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Der Iran vertieft seine Präsenz in Lateinamerika

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro zu Besuch bei seinem iranischen Amtskollegen Ebrahim Raisi
Venezuelas Präsident Nicolas Maduro zu Besuch bei seinem iranischen Amtskollegen Ebrahim Raisi (© Imago Images / ZUMA Wire)

Das iranische Regime verstärkt seit geraumer Zeit seine Dependancen, Stellvertreter und Terrorzellen in ganz Lateinamerika.

Majid Rafizadeh

Das iranische Regime, das Lateinamerika als Zufluchtsort nutzt, hat seine dortige Präsenz und den Ausbau seiner Terrorzellen verstärkt. Während die Proteste im Iran weitergehen, sind Beamte des Regimes dabei, sich Pässe und Asyl in lateinamerikanischen Ländern, insbesondere in Venezuela, zu beschaffen.

Einem kürzlich erschienenen Bericht zufolge teilten westliche Diplomaten gegenüber Iran International mit, die Islamische Republik habe Verhandlungen mit ihren venezolanischen Verbündeten aufgenommen, um sicherzustellen, dass hochrangige Regimevertreter Asyl erhalten, falls sich die Lage verschlechtert und die Möglichkeit eines Regimewechsels schlagend wird. »Eine Delegation von vier hochrangigen Regimevertretern hat Mitte Oktober Venezuela für Verhandlungen besucht, um sicherzustellen, dass die Regierung in Caracas hochrangigen Funktionären und ihren Familien Asyl gewährt, falls ›der unglückliche Fall‹ eintritt«, heißt es in dem Bericht von Iran International.

Laut einer Quelle auf dem Teheraner Imam-Khomeini-Flughafen verlassen täglich drei Flüge mit »einer beträchtlichen Menge an Fracht« den Iran in Richtung Venezuela. Der Flughafenmitarbeiter und seine Kollegen hätten zunächst gedacht, es handle sich um Botschaftsmitarbeiter, stellten sie fest, dass deren Autokennzeichen zu keiner Botschaft gehörten. »Wir wissen nicht, was sie transportieren und ob sie das Land mit dem gesamten Gepäck verlassen oder nicht. Denn sie lassen uns nicht genauer hinsehen. Wir wissen nur, dass es in den letzten Wochen jeden Tag drei bis vier Flüge nach Venezuela gab.«

Lateinamerikanische Länder sind günstige Orte für verdeckte iranische Geheimdienstoperationen, insbesondere für solche, die auf die Vereinigten Staaten abzielen. In einem Bericht von CNN aus dem Jahr 2017  heißt es, dem Sender liege ein vertrauliches Geheimdienstdokument vor, das »Venezuelas neuen Vizepräsidenten Tareck El Aissami mit 173 venezolanischen Pässen und Ausweisen in Verbindung bringt, die an Personen aus dem Nahen Osten ausgestellt wurden, darunter auch an Personen, die mit der Terrorgruppe Hisbollah in Verbindung stehen.«

Diese Pässe könnten für Reisen nach Nordamerika oder Europa verwendet werden. Nathan Sales, ehemaliger Koordinator für Terrorismusbekämpfung im US-Außenministerium, sagte dazu, die USA seien besorgt darüber, dass der venezolanische Präsident Maduro »einer Reihe von terroristischen Gruppen einen sicheren Unterschlupf gewährt hat … darunter Unterstützern und Sympathisanten der Hisbollah.«

Revolutionsexport

Der Plan des iranischen Regimes, seinen Einfluss und seine Präsenz in Lateinamerika auszuweiten, geht auf die Mitte der 1980er Jahre unter dem verstorbenen Obersten Führer Ayatollah Ruhollah Khomeini zurück und ist Teil des Grundprinzips der Mullahs, ihre Islamische Revolution in andere Länder zu exportieren. Khomeini damals wörtlich: »Wir werden unsere Revolution in die ganze Welt exportieren. Bis der Ruf ›Es gibt keinen Gott außer Allah‹ über die ganze Welt erschallt, wird es Krieg geben.«

Diese »Hauptaufgabe« ist sogar in der aktuellen iranischen Verfassung verankert: »Die Verfassung bietet die notwendige Grundlage, um die Fortführung der Revolution im In- und Ausland zu gewährleisten. Insbesondere bei der Entwicklung der internationalen Beziehungen wird die Verfassung zusammen mit anderen islamischen und vom Volk ausgehenden Bewegungen danach streben, den Weg für die Bildung einer einzigen Weltgemeinschaft zu bereiten.«

Um seine islamistische Propaganda in Lateinamerika zu verbreiten, hat das iranische Regime sogar einen eigenen spanischsprachigen Fernsehsender, Hispan TV, eingerichtet. Mittlerweile sind die iranischen Terrorzellen in Lateinamerika gewachsen, wobei die Al Mustafa International University in Ghom und Irans Terror-Vertreter Hisbollah eine Schlüsselrolle bei der Ausweitung der Präsenz und Ideologie der Mullahs in der Region gespielt haben. 

Laut der NGO United Against Nuclear Iran (UANI) ist die Al-Mustafa International University damit beauftragt, »die nächste Generation von Irans ausländischen schiitischen Klerikern, Religionsgelehrten und Missionaren auszubilden«. Es werde geschätzt, »dass an der Al-Mustafa Universität derzeit 40.000 ausländische Studenten eingeschrieben sind, von denen etwa die Hälfte auf einem Campus im Iran studiert. Viele Al-Mustafa-Absolventen werden vom iranischen Regime ausgewählt, um in ihren Heimatländern religiöse und kulturelle Zentren zu errichten, wo sie Studenten rekrutieren und die lokale Bevölkerung zur Loyalität gegenüber der islamischen Revolution erziehen können.«

UANI fügt hinzu, dass Al-Mustafa auch mehrere Zweigstellen in europäischen Ländern unterhält und nennt hier vor allem das Islamic College of London. »Al-Mustafa-Absolventen wie der italienische Geistliche Abbas DiPalma haben in ihren Heimatländern iranische Kulturzentren gegründet, zum Beispiel das Imam-Mahdi-Zentrum in Rom. Al-Mustafa hat auch libanesische Absolventen als Missionare nach Lateinamerika entsandt, wo sie versuchen, in den ausländischen Gemeinschaften Fuß zu fassen und die lokale Bevölkerung zu missionieren.«

Bei Gerichtsverhandlungen vorgelegte Beweise brachten Teheran mit den Bombenanschlägen auf die israelische Botschaft in Buenos Aires im Jahr 1992 und auf ein jüdisches Gemeindezentrum im Jahr 1994 in Verbindung.

Während die US-Regierung von Joe Biden weiterhin das iranische Regime beschwichtigt, das vom amerikanischen Außenministerium wiederum als »weltweit größter staatlicher Finazier des Terrorismus« bezeichnet wird, bauen die iranischen Mullahs gleichzeitig ihre weltweite Umma (Nation) vor der Haustür der USA auf: in Lateinamerika. Die Übernahme Lateinamerikas durch das iranische Regime – die Schaffung von Terrorzellen, der Zugang zu lateinamerikanischen Pässen, der Aufstieg von im Iran ausgebildeten Imamen und Kämpfern in Lateinamerika, die zunehmende Rekrutierung von Radikalen – ist eine potenzielle existenzielle Bedrohung für die Vereinigten Staaten.

Majid Rafizadeh ist Wirtschaftsstratege und Berater, Harvard-Absolvent, Politikwissenschaftler, Vorstandsmitglied der Harvard International Review und Präsident des International American Council on the Middle East. Er hat mehrere Bücher über den Islam und die US-Außenpolitik verfasst. (Der Artikel ist eine sprachlich überarbeitete Version des ursprünglich beim Gatestone Institute erschienen Texts von Rafizadeh.)

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