Der Vorsitzende der wichtigsten christlichen Partei übt heftige Kritik an der schiitischen Terrorgruppe, eine Front gegen Israel eröffnet zu haben, um die Hamas im Gazastreifen zu unterstützen.
Der Vorsitzende der wichtigsten christlichen politischen Partei im Libanon hat die schiitische Terrorgruppe Hisbollah dafür kritisiert, dass sie eine Front gegen Israel eröffnet hat, um ihren Verbündeten Hamas zu unterstützen. Dies habe dem Libanon geschadet, ohne auch nur eine einzige Delle in Israels Offensive im Gazastreifen verursacht zu haben.
In einem Interview mit der Associated Press sagte Samir Geagea von der Partei der libanesischen Streitkräfte am Dienstagabend, die Hisbollah solle sich aus den Gebieten entlang der Grenze zu Israel zurückziehen und die libanesische Armee sich an allen Punkten postieren, an denen im Moment die vom Iran unterstützte Gruppe Stellungen bezogen hat.
Seine Äußerungen fallen in eine Zeit, in der westliche Diplomaten versuchten, eine Deeskalation des Konflikts an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu bewirken, da ein größerer Krieg befürchtet wird.
Die Hisbollah begann am 8. Oktober mit dem Abschuss von Raketen auf Israel, nur einen Tag nachdem die von der Hamas angeführten Terroristen den Süden Israels gestürmt hatten, was den Krieg im Gazastreifen auslöste. Die fast täglich stattfindenden Gewalttätigkeiten beschränken sich größtenteils auf das Grenzgebiet, und die internationalen Vermittler bemühen sich, einen umfassenderen Konflikt zu verhindern. Bei den Kämpfen sind in Israel zwölf Soldaten und zehn Zivilisten getötet worden. Im Libanon wurden mehr als 350 Menschen getötet, darunter 273 Hisbollah-Kämpfer und mehr als fünfzig Zivilisten.
Hisbollah nicht die Regierung
»Niemand hat das Recht, das Schicksal eines Landes und eines Volks allein zu bestimmen. Die Hisbollah ist nicht die Regierung im Libanon. Es gibt eine Regierung im Libanon, in der die Hisbollah vertreten ist«, betonte Geagea in seinem schwer bewachten Hauptquartier in dem Bergdorf Maarab unter Bezug auf den politischen Arm der Terrororganisation.
Samir Geagea, dessen Partei den größten Block im 128 Mitglieder zählenden Parlament stellt, versucht sich als Führer der Opposition gegen die Hisbollah zu positionieren. Unlängst kritisierte seine Parteikollegin Ghada Ayoub im libanesischen Fernsehsender LBC die Hisbollah dafür, christliche Gebiete in Besitz zu nehmen und einen Flughafen und Raketenabschussrampen errichtet zu haben.
Hisbollah-Vertreter haben erklärt, ihre Organisation habe durch die Eröffnung einer Front entlang der Nordgrenze Israels den Druck auf den Gazastreifen und die Hamas verringert, indem sie mit ihren Aktionen mehrere israelische Armeedivisionen im Norden in Alarmbereitschaft halte, sodass diese sich nicht an der Offensive in der Küstenenklave beteiligen können.
»All der Schaden, der in Gaza hätte entstehen können, ist eingetreten. Was haben die vom Südlibanon aus gestarteten militärischen Operationen gebracht? Nichts«, sagte hingegen Geagea und verwies auf die vielen Toten und die massive Zerstörung in den libanesischen Grenzdörfern.
Seiner Meinung nach wolle die Hisbollah durch die anhaltenden Angriffe ihren wichtigsten Unterstützer, den Iran, begünstigen, indem sie ihm eine Präsenz entlang der israelischen Grenze verschaffe. Geagea forderte abschließend die Gruppe auf, sich aus den Grenzgebieten zurückzuziehen und die libanesische Armee in die geräumten Gebiete vorrücken zu lassen, wie es die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats fordert, die im Jahr 2006 den 34-tägigen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah beendete.