Erweiterte Suche

Corona wird in Syriens Gefängnissen wahrscheinlich viele Gegner Assads töten

Häftlinge in Assads Gefängnissen sind akut von Corona bedroht
Gefangene in Assads Gefängnissen sind akut von Corona bedroht (© Imago Images / CTK Photo)

Es wäre dem Assad-Regime wohl gar nicht Unrecht, wenn ein Corona-Ausbruch die Anzahl der politischen Gefangenen in den Gefängnissen reduzieren würde.

Omar al-Shogre, The New Statesman

Es ist schwierig, das wahre Ausmaß der Ausbreitung des Coronavirus in Syrien zu kennen, wo verschiedene, miteinander konkurrierende Fraktionen nach neun Jahren des Konflikts verschiedene Teile des Landes kontrollieren.

Das Regime in Damaskus ist nicht gerade für seine Transparenz bekannt. Bis zum 6. April 2020 bestätigte das Gesundheitsministerium des Landes 19 Fälle von Covid-19, zwei Todes- und zwei Genesungsfälle – Zahlen, die weit unter denen von Nachbarländern wie dem Libanon, der Türkei und dem Irak liegen. Folgt das Assad-Regime seinem Partner und Verbündeten Iran, der beschuldigt wurde, das Ausmaß des Ausbruchs zu vertuschen? Das werden wir vielleicht nie erfahren.

Beunruhigend für die Gefangenen in Syrien ist, dass einer der Coronavirus-Toten eine Frau aus der Stadt Mneen war, die nur 10 km von Syriens berüchtigtstem Gefängnis, Saydnaya, entfernt liegt. Ich verbrachte fast ein Jahr dort und wurde vor meiner Freilassung einer Scheinhinrichtung unterzogen. Die Nähe lässt mich befürchten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das Virus in eines der schlimmsten Gefängnisse der Welt eindringt, in dem Massenerhängungen bereits Tausenden von Menschen das Leben gekostet haben.

Misshandlungen wie die, die ich in den syrischen Gefängnissen erlebt habe, finden immer noch statt. Nach Angaben des Syrischen Netzwerks für Menschenrechte, einer Beobachtungsgruppe, sind fast 130.000 Menschen durch das Assad-Regime inhaftiert oder von diesem zum Verschwinden gebracht worden. Ein Ausbruch des Coronavirus in den Gefängnissen hätte katastrophale Auswirkungen auf die Gefangenen, von denen viele bereits seit Jahren willkürlich festgehalten werden und sich in einem schlechten Gesundheitszustand befinden. Ihr Immunsystem ist durch Folter und Hunger geschwächt. Von allen Syrern würden sie wahrscheinlich am meisten leiden.

Ende letzten Monats erklärte das Assad-Regime, es werde einige Gefangene freilassen. Das Entscheidende dabei ist aber, dass diese Amnestie die politischen Gefangenen nicht einschließt, die weiterhin unter schrecklichen Bedingungen schmachten müssen.

Die Gefangenen müssen freigelassen werden; darüber sollte nicht verhandelt werden. Aber ich glaube nicht, dass dies in nächster Zeit geschehen wird, nicht zuletzt, weil ein Ausbruch des Coronavirus viele Gefangene töten würde. Perverserweise könnte das Regime dies beinahe als nützlich erachten; es wird einige Gefangene los, während es die anderen als politische Verhandlungsmasse behalten kann.

Covid-19 will massacre prisoners on the Syrian regime’s behalf

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!