Im Gegensatz zu Bahrain und den Emiraten gibt es im Sudan starken Widerstand gegen die Annäherung an Israel.
Raphael Ahren, The Times of Israel
Das israelisch-sudanesische Normalisierungsabkommen, das am Freitag angekündigt wurde, war ein historischer Durchbruch, aber der Weg zu einem formellen Friedensvertrag und zur Aufnahme umfassender diplomatischer Beziehungen könnte noch kompliziert und langwierig sein. (…)
Im Gegensatz zu den beiden Golfmonarchien befindet sich die Republik Sudan, in der die Feindseligkeit gegenüber dem jüdischen Staat noch immer weit verbreitet ist, derzeit in einer fragilen Phase des Übergangs von einer Diktatur zu einer Demokratie; allein dies wird die Herstellung uneingeschränkter Beziehungen zu Israel zu einer gewaltigen Herausforderung machen.
Ihr Außenminister, Omar Gamareldin, hat bereits betont, dass ein Friedensabkommen mit Israel zunächst ratifiziert werden müsse – von einem Gremium, das derzeit nicht existiert. (…)
Selbst wenn die Normalisierung mit Israel in den kommenden Wochen zu einer formell akzeptablen Abstimmung gebracht werden sollte, ist keineswegs garantiert, dass sie von sudanesischen Politikern so leicht abgesegnet wird, wie die Aufnahme diplomatischer Beziehungen in den VAE und in Bahrain gebilligt wurde.
In Khartum hat sich eine breite Koalition gegen die Idee eines Friedens mit Israel gebildet – darunter auch der Führer der größten sudanesischen Partei – und geschworen, gegen das Abkommen zu kämpfen. (…)
Die gemeinsame Erklärung von Premierminister Benjamin Netanjahu, Trump, dem sudanesischen Vorsitzenden des Souveränitätsrates Abdel Fattah al-Burhan und dem sudanesischen Premierminister Abdalla Hamdok vom Freitag gab auch einige Hinweise darauf, dass der Normalisierungsprozess zwischen Khartum und Jerusalem anders aussehen würde als die Vereinbarungen mit den VAE und Bahrain. (…)
Die Erklärung ist beredt in dem, was sie nicht sagt. Zunächst einmal enthält sich keine Angaben über die „vollständige Normalisierung der Beziehungen“ oder die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Sie sieht auch nicht die gegenseitige Öffnung von Botschaften vor. Und sie bezieht sich nicht auf das Abraham-Abkommen, die von den USA vermittelte Erklärung, in der religiöse Toleranz befürwortet wird und die im vergangenen Monat im Weißen Haus von Israel, den USA, sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain unterzeichnet wurde.
Die Erklärung vom Freitag ist lediglich eine politische Erklärung über zukünftige Absichten, ähnlich wie die gemeinsamen Erklärungen von Trump, Netanjahu und dem Kronprinzen der VAE, Mohammed bin Zayed al Nahyan, vom 13. August und die „Friedenserklärung“ mit Bahrain vom 15. September. Sie ist kein Vertrag und hat keine rechtliche Bedeutung.
(Aus dem Artikel „An Israeli embassy in Khartoum? Not so fast. This peace deal may take some time“, der von der Times of Israel veröffentlicht wurde. Übersetzung von Florian Markl.)