„Betrachtet man die Entwicklung in Syrien sorgfältig, zeigt sich, dass der nun seit sieben Jahren währende Bürgerkrieg und jihadistische Konflikt, der weite Teile des Landes zerstört hat, sich dem Ende zuneigt. Bei derartigen Prognosen ist angesichts der Vielzahl früherer Einschätzungen, die den unmittelbaren und unvermeidlichen Sturz des syrischen Präsidenten Bashar Assad vorhersagten, und die sich alle als irrig herausstellten, selbstverständlich Vorsicht geboten. Dennoch hat sich der Krieg in den vergangenen Monaten in eine eindeutige Richtung entwickelt. Infolge der Waffenstillstandsabkommen, die von Moskau ausgehandelt und in weiten Teilen Syriens – darunter der Süden Syriens, die Umgebung der Staat Daraa und das Gebiet entlang der israelisch-syrischen Grenze auf den Golanhöhen – umgesetzt worden sind, neigen die Kämpfe sich dem Ende zu.
Infolge der militärischen Macht Russlands, aber auch der Schwäche der verbündeten Aufständischen, haben die Russen die Revolte gegen Assad erfolgreich niedergeschlagen. (…) Russland ist der große Gewinner im syrischen Bürgerkrieg. Seine Streitkräfte sind im ganzen Land im Einsatz, sogar im Süden, nahe den Grenzen zu Israel und Jordanien. Überraschenderweise begrüßen die Bewohner ebenjener Dörfer, die bis vor kurzem noch von russischen Kampffliegern bombardiert wurden, nun oftmals die russischen Soldaten. Die Bewohner des Nahen Ostens schätzen Stärke und wissen, was sie zu tun haben, um angesichts der unerträglichen Situation in der Region zu überleben.
Doch wären die Russen ohne den Iran nie soweit gekommen. Er stellt für Moskau in seinen Bestrebungen, in Syrien eine prekäre Ruhe zu wahren, weiterhin einen lebensnotwendigen Partner dar. Schließlich waren es nicht die russischen Kampfflieger oder die in Syrien eingesetzten Einheiten der russischen Militärpolizei, die den Ausgang bestimmten – es waren der Iran und seine Verbündeten, schiitische Freiwillige und Kämpfer der Hisbollah. Der Iran hat keine Absicht, sich in absehbarer Zukunft seine Beute abnehmen zu lassen, und kann geduldig auf den geeignetsten Zeitpunkt warten, aus seinen Gewinnen das Meiste zu machen. In der Zwischenzeit festigt Teheran seine Kontrolle über ebenjene Gebiete, die ihm durch Russlands Vorgehen ausgeliefert wurden. Der Handel lohnt sich: statt Stellungen entlang der israelischen Grenze erhalten die Iraner einen Hafen an der syrischen Küste und ein riesiges militärisches Aufmarschgebiet, das von Damaskus bis an die irakische Grenze reicht. Die Situation in Syrien und im Libanon hat sich verändert und auch Israel sollte sich auf das vorbereiten, was als Nächstes kommt.“ (Eyal Zisser: „Syria: Iran’s prey“)