Dass der Islamismus in Teilen der Linken zu einem Tabuthema geworden ist, stellt ein schwerwiegendes Problem dar.
Ronya Othman, taz
Wir müssen über den politischen Islam reden. In Teilen der Linken ist Islamismus ein Tabuthema geworden. Aus Angst vor antimuslimischem Rassismus schweigt man. Oder behauptet, der „Islamische Staat“ (IS) habe nichts mit dem Islam zu tun. Oder man weicht aus, sagt, dass auch die Muslime unter dem IS gelitten hätten – was natürlich stimmt. Doch es stimmt auch, dass der IS sich und seine Verbrechen islamisch (aus Koran und Hadithe) legitimiert.
Wir haben ein Problem, wenn man beim 11. September nur noch die darauffolgende antimuslimische Stimmungsmache beklagt, nicht aber, dass 2.996 Menschen ums Leben gekommen sind. Wir haben ein Problem, wenn ein Mann auf einer Brücke in London ein Messer zückt und sich dabei auf den IS bezieht, wenn wir danach nicht über den politischen Islam reden. (…)
Das bedeutet für uns in Deutschland: Die Schweige- und Verharmlosungsreflexe der Linken sind gefährlich, denn zum einen überlässt man das Thema Islamismus reaktionären Kräften für deren Narrative – zum anderen ignoriert man die Opfer, die der politische Islam weltweit fordert.