Die CNN-Journalistin beweist einmal mehr, dass ihre Verachtung für den jüdischen Staat größer ist als ihre Verpflichtung zu journalistischer Ausgewogenheit.
David M. Litman
Am 5. Januar 2023 bewies die CNN-Journalistin Christiane Amanpour erneut ihre tiefsitzenden Vorurteile gegenüber Israel, indem sie andeutete, die Handlungen des jüdischen Staates seien mit jenen des syrischen Regimes vergleichbar. Ihre Äußerungen fielen während eines Interviews mit Dror Moreh, dem israelischen Regisseur des Films The Corridors of Power, in dem die Themen Ukraine, Holocaust, Bosnien, Kosovo und Syrien behandelt werden.
Gegen Ende des Gesprächs fragte Amanpour den Regisseur:
»Sie sind Israeli. Ich weiß nicht, ob Sie zu dieser Zeit in Israel waren, aber Sie sagten, dass diese rote Linie im Nachbarland Syrien, wo all diese Gräueltaten begangen wurden, Sie wirklich sehr wütend gemacht und aufgebracht haben. Viele unserer Zuseher werden wissen wollen, ob Sie ebenso wütend sind über die schreckliche Situation in Ihrem eigenen Land, über die Menschenrechtsverletzungen und die Tötung von Palästinensern. Natürlich wissen wir, dass auch Israelis angegriffen werden, aber was ist Ihre Perspektive als Israeli angesichts des ganzen ›Nie wieder‹-Paradigmas, in das Sie diese Untersuchung stellen?«
Bevor wir uns mit der Frage befassen, ob es angemessen ist, die Angriffe des syrischen Regimes auf seine eigenen Bürger mit Israels Maßnahmen zur Verteidigung gegen den Terrorismus zu vergleichen, sollten wir zunächst das Ausmaß der Gewalt betrachten.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden in den zehn Jahren des Syrienkonflikts über 306.000 Zivilisten getötet, das sind etwa 30.000 pro Jahr. Der israelisch-palästinensische Konflikt hat von Dezember 1987 – dem Beginn der ersten Intifada – bis Mai 2021 insgesamt etwa 14.000 israelische und palästinensische Todesopfer gefordert, darunter sowohl Zivilisten als auch Kämpfer. Das sind etwa 400 pro Jahr, wobei besonders tödliche Perioden wie die zweite Intifada oder die verschiedenen Kriege und Operationen gegen die Hamas und den Palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen beriet mit eingerechnet sind.
Anders ausgedrückt: Der syrische Bürgerkrieg hat in einem einzigen Jahr – ohne Einbezug der Soldaten und Kämpfer – mehr als doppelt so viele Menschenleben gekostet als 34 Jahre israelisch-palästinensischer Konflikts.
Kein Vergleich
Doch auch abseits der Zahlen ist Amanpours Vergleich moralisch obszön und trieft von Parteilichkeit Bei den Gräueltaten des syrischen Regimes handelt es sich nicht nur um Gräueltaten anderer Quantität, sondern auch anderer Qualität. So hat das syrische Regime absichtlich Zivilisten ins Visier genommen, Krankenhäuser mit Fassbomben angegriffen und chemische Waffen auf zivile Gebiete abgeworfen.
Während Amanpour den Konflikt auf die »Tötung von Palästinensern« reduziert und nur nebenbei erwähnt, dass auch Israelis »angegriffen« werden, ignoriert sie bequemerweise den Kontext, dass die überwältigende Mehrheit der palästinensischen Todesopfer im Jahr 2022 (nach Angaben der Palästinensischen Autonomiebehörde am 13. Dezember insgesamt 167) bei Angriffen auf Israelis ums Leben kam. Andere wurden im Kreuzfeuer oder im Rahmen von Zusammenstößen getötet.
Das wäre so, als würde man die Angriffe der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat als »Tötung von Muslimen« bezeichnen, ohne die Zugehörigkeit und die Aktivitäten dieser spezifischen Muslime zu erwähnen, die hier angegriffen werden.
Im Gegensatz dazu waren von den 31 Israelis, die im vergangenen Jahr von palästinensischen Terroristen getötet wurden, 27 Zivilisten (87 Prozent), die absichtlich ins Visier genommen wurden. Diese Todesfälle fielen in eine Zeit, in der die Terroraktivitäten im Westjordanland um 300 Prozent zunahmen. Laut einer von der Foundation for Defense of Democracies geführten Datenbank fanden zwischen März und Dezember 2022 796 palästinensische Terroranschläge statt.
Selbst wenn man die große Kluft zwischen den Opferzahlen der beiden Konflikte außer Acht lässt, stellt Amanpours Darstellung eine Verkehrung der Realität dar. Im Gegensatz zu ihrer propagandistischen Darstellung und Unterstellung zeigen die Daten, dass Israel im Rahmen seiner Bekämpfung einer Welle tödlicher, auf Zivilisten abzielender Terroranschläge palästinensische Kämpfer ins Visier genommen hat.
Man kann zwar berechtigterweise über die Angemessenheit bestimmter israelischer Maßnahmen und Praktiken diskutieren, aber es gibt einfach keinen – weder statistisch noch moralisch – gerechtfertigten Vergleich zwischen Israel und dem Regime von Bashar al-Assad. Wenn Amanpour diesen Vergleich dennoch leichtfertig anstellt, beweist die Journalistin einmal mehr, dass sie ihre Verachtung für den jüdischen Staat über ihre Verpflichtung zu journalistischer Sorgfalt und Ausgewogenheit stellt.
David M. Litman ist Medien- und Bildungsforschungsanalyst beim Committee for Accuracy in Middle East Reporting and Analysis (CAMERA). (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)