Der Friedensvertrag verändert das Leben der bahrainischen Juden

Die Synagoge in der bahrainischen Hauptstadt Manama
Die Synagoge in der bahrainischen Hauptstadt Manama (Quelle: Twitter)

Bislang war es der kleinen jüdischen Gemeinde in dem Golfstaat unmöglich, Beziehungen mit Israel und ihren Verwandten dort zu unterhalten.

Josefin Dolsten, Jewish Telegraph Agency

Ebrahim Dahood Nonoo, der Führer der winzigen jüdischen Gemeinde Bahrains, gehört zu den etwa 50 Juden des Golflandes, die bis vor Kurzem dachten, Frieden mit Israel würde „zu unseren Lebzeiten“ niemals zustande kommen. „Es schien einfach nicht möglich“, sagte Nonoo der Jewish Telegraphic Agency aus der Hauptstadt Manama, in der er mit seiner Frau lebt.

Es wird erwartet, dass die Unterzeichnung des Friedensabkommens bislang undenkbare Zusammenarbeit, Handel und Reisen zwischen Bahrain und Israel ermöglichen wird. Sie wird erhebliche Auswirkungen auf die bahrainischen Juden haben, von denen viele Verwandte in Israel haben, die sie bisher nicht besuchen konnten. (…)

Die jüdische Gemeinde in Bahrain, einem Inselstaat mit rund 1,5 Millionen Einwohnern, reicht etwa 140 Jahre zurück, als eine Gruppe irakischer Juden Ende des 19 Jhdts. auf der Suche nach wirtschaftlichen Möglichkeiten im Land eintraf. Viele waren arm und hatten keine Ausbildung, fanden aber Arbeit und hatten schließlich Erfolg in der Bekleidungsindustrie. Nonoo’s Großvater kam als 12-Jähriger zusammen mit seinem Onkel und fand eine Arbeitsstelle, wo er Silberfäden aus ausrangierten Kleidern zog und sie verkaufte. (…)

Etwa zur gleichen Zeit siedelte sich auch eine kleinere Zahl von Juden aus dem Iran in Bahrain an. Zu ihrem Höhepunkt in den 1920er und 30er Jahren zählte die Gemeinde laut Nonoo etwa 800 Mitglieder, obwohl andere die Zahl auf bis zu 1.500 geschätzt haben. Obwohl die Gemeindemitglieder sozialen Umgang mit bahrainischen Muslimen hatten, heirateten sie hauptsächlich innerhalb der Gemeinde und lebten nahe beieinander in Manama. Die Mitglieder sprachen und sprechen nach wie vor einen jüdischen Dialekt des irakischen Arabisch. (…)

Doch nach der UN-Teilungsabstimmung von 1947, bei der die Schaffung eines jüdischen Staates im damaligen Palästina neben einem arabischen Staat empfohlen wurde, verschlechterte sich die Lage zusehends. Dieser Schritt führte zu antisemitischen Unruhen in der gesamten arabischen Welt, auch in Bahrain. Eine Gruppe von Randalierern – Nonoo sagte, es seien Migranten aus anderen arabischen Ländern gewesen – brannte die Synagoge nieder und stahl die einzige Thorarolle des Landes. Der größte Teil der Gemeinschaft verließ nach diesen Angriff oder in den folgenden anderthalb Jahrzehnten das Land und ließ sich in Israel nieder.

Die etwa 50 im Land lebenden Juden bestehen aus den wenigen Verbliebenen und ihren Nachkommen. Es gibt einen aktiven jüdischen Friedhof, aber die Synagoge – von Nonoo’s Vater in den 1980er Jahren wiederaufgebaut – wurde nie offiziell wiedereröffnet, und der größte Teil der Gemeinde betet weiterhin zu Hause. Nonoo ist dabei, das Gebäude zu renovieren und hofft, es im nächsten Jahr als Gotteshaus und Museum wiedereröffnen zu können. (…)

Dennoch altert die örtliche jüdische Gemeinde, da viele junge Menschen ins Ausland gehen, um dort zu studieren, und sich nach ihrem Studium oft dafür entscheiden, in anderen Ländern zu bleiben – einschließlich Nonoos Kindern, die beide im Vereinigten Königreich leben. (…) Nonoo hofft, dass das neue Abkommen mit Israel eine Trendwende herbeiführen wird, und dass die Pläne zum Bau des Abrahamitischen Familienhauses in den nahe gelegenen Vereinigten Arabischen Emiraten, das eine Kirche, eine Moschee und eine Synagoge beherbergen wird, mehr Juden dazu bewegen könnte, sich am Golf anzusiedeln.

(Aus dem Artikel „Jews have lived in Bahrain for 140 years. The country’s peace deal with Israel changes their lives“, der bei Reuters erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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