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Der Frühling der Frauen im Nahen Osten ist nicht zu Ende

Der Frühling der Frauen im Nahen Osten ist nicht zu Ende„Der Aufstand ist noch lange nicht vorbei. Im Sudan und in Algerien tobt er weiter und die Nachbeben sind in der gesamten Region noch immer zu spüren. Die verschiedenen Revolutionen, die die arabische Welt bis ins Mark erschüttert haben, haben Herrscher gestürzt, forderten Hunderttausende Menschenleben, vertrieben Millionen, und einige Länder haben aufgehört, als politische Einheiten zu existieren.

Dieses faszinierende Phänomen, das den Nahen Osten seit fast neun Jahren erschüttert, hat jedoch noch eine andere Dimension: Während die Männer weg sind, um zu kämpfen, müssen die Frauen die Scherben zusammenkehren und ein neues Leben für sich und ihre Kinder aufbauen.

Wie es scheint, hat die Realität diese Frauen gezwungen, aktiv zu werden. In Syrien kämpften kurdische Frauen Seite an Seite mit Männern gegen den Islamischen Staat (IS), bauen jetzt neue Dörfer auf und arbeiten an einer neuen sozialen und politischen Ordnung. In Ägypten haben Frauen und Männer ein Unterstützungssystem für Opfer sexueller Übergriffe eingerichtet – und rücken damit ein Thema ins Rampenlicht, das einst als tabu galt. Marokko hat Frauen in den traditionell patriarchalischen Klerus und die Justiz aufgenommen und im Persischen Golf riskieren weibliche Aktivistinnen Verhaftung und sogar Folter, fordern aber weiterhin Gleichberechtigung und Freiheit.

Wenn die Kämpfe endlich nachlassen und der Staub sich legt, werden die Männer im Nahen Osten versuchen, den Fortschritt aufzuhalten und die Frauen in ihre bekannte Rolle als Hausfrauen zurück zu zwängen, deren einziger Zweck es ist zu kochen, sauber zu machen und sich um die Kinder zu kümmern? Zumindest an einigen Orten sind die Veränderungen, die in Gang gesetzt wurden, zu tiefgreifend, als dass die Dinge jemals wieder so sein könnten wie zuvor. (…)

Am 10. März 2017 legte eine große Gruppe kurdischer Frauen mit Unterstützung von Freiwilligen aus aller Welt den Grundstein für ein neues Dorf im Nordosten Syriens. Jinwar, was auf Kurdisch ‚Frauenterritorium‘ bedeutet, ist eine reine Frauengemeinde, die wenige Kilometer von Qamischli entfernt, nahe der Grenze zur Türkei, errichtet wurde. (…) Jinwar ist einzigartig, aber es spiegelt einen breiteren, faszinierenden Trend wider: Im krassen Gegensatz zu den Schrecken des Krieges und den Wellen des radikalen Islam, die durch die Region rollen, formiert sich Rojava, die kurdische Autonomie im Nordosten Syriens, als eine liberale, säkulare Region, die sich bemüht, die Gleichstellung der Geschlechter zum Regelfall zu machen. Frauen sollen vollwertige Partner in der Regierung, den Sicherheitskräften und allen anderen staatlichen Institutionen werden. (…)

Der Kampf der arabischen Frauen für Freiheit und Gleichheit ist noch lange nicht vorbei, aber es ist jedem klar, dass die Reformen, die mit Blut, Schweiß und Tränen bezahlt wurden, nicht rückgängig gemacht werden können. Der Kampf um die Befreiung der Frauen, der Ende des 19. Jahrhunderts begann, wird fortgesetzt. Und es gibt genug Frauen im Nahen Osten, um sicherzustellen, dass er erfolgreich sein wird.” (Ksenia Svetlova: „Rising from ashes of Arab Spring, women lead a first Muslim feminist revolution“)

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