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Das schwere Los der Christen in den palästinensischen Gebieten

Bethlehem (<a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Daniel_Case">Daniel Case</a>/<a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en">CC BY-SA 3.0</a>)
Bethlehem (<a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Daniel_Case">Daniel Case</a>/<a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en">CC BY-SA 3.0</a>)

Die Zahl der Christen in den palästinensischen Gebieten sinkt ständig. Gerne wird Israel dafür verantwortlich gemacht, andere Gründe werden ausgeblendet.

Ashley Muse, Providence

Wie andere christliche Bevölkerungen im Nahen Osten auch, haben Christen in den palästinensischen Gebieten in den letzten Jahrzehnten die Region massenhaft verlassen, was ihr Überleben in ihrer alten Heimat immer mehr in Frage stellt. Die meisten Berichte und die palästinensischen Christen selbst geben der israelischen Besatzung die Schuld dafür, dass sie verdrängt werden.

Laut dem Kairos-Dokument, das 2009 von prominenten palästinensischen christlichen Führern als Plädoyer an die internationale Gemeinschaft herausgegeben wurde, ist die schrumpfende christliche Bevölkerung in Palästina ‚eine der gefährlichen Folgen des Konflikts und des lokalen wie internationalen Versagens, eine umfassende Lösung für das Problem zu finden‘. Die Aussage weist die alleinige Schuld Israel zu – unter völliger Missachtung anderer Faktoren, die das Überleben der Christen in der Gegend erschweren. (…)

In den palästinensischen Gebieten ist Religionsfreiheit ein kaum existierendes Konzept. Laut Artikel 4 des palästinensischen Grundgesetzes ist der Islam die offizielle Religion, obwohl ‚Respekt und Heiligkeit aller anderen himmlischen Religionen gewahrt werden‘. Das Gesetz sagt weiter, dass die Scharia die Hauptquelle der Gesetzgebung sein soll, was bedeutet, dass die Abkehr vom Islam mit dem Tod bestraft wird.

Obwohl die Palästinensische Autonomiebehörde nie offiziell die Todesstrafe gegen Konvertiten vollstreckt hat, haben einige Gemeinden und Familien das sehr wohl gemacht. Viele Christen, die einen muslimischen Familienhintergrund haben, haben das Gefühl, dass sie ihren neuen Glauben verstecken müssen, da sie sonst mit Ächtung, gewalttätigen Angriffen oder dem Tod durch ihre Familie oder die Gesellschaft zu rechnen haben. Viele Drohungen gegen Christen unter der Palästinensischen Autonomiebehörde werden aus Furcht vor Konsequenzen nicht gemeldet. (…)

Als ich im vergangenen Sommer im Westjordanland forschte, verbrachte ich viel Zeit mit christlichen Familien in der Umgebung von Bethlehem. Eines Abends, als ich mit einer Familie zu Abend aß, verkündete eine Moschee direkt vor ihrem Haus Verse aus dem Hadith. Kurz nachdem die Rezitation beendet war, bemerkte der Vater meiner Gastfamilie: ‚Sie haben gerade die Christen verflucht.‘

Obwohl die Familie mir erklärte, dass dies nicht jeden Tag geschehe, war ich schockiert, als ich entdeckte, dass palästinensische Christen, die in einer ehemaligen christlich geprägten Stadt im Westjordanland leben, gezwungen sind, Flüche zu hören, die ihnen aus Lautsprechern entgegengeschleudert werden. (…)

Die Situation für Christen ist im Gazastreifen weitaus schwieriger als im Westjordanland. Nachdem die Hamas bei der palästinensischen Parlamentswahl 2006 eine Mehrheit gewonnen hatte, hat die Organisation im Juni 2007 gewaltsam die Macht übernommen und zwingt dem Gebiet ihre radikal-islamische Ideologie auf. (…)

Jeder, der für einen palästinensischen Staat eintritt, sollte sich auch für die Werte einsetzen, die der zukünftige palästinensische Staat aufrechterhalten sollte. Die Religionsfreiheit – nicht nur gesetzlich festgeschrieben, sondern auch kulturell praktiziert – sollte an der Spitze der Agenda eines jeden stehen, der ein zukünftiges Palästina unterstützt.

Denn wenn die Geschichte ein Hinweis darauf ist, wie es christlichen Minderheiten in neuen, überwiegend muslimischen Staaten ergeht, dann sollten wir mehr um die Zukunft unserer palästinensischen Brüder und Schwestern fürchten als um ihre Gegenwart.“

Religious Freedom for Palestinian Christians? Not So Much

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