Das Traumpaar der deutschen Publizistik

(Quelle: Harald Krichel / CC BY-SA 4.0, © JCS / CC BY 3.0)

Von Alex Feuerherdt

Die These, dass etwas zusammenwachse, was zusammengehöre, wird fraglos ähnlich inflationär häufig formuliert wie die Behauptung, dieses oder jenes passe wie der Allerwerteste auf den Kübel. Aber manchmal ist es ja auch einfach allzu wahr, und bisweilen werden diesbezüglich sogar ganz neue Maßstäbe gesetzt: Jürgen Todenhöfer wird mit Beginn des kommenden Jahres die von Jakob Augstein verlegte Postille Freitag herausgeben, und die einzige Frage von Belang, die sich in diesem Zusammenhang stellt, lautet: Warum eigentlich erst jetzt?

Die beiden sind schließlich wie füreinander geschaffen. Sie verehren Putin und verachten den Westen, sie sehen im Terror nicht die apokalyptische Sehnsucht nach Vernichtung, sondern bloß eine Verzweiflungsgeste der Verdammten dieser Erde, und wenn sie von Krieg und Frieden sprechen, bricht sich stets das antizivilisatorische Ressentiment Bahn, das unversehens in ein faktisches Plädoyer für die Barbarei mündet. Folgerichtig ist ihnen auch Israel zutiefst verhasst, weil es die Unverschämtheit besitzt, jüdische Souveränität zu exekutieren.

Als „Herrenvolk“ bezeichnet der eine, Todenhöfer, die Israelis, die das „gedemütigte und entrechtete kleine Volk“ der Palästinenser „in einem großen Käfig“ hielten, es in ein „Ghetto“ eingesperrt hätten. Der andere, Augstein, glaubt, der jüdische Staat führe „die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs“, gefährde den Weltfrieden und pferche die Palästinenser in einem Lager zusammen. Kritik daran verbitten sie sich: gerade als „Gerade wir als Deutsche“-Deutscher wird man die Juden ja wohl noch als Nazis bezeichnen dürfen, ohne deshalb gleich als Antisemit zu gelten!

Freuen wir uns also auf Todenhöfers Herausgeberschaft mit Redaktionskonferenzen in einem Waffenschmuggeltunnel der Hamas, Frontberichten aus dem „Islamischen Staat“ und regelmäßigen Kolumnen von Bashar al-Assad. Oder doch zumindest von Martin Lejeune und Xavier Naidoo.

(Zuerst erschienen bei den Salonkolumnisten.)

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