Das Problem des muslimischen Antisemitismus in den USA geht über Ilhan Omar hinaus

Die Somalierin Ayaan Hirsi Ali wurde selbst zur Antisemitin erzogen. Davon lösen konnte sie sich nur, weil sie sich damit beschäftigte, wie sie diesen Hass erworben hatte.

Das Problem des muslimischen Antisemitismus in den USA geht über Ilhan Omar hinaus
Ayaan Hirsi Ali (Quelle: American Atheists , CC BY 3.0) und Ilhan Omar (Quelle: Fibonacci Blue, CC BY 2.0)

„Eine neu in den US-Kongress gewählte Abgeordnete aus Minnesota hat mit ihren antisemitischen Äußerungen die jüdische Gemeinde erzürnt und der Führung der Demokraten Unannehmlichkeiten eingebracht. Ilhan Omar ist wie ich in Somalia geboren und war in jungen Jahren dem muslimischen Antisemitismus ausgesetzt. (…) Nach meiner Erfahrung ist es schwierig und möglicherweise unmöglich, Hass loszuwerden, ohne sich klarzumachen, wie man diesen Hass erworben hat. (…) Den Ausdruck Antisemitismus hörte ich erstmals, als ich mit Mitte zwanzig in die Niederlande zog. Seine muslimische Variante kannte ich jedoch aus erster Hand.

Als ich ein kleines Mädchen war, wurde meine Mutter oft wütend auf meinen Bruder, den Gemüseverkäufer oder einen Nachbarn. Dann rief oder fluchte sie mit unterdrückter Stimme ‚Yahud!‘ und verwies anschließend darauf, wie schädlich, niederträchtig oder abscheulich das Objekt ihres Zorns war. Das kam nicht nur von meiner Mutter; Erwachsene in meiner Umgebung riefen ‚Yahud!‘ in der Weise aus, in der Amerikaner das F-Wort verwenden. So lernte ich, dass Juden – Yahud – alle böse waren. Niemand machte sich die Mühe, diese Vorstellung in einen rationalen Zusammenhang zu stellen – das war auch kaum notwendig, da es rundum keine Juden gab. Aber dies bildete das notwendige Fundament für die nächste Phase meiner Entwicklung. Mit fünfzehn schloss ich mich der Muslim-Bruderschaft an und wurde zur Islamistin. Ich nahm an religiösen und zivilgesellschaftlichen Veranstaltungen teil und lernte dort, wie tief und weit jüdische Niedertracht reichte. (…)

Das Problem des muslimischen Antisemitismus geht jedoch weit über Ilhan Omar hinaus. Wenn man sie verurteilt, aus dem House Foreign Affairs Committee entfernt oder 2020 abwählt, wird das Problem nicht verschwinden. Die Islamisten haben begriffen, wie sich muslimischer Antisemitismus mit der vagen Idee von ‚sozialer Gerechtigkeit‘ auf der amerikanischen Linken verknüpfen lässt. Es ist ihnen gelungen, ihre Agenda im progressiven Rahmen des Konflikts Unterdrückter gegen Unterdrücker einzubetten.“ (Ayaan Hirsi Ali, Neue Zürcher Zeitung: „Mein lieber Gott, vernichte sie: Wie muslimischer Antisemitismus entsteht. Und wie man sich von ihm emanzipieren kann“)

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