„Wie die Washington Post erläuterte, hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die (vermeintlich) unautorisierte Veröffentlichung von Informationen, die teils wahr und teils unwahr waren, als politisches Mittel eingesetzt, um die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und der Trump-Regierung zu beschädigen.
Was die Post allerdings nicht erwähnt, ist die Tatsache, dass sie in Erdogans Kampagne selbst eine Rolle gespielt hat. Überhaupt haben weite Teile der amerikanischen Presse und des dortigen außenpolitischen Establishments, die der türkischen Regierung zuvor unverhohlen feindselig gegenüberstanden, in den letzten paar Jahren plötzlich begonnen, fast alles, was die Erdogan-treuen Medien ihnen zuspielen, zu veröffentlichen und selbst anonyme und unautorisierte Meldungen von türkischen Regierungsvertretern, die oft aus zweiter Hand stammen, an das amerikanische Publikum weiterzugeben, um so einem Verbündeten Trumps zu schaden.
In der Türkei sind mehr Journalisten inhaftiert als in jedem anderen Land der Welt. Das hat zur Folge, dass die verbleibende türkische Presse überwiegend den Präsidenten unterstützt bzw. sich davor fürchtet, ihm in die Quere zu kommen. Die türkische Presse stellt mit anderen Worten keine unabhängige Gewalt mehr dar, sondern gehört zu den politischen Waffen der türkischen Regierung. (…)
In Khashoggis Fall spielte die Presse die Rolle der pro-iranischen Echokammer, die ursprünglich geschaffen wurde, um der Öffentlichkeit das Atomabkommen mit dem Iran schmackhaft zu machen. Für Obama was das Atomabkommen ein geopolitisches Mittel, um die Interessen der USA zu Lasten des seit 75 Jahren bestehenden Bündnisses zwischen den USA und Saudi-Arabien denen des Iran anzunähern. Eine der ersten Amtshandlungen Trumps bestand darin, Riads privilegierte Position als Partner Amerikas in der Region wiederherzustellen. In dem Bestreben, Obamas proiranische Politik fortzuführen, kam der Echokammer die Khashoggi-Affäre als Anlass für weitere Angriffe auf Riad gerade recht. (…)“ (Lee Smith: „How Should We Read the American Press? In Arabic.”