In einem Anruf an die freigelassene Ehefrau drohte die Hamas mit der Ermordung ihres entführten Mannes, sollte sie Details über ihre eigene Gefangenschaft öffentlich preisgeben.
Tal Shoham, der am 22. Februar im Rahmen des Geiselabkommens mit der Hamas aus dem Gazastreifen befreit wurde, gab am Donnerstag bekannt, dass die Terroristen seine Frau Adi, die während einer früheren Waffenruhe freigelassen worden war, angerufen und mit der Ermordung ihres Mannes gedroht hätten, sollte sie selbst öffentlich über ihre Gefangenschaft sprechen. Adi Shoham wurde während des Massakers am 7. Oktober 2023 gemeinsam mit ihren beiden kleinen Kindern als Geisel genommen und nach fünfzig Tagen im Rahmen des ersten Waffenstillstandsabkommens freigelassen.
Der vierzigjährige Tal Shoham mit israelisch-österreichischer Doppelstaatsbürgerschaft wurde ebenfalls am 7. Oktober aus dem Kibbuz Be’eri entführt, als er die Verwandtschaft seiner Frau zum Simchat-Torah-Fest besuchte. Shohams Schwiegereltern gehörten zu den etwa 1.200 Menschen an diesem Tag Ermordeten.
Transport im Krankenwagen
Als Tal und seine Entführer am 7. Oktober den Gazastreifen erreichten, sprang ein Terrorist auf das Auto, richtete »mit Mordlust in den Augen« seine Waffe auf ihn und befahl ihm, sich hinzuknien. Er weigerte sich jedoch, erzählte Shoham, weil er nicht zu ihren Bedingungen getötet werden wollte.
Die Hälfte seiner Gefangenschaft habe er in Wohnungen verbracht, die andere in Tunneln. Er wurde manchmal gefesselt, ausgehungert, geschlagen und mit Mord bedroht und wusste zunächst nicht, ob seine Familie überlebt hatte. Seine Entführer transportierten ihn und andere Geiseln in Krankenwagen, wobei ihnen die Augen verbunden wurden, sie kahlrasiert und in Gewänder gekleidet waren, die sie an die Einheimischen anpassen sollte.
Tal Shoham erfuhr etwa fünfzig Tage nach seiner Gefangennahme, dass seine unmittelbare Familie das Massaker überlebt hatte, als die Hamas ihm einen Brief seiner Frau übergab, in dem sie ihm mitteilte, dass sie und ihre Kinder freigelassen würden. »Wenn ich meine Kinder hören kann, wie sie uns mit ›Mutter‹ und ›Vater‹, ›Mama‹ und ›Papa‹ ansprechen, ist das wie Musik in meinen Ohren«, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur AP. »Als Familie sind wir jetzt alle dabei, uns zu erholen.«
Nach offiziellen Angaben des israelischen Militärs befinden sich noch 59 Personen in Gefangenschaft, wovon mindestens 35 als tot gelten.