Dan Diners neues Buch widmet sich der Entstehung des jüdischen Staates aus jenen Konstellationen des Zweitens Weltkriegs, die in der Geschichtsschreibung ansonsten allzu oft übergangen werden.
Thomas Schmid, Welt Blogs
Dass der Judenstaat 1948 gegründet werden konnte, ist, wie Diner überzeugend darlegt, auch Folge einer paradoxen Entwicklung im Mittelmeerraum. Palästina lag keineswegs im Windschatten des Krieges. Es war vielmehr für die Alliierten wie für die Achsenmächte Deutschland und Japan ein neuralgischer Punkt. (…)
Der israelisch-palästinensische Dauerkonflikt etwa hat viel damit zu tun, dass sich die Briten nicht eindeutig für einen jüdischen Staat entschieden, weil sie – mit Rücksicht auf die Muslime in Indien – die muslimischen Araber nicht verärgern wollten. (…)
Denn tatsächlich hat NS-Deutschland ungewollt wesentlich zum Siegeszug der antikolonialen Kräfte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beigetragen. Etwa indem es mit seiner Kriegsführung die Truppen der Briten so sehr band, dass das Empire die ohnehin schon unsicher gewordene Kontrolle über den indischen Subkontinent wie den Nahen Osten allmählich verlor. Oder sogar dadurch, dass NS-Deutschland den Unabhängigkeitsbewegungen aktiv beisprang. So stützte es den rasend antisemitischen Großmufti von Jerusalem. (…)
Aus Furcht vor einer arabischen Rebellion hielt das britische Empire in den 30-er und 40-er Jahren die Zusage nicht ein, die es 1917 mit der Balfour-Deklaration gegeben hatte: dass es entschlossen sei, die Gründung eines jüdischen Staates zu fördern und zu sichern. So ist Israel bis heute existenziell bedroht und gefährdet.
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