Nicht nur der Tourismus steht wegen Corona still, die Türkei ist auch von einem massiven Kapitalabfluss betroffen.
Gerd Höhler, Redaktionsnetzwerk Deutschland
Die Epidemie lähmt die Wirtschaft. Der Tourismus, der rund zwölf Prozent zum türkischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt, steht still. Auch die türkische Automobilindustrie, der wichtigste Exporteur und ein bedeutender Devisenbringer des Landes, hat ihre Produktion heruntergefahren. Analysten erwarten, dass die türkische Wirtschaft in diesem Jahr um mindestens fünf Prozent schrumpfen wird.
Wie prekär die Lage ist, lässt sich am Kurs der türkischen Lira ablesen. Sie fiel am Dienstag gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit der schweren Währungskrise vom Sommer 2018. Einer der Gründe sind die massiven Kapitalabflüsse. Im ersten Quartal zogen Anleger rund 6,5 Milliarden Dollar aus der Türkei ab.
Hinter der Kapitalflucht stehen wachsende Sorgen vor drohenden Zahlungsschwierigkeiten des Landes. Zwar belaufen sich die Staatsschulden der Türkei nur auf rund 31 Prozent des BIP. Rechnet man aber die Auslandsschulden der türkischen Banken und Unternehmen hinzu, ist die Quote doppelt so hoch. In den kommenden zwölf Monaten müssen Staat und Unternehmen für den Schuldendienst 172 Milliarden Dollar aufbringen. Die Brutto-Devisenreserven und Goldbestände der Türkei belaufen sich aber nur noch auf knapp 90 Milliarden Dollar.