Nachdem sie eingangs mit Zögern auf Corona reagierte, scheint die türkische Regierung inzwischen den Ernst der Lage zumindest innerhalb der eigenen Grenzen erkannt zu haben.
Tayfun Guttstadt, Qantara
Die Türkei ist nicht nur durch ihre geografische Lage, sondern vor allem durch das enorme Flugnetz ein internationaler Knotenpunkt. Es ist daher nur schwer vorstellbar, dass bisher nur wenige Menschen in der Türkei mit dem neuen Coronavirus in Kontakt gekommen sein sollen. Im Nachbarland Iran bahnt sich derweil eine Katastrophe an – auch, weil die Regierenden die Lage lange Zeit herunterspielten.
Nach anfänglichem Zögern zeigt sich die türkische Regierung nun entschlossen (…) Aus Krankenhäusern sickern vereinzelt Informationen durch, von hohem Andrang und überfordertem Personal ist die Rede. (…)
Den Flugverkehr von und nach Europa hat die Türkei mittlerweile eingestellt, Schulen und ähnliche Einrichtungen setzen den Unterricht vorerst aus. Geschäfte, Lokale, Vergnügungsstätten und ähnliches müssen seit dem 17. März geschlossen bleiben. Nach einem letzten großen Freitagsgebet, bei dem der Präsident des Religionsministeriums, Ali Erbaş die zahlreichen Anwesenden skurrilerweise dazu aufforderte, Menschenansammlungen zu meiden, wurden Freitagsgebete sowie gemeinschaftliches Beten landesweit untersagt. (…)
Nach anfänglicher Ignoranz hat die türkische Regierung inzwischen den Ernst der Lage zumindest innerhalb der eigenen Grenzen größtenteils erkannt. Während vor kurzem noch im Fernsehen spekuliert wurde, die „türkischen Gene“ schützten möglicherweise vor dem Coronavirus, wurde nun eine Hotline inklusive Beratung auf Arabisch [für die syrischen Flüchtlinge; Anm. Mena-Watch] eingerichtet. Anweisungen zur Eindämmung des gesellschaftlichen Lebens sowie für die Einhaltung der notwendigen Hygiene werden über alle staatlichen Kanäle verbreitet. Auf der Website des Gesundheitsministeriums erscheint als erstes ein Video mit 14 Hinweisen für einen bestmöglichen Umgang mit der Pandemie.