Strack, ein leitender Experte mit IHS Markit.“ (Sarah Almukhtar / Troy Griggs / K.K. Rebecca Lai / Tim Wallace: „The Islamic State: from Insurgency to Rogue Stat and Back“)