Das Antisemitismusproblem der britischen Linken

„Die überreife antisemitische Fäulnis innerhalb der Labour Party stinkt dank Corbyn schlimmer als jemals zuvor, da er in der Vergangenheit nicht nur mit der Irish Republican Army und praktisch allen antiwestlichen politischen Bestrebungen sympathisierte, sondern auch mehr als dreißig Jahre auf den Hinterbänken verbracht und sich mit einem breiten Spektrum von Judenhassern zusammengetan hat. So bezeichnete Corbyn Hamas und Hizbullah als ‚Freunde‘; er teilte die Bühne mit Dyab Abou Jajah, dem Libanesen, der die Anschläge vom 11. September als ‚süße Rache‘ bezeichnete und erklärte, Europa habe den ‚Holocaust-Kult und die Judenanbetung zu seiner alternativen Religion‘ gemacht. Corbyn lud den palästinensischen Hassprediger Raed Salah ins Parlament ein und spendete Geld für eine von einem Holocaust-Leugner geleitete israelfeindliche Organisation.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass Corbyn nicht einmal ein Jahr vor seiner Wahl zum Parteivorsitzenden in Tunesien an einer Gedenkveranstaltung teilnahm, bei der er einen Kranz auf dem Grab eines PLO-Terroristen niederlegte, der am Massaker an israelischen Sportlern 1972 in München beteiligt gewesen war. Es war nur natürlich, dass der antisemitische Bodensatz, mit dem dieser Mann sich seit Jahrzehnten zusammengetan hatte, an die Oberfläche stieg, als er die Führung einer der beiden großen Parteien des Landes übernahm.

Der linke Antisemitismus beschränkt sich keineswegs auf die Labour Party. Die Liberaldemokraten haben lange eine Baroness Jenny Tonge ertragen müssen, deren Vorwürfe hinsichtlich eines israelischen Organhandels Julius Streicher hätten erröten lassen, und auch einen David Ward, den inzwischen ehemaligen Unterhausabgeordneten, der den Juden immer wieder vorwarf, sie verhielten sich wie Nazis. Auf institutioneller Ebene spielen britische Akademiker eine unverhältnismäßig große Rolle in der weltweiten, gegen Israel gerichteten Boykott-, Kapitalentzugs- und Sanktionsbewegung; die National Union of Students ist eine Brutstätte antiisraelischer Aufwiegelung; und der Guardian bleibt die israelfeindlichste Zeitung in der englischsprachigen Welt, Wirkungsstätte des Karikaturisten Steve Bell, der Benjamin Netanjahu als Puppenspieler karikierte und erst kürzlich Livingstones wahnhafte Gleichsetzung Israels mit Hitler verteidigte. Und keine Darstellung des heutigen linken Antisemitismus in Großbritannien wäre vollständig ohne eine Erwähnung George Galloways, des Ayatollah von Bradford West. (…)

Die britische Linke mag blind für den in ihren Reihen grassierenden Antisemitismus sein, die britischen Juden sind es nicht. Nach einer vom Jewish Chronicle durchgeführten Umfrage haben sage und schreibe 77 Prozent der britischen Juden die Absicht, am kommenden Donnerstag für die Konservativen zu stimmen, während nur 13 Prozent angeben, Labour wählen zu wollen. Auch sehen die britischen Juden den politischen Antisemitismus in einem anderen Licht als ihre Landsleute. Auf einer Skala von 1 bis 5, auf der 1 für ein ‚niedriges Niveau von Antisemitismus bei Mitgliedern und gewählten Abgeordneten einer Partei‘ und 5 für ein ‚hohes Niveau‘ steht, ordnen die Juden Labour bei 3,94 und die Tories bei 1,96 ein.“ (James Kirchick: „Das jüdische Problem der Labour Party“)

Mehr zum Thema auf Mena Watch: Die britische Labour Party: Wo Antisemitismus zum guten Ton gehört

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