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„Der Konsens gegen den Antisemitismus in Europa hat Risse bekommen“

Geschändeter "Stolperstein" in Deutschland
Geschändeter "Stolperstein" in Deutschland (Quelle: Twitter)

Eine israelische Studie konstatiert einen besorgniserregenden Gleichklang von rechtem und linkem Antisemitismus in Westeuropa, der immer weiter in den politischen Mainstream vordringt.

Lazar Berman, Times of Israel

Laut einer israelischen Studie, die vergangene Woche veröffentlicht wurde und einen besorgniserregenden Gleichklang von rechts- und linksextremen Ressentiments feststellt, dringt der Antisemitismus in Westeuropa immer weiter in den Mainstream vor. „Wir sehen das Einwandern der Extreme in den politischen Mainstream“, sagte Adi Kantor, einer der Autoren der Studie „Zeitgenössischer Antisemitismus im politischen Diskurs von westeuropäischen Ländern: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Irland“.

Die Studie ist ein gemeinsames Projekt des Institute for National Security Studies (INSS) in Tel Aviv und der Jewish Agency und widmet sich antisemitischen Äußerungen durch Politiker und politische Parteien in den fünf westeuropäischen Nationen zwischen Ende 2019 und Ende 2020. Die Untersuchung beinhaltet damit noch nicht den Anstieg von Antisemitismus, der in Europa und den USA während Israels 11-tägiger Militäroperation gegen die Hamas im Mai 2021 zu verzeichnen war.

„Wir wollten versuchen zu verstehen, wie dieses Phänomen einerseits von tiefgreifenden, globalen Trends und breiten gesellschaftlichen Strömungen beeinflusst wird. Und wie es andererseits mit lokalen Charakteristika zusammenhängt: etwa dem Auftreten der Islamisten oder der ‚Gelbwesten‘-Proteste in Frankreich, der Rechten in Deutschland, dem ehemaligen Führer der Labour Party Jeremy Corbyn in Großbritannien; und wie es von unvorhergesehenen Ereignissen wie dem Coronavirus beeinflusst wird”, sagte INSS-Forscher Shahar Eilam, ein ehemaliger hochrangiger Geheimdienstler der Israelischen Verteidigungskräfte.

Das Projekt untersuchte den Antisemitismus der extremen Rechten, die historische Fakten verdreht, eine Opferrolle in Anspruch nimmt, die Rolle ihres Landes bei der während des Holocausts leugnet und verharmlost sowie Minderheiten zum Sündenbock macht, insbesondere Einwanderer, Muslime und Juden. Den Forschern zufolge stellen sich rechte Parteien in Westeuropa immer wieder als Unterstützer Israels und sogar als Verteidiger von Juden dar, während gleichzeitig Parteimitglieder weiterhin Ausdrücke des klassischen Antisemitismus verwenden.

Die Studie untersuchte auch den Antisemitismus auf der extremen Linken, der meist als Kritik an Israel getarnt ist. Sie ergab, dass die gebräuchlichsten Äußerungsformen von Antisemitismus überwiegend von Politikern der Linken geäußert werden: darunter fallen die Verwendung „bösartiger Stereotypen”, „Vergleiche zwischen Israel und den Nazis“ oder die „Leugnung des Selbstbestimmungsrechts des jüdischen Volkes“.

Besorgniserregend ist, dass die Forscher eine wachsende Konvergenz von linkem und rechtem Antisemitismus feststellten, wobei ähnliche Botschaften und Symbole von beiden Extremen verwendet werden. (…) Die Forscher kamen dabei zu mehreren beunruhigenden Schlussfolgerungen. So fanden sie heraus, dass der Antisemitismus vermehrt als politisches Instrument eingesetzt wird. Er dient als Werkzeug gegen politische Konkurrenten, während der Antisemitismus von Mitstreitern ignoriert wird.

Der breite Konsens gegen den Antisemitismus in Europa hat Risse bekommen, wobei verschleiernde Begriffe verwendet werden, um antiglobalistischen Botschaften auf der Rechten und Anti-Israel-Stimmung auf der Linken Ausdruck zu verleihen.

(Aus dem Artikel Antisemitism ‘mainstreamed’ in Western European politics, says Israeli study, der in der Times of Israel erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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