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Columbia University: BDS-Professorin will nicht mehr lehren

Antisemitische Demonstration an der New Yorker Columbia University
Antisemitische Demonstration an der New Yorker Columbia University (Imago Images / SOPA Images)

Katherine Franke war in die Kritik geraten, weil sie sich für den Ausschluss israelischer Studenten an der Columbia aussprach. Aus Protest dagegen hat sie nun ihre Lehrtätigkeit aufgegeben.

Die Dozentin Katherine Franke, eine Aktivistin der Israelboykott-Bewegung BDS, Hamas-Unterstützerin und langjährige Juraprofessorin der New Yorker Columbia University, ist von ihrem Lehrstuhl zurückgetreten, nachdem sie von der Hochschulleitung dafür kritisiert worden war, israelische Studenten wegen ihrer Nationalität zu diskriminieren und damit gegen die Regeln der Universität verstoßen hatte.

Franke hatte sich in einem Radiointerview dagegen ausgesprochen, israelische Austauschstudenten an der Columbia University zuzulassen, da diese angeblich eine Gefahr für palästinensische Studenten darstellten. Katherine Frankes diskriminierende Bemerkungen waren 2024 Gegenstand einer Kongressanhörung über Antisemitismus an amerikanischen Universitäten, was Franke empörte. Sie kritisierte damals, dass die Universitätsleitung den Arbeitsvertrag gebrochen habe, indem sie öffentlich machte, dass gegen Franke ein Untersuchungsverfahren eingeleitet worden war.

Auschluss von Iraelis gefordert

In einem Interview mit Moderatorin Amy Goodman vom linken Rundfunkmagazin Democracy Now hatte Franke im Januar 2024 gesagt, sie und andere seien besorgt über das Graduiertenprogramm der Columbia für Studenten aus Israel: »So viele dieser israelischen Studenten, die dann auf den Columbia-Campus kommen, kommen gerade aus ihrem Militärdienst. Sie sind dafür bekannt, palästinensische und andere Studenten auf unserem Campus zu belästigen.»

Was war der Anlass für dieses Interview? Es begann mit einer nicht genehmigten Anti-Israel-Demonstration auf dem Campus, durchgeführt von Gruppen, denen die Tätigkeit auf dem Universitätsgelände von der Columbia seit November 2023 untersagt worden war: Students for Justice in Palestine (SJP) und Jewish Voice for Peace (JVP).

Ein israelischer Student soll Teilnehmer der Demonstration mit einer übelriechenden Flüssigkeit besprüht haben, die Übelkeit auslöste, sodass mehrere Personen sich ins Krankenhaus begeben haben sollen. Bei dem Spray soll es sich um einen Scherzartikel handeln, ein sogenanntes »Furzspray«, wie es auch in Deutschland verkauft wird. Der Täter wurde von der Universität zeitweise suspendiert, klagte dagegen und bekam von einem Gericht eine Entschädigung von 395.000 Dollar zugesprochen.

Franke behauptete in dem Interview, es seien drei israelische Studenten gewesen, die eine »chemische Waffe« namens »Stinktierspray« benutzt hätten, die auch von der israelischen Armee gegen Palästinenser eingesetzt werde. Skandalös an ihrer Äußerung im Radio war, dass sie alle israelischen Studenten für die Tat eines Einzelnen in Haftung nahm und Israelis zu einer Gefahr für Kommilitonen erklärte. Sie begründete das küchenpsychologisch damit, dass Israelis beim Militär – der Wehrdienst ist in Israel für Männer und Frauen verpflichtend – die »Geisteshaltung eines Soldaten« erwürben und diese als Studenten nicht so schnell wieder ablegen könnten. Wörtlich sagte sie: »Alle israelischen Studenten, die gedient haben, sind gefährlich und sollten sich nicht auf dem Campus aufhalten.«

Andere Professoren der juristischen Fakultät hätten im darauffolgenden Monat aufgrund ihrer Bemerkungen im Interview eine interne Beschwerde gegen Franke eingereicht, sagte Franke der Website Inside Higher Ed. In der Beschwerde beim Büro für Chancengleichheit und positive Maßnahmen der Universität heißt es, sie habe »Mitglieder der Columbia-Gemeinschaft aufgrund ihrer nationalen Herkunft belästigt«, erzählt die ehemalige Lehrstuhlinhaberin.

Professorin mit Herz für Hamas

Franke bestätigte die Ermittlung in den sozialen Medien und sagte, diese sei »unbegründet und politisch motiviert» gewesen. Ihr nunmehriger Rücktritt ist alles andere als ein Eingeständnis eigenen Fehlverhaltens, im Gegenteil: Eine von ihr am 10. Januar veröffentlichte Erklärung beginnt mit der Behauptung eines angeblich von Israels Regierung befohlenen »genozidalen Angriffs« auf die Palästinenser. Dann schaltet sie in den Angriffsmodus und stellt sich als Opfer dar: »Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass die Verwaltung der Columbia-Universität ein derart giftiges und feindseliges Klima für eine legitime Debatte über den Krieg in Israel und Palästina geschaffen hat, dass ich weder länger lehren noch forschen kann.«

Sie behauptet, auf dem Weg zur Arbeit und in der Universität bedroht, beschimpft und illegal gefilmt worden zu sein; Filmaufnahmen seien von »rechten Gruppen« ins Internet gestellt worden. Dann klagt sie darüber, dass man das Ende ihrer Berufstätigkeit an der Columbia University, ein selbstgewählter Schritt, zu dem sie niemand gedrängt hat, nicht als Ruhestand bezeichnen könne, da er mit einem »Verzicht« einhergehe, nämlich einem »Verzicht auf wichtige Rechte und Privilegien, die allen pensionierten Lehrkräften grundsätzlich zustehen«.

Nach dem 7. Oktober 2023 hatte Franke Verständnis für die Hamas gezeigt. Auf X, dem damaligen Twitter, veröffentlichte sie ein Dokument, in dem es heißt, der 7. Oktober könne verstanden werden als »eine militärische Reaktion eines Volks, das über viele Jahre hinweg die erdrückende und unerbittliche staatliche Gewalt einer Besatzungsmacht ertragen musste. Man könnte die Ereignisse vom 7. Oktober als bloße Salve in einem andauernden Krieg zwischen einem Besatzungsstaat und dem von ihm besetzten Volk betrachten, oder als Ausübung des Rechts eines besetzten Volks auf Widerstand gegen gewalttätige und illegale Besatzung, etwas, das das humanitäre Völkerrecht im Zweiten Genfer Protokoll vorsieht.«

Anhörung im Kongress

Columbias damalige Präsidentin Minouche Shafik bestätigte die Untersuchung gegen Franke im April 2024 gegenüber dem Kongress. Laut dem Sitzungsprotokoll des Bildungs- und Arbeitskräfteausschusses des Repräsentantenhauses unter Vorsitz der republikanischen Abgeordneten Elise Stefanik gab es folgenden Wortwechsel:

»Stefanik: Lassen Sie mich eine Frage zu Professorin Katherine Frank von der Columbia Law School stellen, die sagte, dass »alle israelischen Studenten, die in der israelischen Armee gedient haben, gefährlich sind und nicht auf dem Campus sein sollten«. Welche Disziplinarmaßnahmen wurden gegen diese Professorin ergriffen?

Shafik: Ich stimme Ihnen zu, dass diese Kommentare völlig inakzeptabel und diskriminierend sind.

Stefanik: Aber ich frage Sie, welche Disziplinarmaßnahmen ergriffen wurden.

Shafik: Sie wurde von einer sehr hochrangigen Person in der Verwaltung angesprochen und sie hat gemeint, dass sie das nicht sagen wollte.

Stefanik: Und hat sie sich öffentlich entschuldigt?

Shafik: Das habe ich vorgeschlagen. Ich denke, sie wird einen Weg finden, ihre Position klarzustellen.

Stefanik: Sie sehen hier jedoch die Besorgnis über die mangelnde Durchsetzung. Sie sehen die Besorgnis darüber, dass es nicht ausreicht, mit diesen Professoren zu sprechen und dass dies der gesamten Universität die Botschaft vermittelt, dass dies toleriert wird. Diese antisemitischen Äußerungen von Autoritätspersonen im Hörsaal werden geduldet.«

In einem von den republikanischen Mitgliedern des Bildungsausschusses veröffentlichten Internetdossier mit dem Titel Antisemitismus auf dem Hochschulcampus entlarvt wird auf die Sache mit dem vermeintlichen »Stinktierspray« Bezug genommen: »Die falsche Darstellung, dass israelische Studierende einen ›Chemieangriff‹ mit ›Stinktierspray‹ verübt hätten, ist mehr als ein Beispiel für ungleiche Disziplinarmaßnahmen: Columbias Versäumnis, die Meldungen richtigzustellen, ermöglichte es, dass diese falsche Darstellung von antisemitischen Studierenden und Lehrkräften verwendet werden konnte, um israelische Studierende zu verunglimpfen und in hasserfüllten Sprechchören, auf Flugblättern und bei Medienauftritten ihren Ausschluss zu fordern.«

Israelis als Stinktiere

Unter dem Vorwand der »Stinktierspray«-Erzählung habe die BDS-Gruppe Columbia University Apartheid Divest (CUAD) am 24. Januar eine Protestkundgebung unter dem Motto »Keine Sicherheit ohne Desinvestition« veranstaltet, bei der sich viele Sprechchöre darauf konzentrierten, «die IOF sofort vom Campus zu verbannen«. »IOF« als Abkürzung für Israel Occupation Force (»israelische Besatzungsarmee«) ist eine abwertende Bezeichnung für die israelischen Streitkräften, die vor allem von Israelfeinden in den sozialen Medien benutzt wird. Ein Ruf auf der Kundgebung lautete: »Sag es laut, sag es deutlich, wir wollen hier keine IOF.»

In dem Bericht heißt es dazu: »Diese Sprechchöre richteten sich effektiv gegen alle Israelis an der Columbia, da alle israelischen Bürger zur Ableistung des Wehrdienstes verpflichtet sind. Ende Januar wurde überall auf dem Campus ein Flugblatt aufgehängt, das Israelis in an die Nazi-Propaganda erinnernden Bildern als Stinktiere darstellte.«

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