Teheran hat den USA im Irak den Krieg erklärt

Vom Iran kontrollierte Milizen vertsärken ihre Angriffe auf US-Einrichtungen im Irak
Vom Iran kontrollierte Milizen vertsärken ihre Angriffe auf US-Einrichtungen im Irak (© Imago Images / UPI Photo)

Zeitgleich mit dem Abzug der US-Truppen in Afghanistan hat der Iran seine Angriffe auf US-Truppen im Irak intensiviert. Auch Drohnen kommen zum Einsatz.

Seth J. Frantzman, Jerusalem Post

Die täglichen Raketen- und Drohnenangriffe auf die USA im Irak sind nicht mehr nur die Belästigung, als die sie im Mai 2019 begannen. Die gezielten Angriffe nehmen zu, und es kommen auch höher entwickelte Drohnen zum Einsatz als in der Vergangenheit. Zwar gab es seit dem Frühjahr 2020 keine amerikanischen Todesopfer mehr durch diese Angriffe, doch das Gesamtbild zeigt einen zunehmenden Konflikt, in dem der Iran den USA im Irak den Krieg erklärt hat.

Der jüngste Angriff fand am Donnerstagmorgen auf die US-Botschaft in Bagdad statt. Er folgte auf seit dem 4. Juli täglich durchgeführte Angriffe auf US-Streitkräfte in Erbil, der Hauptstadt der Region Kurdistan im Irak, auf den Stützpunkt Al Asad im Westirak und auf US-Streitkräfte in Syrien.

Der Iran hat solch einen Schattenkrieg schon einmal geführt, als er pro-iranische Gruppen im Irak benutzte, um nach der US-geführten Invasion des Irak 2003 einen Aufstand gegen die USA zu führen. Die Ironie dabei ist, dass Washington in den Irak einmarschiert war, um Saddam Hussein zu beseitigen. Saddam war ein Gegner des Iran, der auch Völkermord an den Irakern beging und Kurden und Schiiten ins Visier nahm.

Sobald er jedoch von der Macht entfernt war, zogen die Iraner in den Irak ein und benutzten pro-iranische schiitische Gruppen wie die Badr-Organisation und mobilisierten sie als Stellvertreter, um die USA anzugreifen. Dies führte dazu, dass Hunderte amerikanischer Soldaten getötet wurden. Aber die USA übten keine Vergeltung und zogen die Illusion vor, dass es sich um eine Art einheimische Angriffe handelte.

Der Iran unterstützte seine pro-iranischen Milizen im Irak mit Waffen, darunter 107-mm-Raketen und projektilbildende Ladung (EFPs). Die EFPs töteten Berichten zufolge mindestens 196 amerikanische Soldaten.

Die Auseinandersetzung schien 2011 zu enden, als die USA den Irak verließen. Doch im Jahr 2014 kehrten sie zurück, um gegen den Islamischen Staat zu kämpfen, und eine Zeit lang wurden sie nicht angegriffen. Doch 2017 forderten die pro-iranischen Milizen, angeführt von Kataib Hisbollah, Asaib Ahl al-Haq und anderen, die USA sollten den Irak verlassen. Das haben die USA nicht getan, da sie von der irakischen Regierung eingeladen worden waren.

Die offizielle Linie der US-geführten Koalition ist, dass die Angriffe gegen ihre Streitkräfte im Irak die Iraker gefährden. (…) Der größere Zusammenhang ist jedoch, dass es nicht nur Iraker trifft. Es handelt sich um eine konzertierte und koordinierte Kampagne gegen die USA. (…)

Der Einsatz von Drohnen bei Angriffen ist Teil einer neuen Strategie. Bislang scheint die Strategie darauf ausgelegt zu sein, den USA nicht viele Opfer zuzufügen, um die Gegenschläge gering zu halten. Tatsächlich waren die Raketenangriffe relativ klein, manchmal bis zu einem Dutzend Raketen, aber meistens nur einige wenige.

Im April schlug eine Drohne in einen CIA-Hangar in Erbil in der Region Kurdistan ein und schien die Botschaft zu senden, dass der Iran weiß, wo Amerikas Geheimnisse versteckt sind. Drohnen zielten auch auf das Gebiet, in dem das neue US-Konsulat in der Nähe von Erbil gebaut wird. Die Botschaft ist, dass die USA in Kurdistan, einem friedlichen und normalerweise sicheren Gebiet, nicht sicher sind.

Der Einsatz von Drohnen und Raketen, die der Iran den Milizen im Irak zur Verfügung stellt, gegen diplomatische Einrichtungen und auch gegen das US-Militär ist beispiellos. Während der Iran Raketen und Drohnen an die Hamas und die Hisbollah geliefert hat, scheint im Irak die Rolle des Korps der Islamischen Revolutionsgarden eng mit der iranischen Führung in Teheran koordiniert zu sein.

Es ist klar, dass Teheran die Angriffe intensivieren kann, wenn es das will. Diesmal begann die Eskalation am 4. Juli. Der Iran sandte damit eine Nachricht, die mit dem Abzug der USA von der Bagram Air Base in Afghanistan zusammenfiel: Er denkt, dass er die USA in Folge auch aus dem Irak vertreiben kann.

(Aus dem Artikel Iran has declared war on the US in Iraq through its proxies – analysis“, der in der Jerusalem Post erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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