Kein Tag vergeht, an dem nicht über mögliche militärische Angriffe auf iranische Atomanlagen spekuliert wird. Der Iran selbst beharrt nach wie vor darauf, dass sein Nuklearprogramm ausschließlich zivilen und friedlichen Zwecken diene. Mit Ausnahme weniger, besonders einfältiger Beobachter – wie John Bunzl, der letzte Woche allen Ernstes behauptete, „weder Absicht noch Realität eines iranischen militärischen Nuklearprogramms“ seien erwiesen (Presse, 15. Feb.2012) – zweifelt heute allerdings kaum noch jemand an der wahren Absicht des iranischen Regimes.
Dass dies so ist, hat zum Teil auch damit zu tun, dass sich dessen Vertreter immer wieder einfach verplappern; es ist eben sehr schwierig, eine offenkundige Lüge über Jahre hinweg ohne verräterische Fehlleistungen aufrecht zu erhalten. Ein solcher Fehler unterlief beispielsweise dem damaligen iranischen Außenminister Mottaki, als er im Juni 2006 im iranischen Fernsehen den „friedlichen Charakter unserer Nuklearwaffen“ betonte.
Die Kleine Zeitung fügte dieser Liste unfreiwilliger Eingeständnisse heute ein weiteres Element hinzu. So habe der oberste geistliche Führer des Iran, Ali Khamenei, erklärt, man „strebe keine Atomwaffen an, wolle aber ‚die Herrschaft der Weltmächte brechen, die sich auf Atomwaffen stützt‘“. (Kleine Zeitung, 23. Feb. 2012) Aber wie bricht man die „Herrschaft der Weltmächte“ mit einem Atomprogramm, das rein zivilen Charakter haben soll? Mit einem Forschungsreaktor, der angeblich nur medizinischen Zwecken dienen soll? Mit Strom, der in einem von Russland gebauten Atomkraftwerk hergestellt wird?
Der angeblich friedliche Charakter des iranischen Atomprogrammes wird auch nicht unbedingt durch eine Nachricht unter Beweis gestellt, die von der iranischen Fars News Agency verbreitet wird. Demnach meldete sich jetzt die Witwe des im Jänner bei einem Attentat ums Leben gekommenen iranischen Nuklearwissenschaftlers Mostafa Ahmadi Roshan zu Wort und erklärte: „Mostafas ultimatives Ziel war die Vernichtung Israels.“ Diesem Ziel, dem er sich mit ganzen Herzen verschrieben hatte, diente also seine durch und durch „friedliche“ und „zivile“ Arbeit in der Urananreicherungsanlage von Natanz.