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Chinas Abhängigkeit von iranischem Erdöl bestimmt Beziehungen beider Länder

China kauft trotz internationaler Sanktionen iranisches Erdöl
China kauft trotz internationaler Sanktionen iranisches Erdöl (Imago Images / CFOTO)

Während die Spannungen in der Region zunehmen, unternimmt Peking strategische diplomatische Schritte, um seine dauerhafte Verbindung zum Iran aufrechtzuerhalten. 

Jennifer Teale 

Der Iran bemüht sich aktiv um wirtschaftliche Unterstützung aus China, in der Hoffnung, dass die zunehmenden Spannungen zwischen China und den Vereinigten Staaten in Kombination mit dem dringenden Erdölbedarf Pekings den Weg für eine noch robustere Partnerschaft mit Teheran ebnen werden. Eine intensivere Zusammenarbeit könnte die Sanktionslast weiter verringern und das gegenseitige Wachstum fördern.

Angesichts seiner durch strenge internationale Sanktionen verursachten wirtschaftlichen Isolation ist der Iran zunehmend auf seine Beziehungen zu China angewiesen. Die Islamische Republik wurde im vergangenen Jahr Mitglied der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, einer von China und Russland unterstützten Koalition, wodurch die Beziehungen weiter gefestigt wurden. Kürzlich ist Teheran auch der internationalen BRICS-Gruppe beigetreten, was die einflussreiche Rolle Pekings in der iranischen Diplomatie weiter unterstreicht.

Peking ist inzwischen der größte Handelspartner Teherans und ein wichtiger Markt für seine Ölexporte und kauft mehr als neunzig Prozent der iranischen Ölexporte. Beide Nationen festigten ihre wirtschaftliche Allianz im Jahr 2021 durch die Unterzeichnung des Strategischen Partnerschaftsplans, der chinesische Investitionen in Höhe von 400 Milliarden Dollar im Iran in den nächsten 25 Jahren vorsieht. Diese Partnerschaft ist für den Iran angesichts der strengen internationalen Sanktionen eine entscheidende Lebensader. Im Gegenzug profitiert China von erheblich vergünstigtem iranischem Öl, da die Exporte von 818.000 Barrel pro Tag im Jahr 2021 auf voraussichtlich eine Million pro Tag bis 2023 steigen sollen.

Interesse an Stabilität

Während die Spannungen im Nahen Osten zunehmen, unternimmt China strategische diplomatische Schritte, um seine dauerhafte Verbindung zum Iran aufrechtzuerhalten. Als weltweit führender Ölimporteur ist Peking bei der Energieversorgung auf Saudi-Arabien und den Iran angewiesen, was sein Interesse an der Aufrechterhaltung der regionalen Stabilität beflügelt. 

Die Beziehung zwischen Peking und Teheran scheint zwar stabil zu sein, könnte jedoch ihre Grenzen haben. Chinas Haltung inmitten der aktuellen Turbulenzen spiegelt seine übergreifende diplomatische Strategie wider: Schutz seiner strategischen Interessen bei gleichzeitiger Förderung der regionalen Stabilität, da jede Störung dieser Stabilität die Energiesicherheit Chinas direkt gefährden könnte, insofern das Land auf Öl aus dem Nahen Osten angewiesen ist. Sollte es zum Beispiel zu einem direkten Konflikt zwischen dem Iran und Israel kommen, könnte Pekings Ölversorgung aus Teheran gefährdet sein.

Sollte Peking jemals mit einer erheblichen Unterbrechung seiner Ölimporte konfrontiert sein, ist es höchst zweifelhaft, dass das Land passiv bleiben wird. Angesichts der starken Abhängigkeit von iranischem Öl könnten harte Maßnahmen ergriffen werden, bis hin zu militärischen Aktionen.

Dennoch hat China seine wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran und zu anderen Golfstaaten strategisch so gestaltet, dass es sich als regionaler Machtfaktor etablieren und dieses Risiko mindern konnte. Insbesondere die von Peking im Jahr 2023 vermittelte Entspannung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien überraschte Washington und zeigte den wachsenden regionalen Einfluss Pekings. 

Darüber hinaus verstärkte China nach den Angriffen der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 seine Unterstützung für die palästinensische Führung und förderte auch Vereinbarungen mit der Terrorgruppe Hamas. Diese Verhandlungen haben jedoch noch zu keinen konkreten Ergebnissen geführt

Nicht nur ökonomische Herausforderung

Diese chinesische Initiative in dem Konflikt ist zwar ehrgeizig, hat aber die Grenzen ihres Einflusses ebenso deutlich gemacht, wie das Abkommen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran zeigt, das nichts an der grundlegenden Feindschaft der beiden Staaten ändern konnte. Angesichts der eskalierenden Spannungen und des wachsenden Konfliktpotenzials zwischen Israel und dem Iran scheint es ebenso unwahrscheinlich, dass China erheblichen Druck auf den Iran ausüben könnte, um seine Feindseligkeiten gegenüber dem jüdischen Staat zu verringern.

Chinas umfangreiche Investitionen in Israel, insbesondere im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI, Projekt Neue Seidenstraße), verdeutlichen seine expansiven Ambitionen auch dem jüdischen Staat gegenüber. China allein hat mehr BRI-bezogene Projekte in Israel verfolgt als in jedem anderen Land in der Region. Sein Bestreben, israelische Technologieunternehmen zu übernehmen, wie das dreihundert Millionen Dollar schwere Angebot für ColorChip zeigt, wurde durch den Druck der Vereinigten Staaten ausgebremst, der Israel dazu veranlasste, strengere Vorschriften für solche Transaktionen zu erlassen.

Während der Iran sich in einem Umfeld strenger internationaler Sanktionen zurechtfinden muss, vertieft sich seine Abhängigkeit von China als größtem Handelspartner, was auch die politischen Beziehungen stärkt, die aus dem gegenseitigen Misstrauen gegenüber den Vereinigten Staaten entstanden sind.

Um Chinas wachsendem Einfluss wirksam entgegenzuwirken, muss der Westen die multilaterale Zusammenarbeit verbessern, in die Entwicklung der Infrastruktur im gesamten Nahen Osten investieren und tragfähige Alternativen zu chinesischen Initiativen anbieten. Darüber hinaus wird China auch beschuldigt, Waffen an terroristische Gruppen wie die Hamas, die Hisbollah, die Huthi und den Iran zu liefern. Die USA und der Westen müssen also sicherstellen, dass ihre Partner im Nahen Osten die sicherheitspolitischen Auswirkungen dieser Terrorpartnerschaften mit China erkennen.

Jennifer Teale ist Forscherin am israelischen Verteidigungs- und Sicherheitsforum und spezialisiert auf die Sicherheits- und Außenpolitik des Nahen Ostens. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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