Infolge der militärischen Macht Russlands, aber auch der Schwäche der verbündeten Aufständischen, haben die Russen die Revolte gegen Assad erfolgreich niedergeschlagen. (…) Russland ist der große Gewinner im syrischen Bürgerkrieg. Seine Streitkräfte sind im ganzen Land im Einsatz, sogar im Süden, nahe den Grenzen zu Israel und Jordanien. Überraschenderweise begrüßen die Bewohner ebenjener Dörfer, die bis vor kurzem noch von russischen Kampffliegern bombardiert wurden, nun oftmals die russischen Soldaten. Die Bewohner des Nahen Ostens schätzen Stärke und wissen, was sie zu tun haben, um angesichts der unerträglichen Situation in der Region zu überleben.
Doch wären die Russen ohne den Iran nie soweit gekommen. Er stellt für Moskau in seinen Bestrebungen, in Syrien eine prekäre Ruhe zu wahren, weiterhin einen lebensnotwendigen Partner dar. Schließlich waren es nicht die russischen Kampfflieger oder die in Syrien eingesetzten Einheiten der russischen Militärpolizei, die den Ausgang bestimmten – es waren der Iran und seine Verbündeten, schiitische Freiwillige und Kämpfer der Hisbollah. Der Iran hat keine Absicht, sich in absehbarer Zukunft seine Beute abnehmen zu lassen, und kann geduldig auf den geeignetsten Zeitpunkt warten, aus seinen Gewinnen das Meiste zu machen. In der Zwischenzeit festigt Teheran seine Kontrolle über ebenjene Gebiete, die ihm durch Russlands Vorgehen ausgeliefert wurden. Der Handel lohnt sich: statt Stellungen entlang der israelischen Grenze erhalten die Iraner einen Hafen an der syrischen Küste und ein riesiges militärisches Aufmarschgebiet, das von Damaskus bis an die irakische Grenze reicht. Die Situation in Syrien und im Libanon hat sich verändert und auch Israel sollte sich auf das vorbereiten, was als Nächstes kommt.“ (Eyal Zisser: „Syria: Iran’s prey“)