Wie erst jetzt bekannt wurde, hetzte ein vielfach ausgezeichneter Polizeibeamter schon seit Jahren auf seinem Twitter-Account gegen Juden und verbreitete klassische Verschwörungstheorien.
Kassy Dillon
Gegen den hochdekorierten Polizeibeamten Ismail Quran aus Cleveland wird wegen kürzlich wieder aufgetauchter antisemitischer Tweets ermittelt, nachdem er letztes Jahr von der Polizeibehörde geehrt und im vergangenen November bei den Cleveland Division of Police Awards mit dem Officer of the Year Award 2019 und der Distinguished Service Medal ausgezeichnet worden war.
Bereits Im Jahr 2019, ein Jahr nachdem Quran der Polizei beigetreten war, deckte die amerikanische Website Canary Mission seine Tweets auf, die Adolf Hitler verherrlichen, Antisemitismus und Verschwörungstheorien verbreiten und seine Verachtung für Israel und den Zionismus zum Ausdruck bringen. Laut den Recherchen von Canary Mission war Quran im Jahr 2017 auch Mitglied einer privaten Facebook-Gruppe zu Ehren Osama bin Ladens.
Antisemitischer Hass
In einem Tweet vom Juli 2014 teilte Quran ein Bild von Hitler mit dem Text:
»Lasst mich vor Hitler dem Großen salutieren, der schrieb: ›Ich hätte alle Juden der Welt getötet, aber ich habe einige am Leben gelassen, um der Welt zu zeigen, warum ich sie getötet habe.‹«
Kurz darauf twitterte Quran das Foto erneut, diesmal mit dem Kommentar:
»Ich salutiere diesem Mann nicht, aber das, was mit uns geschieht, ist das, was Hitler mit den Juden gemacht hat.«
Ein paar Tage später schrieb er erneut auf Twitter:
»Fuck the Zionist Jews!!!!!!!!!!!! Bitch Ass Mother Fuckers.«
Im Juli 2014 twitterte Quran das Foto eines Mannes, der in eine israelische Flagge gehüllt ist, und kommentierte es mit den Worten »Scumbag [Dreckssack] Yahoodi«. Im Februar 2015 verbreitete er antisemitische Verschwörungstheorien, indem er behauptete »ISIS = israelischer Geheimdienst« und hinzufügte:
»Von wem bekommt Israel Unterstützung? Von den USA. #Ausländer lol #InsideJob #ÖffnetEureAugen.«
Ein paar Wochen später twitterte er, dass »Juden die Welt regieren«.
Bereits im Dienst
Laut Canary Mission wurden alle Tweets veröffentlicht, nachdem Quran seine Polizeibeamtenprüfung absolviert hatte. In einer Erklärung schrieb die NGO demensprechend:
»Es war bereits besorgniserregend, dass die Polizeibehörde von Cleveland einen Beamten mit solch einer Vorgeschichte von antisemitischen Hassreden weiter beschäftigte. Völlig schockiert und bestürzt sind wir jedoch darüber, dass das Cleveland Police Department Quran auch noch geehrt hat.
Wir fordern Bürgermeister Justin Bibb, Interimspolizeichef Dornat Drummond und die Polizeikommission der Gemeinde Cleveland auf, schnell zu handeln und einen so gefährlichen Antisemiten aus dem Dienst zu entfernen.«
SERIOUSLY SCARY! Despite horrifying antisemitic hate speech, Cleveland Police Officer Ismail Quran was rewarded by @CLEpolice with an "Officer of the Year" Award! Do you trust this officer to keep Jews safe? A MUST WATCH VIDEO!@JustinMBibb @216cpc pic.twitter.com/msNZWew601
— Canary Mission (@canarymission) June 16, 2022
Geehrt trotz Extremismus
In einem Video der Preisverleihung auf der Facebook-Seite der Polizei Cleveland beschrieb der Moderator Ismail Quran als »begnadeten Kommunikator, der in den Situationen, zu denen hinzugezogen wird, ruhiges Verständnis aufbringt« und »die Community Policing-Philosophie der Polizeidirektion Cleveland wahrhaftig verkörpert. « Seine Fähigkeit der Zweisprachigkeit, so hieß es in dem Video, machten Quran zu einer »unschätzbaren Ressource für andere Beamte seiner Abteilung«.
Qurans Tweets wurden unter dem anonymen Twitter-Account @ish_1988 gepostet, der zwischenzeitlich gelöscht worden wurde. Die Macher von Canary Mission erklärten, dass sie in der Lage waren, Qurans Twitter-Account zu identifizieren, weil sein Twitter-Foto mit dem seines Facebook- und Instagram-Accounts übereinstimmte, bei denen Quran seinen echten Namen verwendet.
Sarah Johnson, eine Sprecherin der Stadt Cleveland, bestätigte die Echtheit der Tweets in einer Erklärung an Jewish News Syndicate, nannte sie unangemessen und fügte hinzu, dass die Angelegenheit zur gründlichen Untersuchung an die Abteilung für interne Angelegenheiten der Polizei von Cleveland weitergeleitet worden sei.
»Die Cleveland Division of Police legt Wert darauf, dass ihre Beamten allen Bürgern ein Höchstmaß an Professionalität und Respekt entgegenbringen. Diskriminierung jeglicher Art wird nicht geduldet.«
Der Präsident der Polizeigewerkschaft von Cleveland, Jeff Follmer, wies die Johnson Kommentar jedoch zurück, wobei er sich darauf berief, dass einige der Tweets »über ein Jahrzehnt zurückliegen« würden. Gegenüber dem TV-Sender Fox 8 sagte Follmer:
»Quran ist ein großartiger Polizeibeamter. Ismail war Polizist des Jahres 2019 und hat bei vielen Ermittlungen mitgeholfen. Er ist eine Bereicherung für die Gemeinschaft in Cleveland, der er dient.«
Keine Reue erkennbar
In einer Antwort auf Follmers Ausführungen ließ Canary Mission wissen, dass die Tweets trotz ihres Alters immer noch relevant seien, weil sie »extrem sind und Qurans extremen Hass auf Juden zeigen«.
»Viele dieser hasserfüllten Beiträge hat Quran getwittert, nachdem er bereits seine Polizeiausbildung begonnen hatte. Die Tatsache, dass er ein aktiver Polizeibeamter ist, ist sehr alarmierend.«
Außerdem, so fügte Canary Mission hinzu, waren die Beiträge immer noch online, bis sie vor zwei Wochen wieder aufgedeckt wurden, und wurden erst danach gelöscht.
James Pasch, Regionaldirektor der Anti-Defamation League in Cleveland, sagte gegenüber den Cleveland Jewish News:
»Wenn die Anschuldigungen zutreffen, erwarten wir, dass das Cleveland Police Department angemessen mit ihnen umgeht. Wir von der ADL werden uns die Online-Aussagen ebenfalls ansehen.«
Ismail Quran, der während der Ermittlungen noch bei der Polizei beschäftigt bleibt, wurde mittlerweile mit Verwaltungsaufgaben betraut.
Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)