Möglicherweise wurde Esmail Ghaani letzte Woche bei einem israelischen Angriff, der Nasrallah-Nachfolger Hashem Safieddine zum Ziel hatte, getötet oder verwundet.
Im Iran werden Fragen zum Verbleib des Kommandeurs der Quds-Brigaden der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC), Esmail Ghaani, immer lauter, der laut New York Times(NYT) in der vergangenen Woche nach Beirut gereist war, um sich mit Vertretern der Hisbollah zu treffen. Zuletzt in der Öffentlichkeit gesehen wurde Ghaani kurz vor seiner Libanonreise bei einem Besuch in den Hisbollah-Büros in Teheran, zwei Tage nachdem der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah bei einem israelischen Angriff in Beirut getötet worden war.
Die Besorgnis des Regimes in Teheran erfolgt zur gleichen Zeit wie Berichten in israelischen und arabischen Medien, wonach Ghaani bei einem israelischen Luftangriff in Beirut verwundet oder sogar getötet worden sein könnte. Sein Vorgänger als Anführer der IRGC-Auslandseinheit, Qassem Soleimani, wurde 2020 bei einem amerikanischen Drohnenangriff im Irak getötet.
Laut drei von der New York Times zitierten iranischen Beamten war der 67-jährige Ghaani in der libanesischen Hauptstadt, um die Hisbollah nach einer Reihe verheerender israelischer Angriffe zu unterstützen, die deren militärische Führung dezimiert und ihre Befehlskette unterbrochen haben.
Ghaani fehlte insbesondere beim Gedenkgottesdienst für Hassan Nasrallah, der am Freitag in Teheran unter der Leitung des Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei abgehalten wurde, der zu diesem Anlass eine seiner seltenen Freitagspredigten hielt. Ein in Beirut stationiertes IRGC-Mitglied sagte der NYT, dass das Schweigen hochrangiger iranischer Funktionäre über Ghaanis Aufenthaltsort »unter den einfachen IRGC-Angehörigen Panik auslöst«.
Tot oder untergetaucht?
Der israelische TV-Sender Channel 12 meldeten am Samstag, dass Ghaani möglicherweise bei einem Luftangriff auf Hashem Safieddine in einem Bunker im Beiruter Stadtteil Dahiyeh am Donnerstagabend getroffen worden war. Drei israelische Beamte bestätigten gegenüber Axios, dass Safieddine das Ziel dieses Angriffs war. Andere Quellen berichteten jedoch den saudischen Nachrichtenagenturen Al-Hadath und Al-Arabiya, dass Ghaani nach den jüngsten Tötungen von iranischen Spitzenpolitikern in »Isolation« gegangen sei. Die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Mehr wiederum behaupteten am Samstag unter Berufung auf Sicherheitsquellen, Ghaani erfreue sich »bester Gesundheit«.
Hashem Safieddine, ein potenzieller Nachfolger von Hassan Nasrallah, ist seit Freitag nicht mehr erreichbar, teilte eine libanesische Sicherheitsquelle am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mit. Die seit Freitag andauernden israelischen Angriffe auf Dahiyeh hätten die Rettungskräfte daran gehindert, den Ort des Angriffs zu erreichen, weswegen Näheres nicht bekannt sei, hieß es. Die Hisbollah selbst hat sich zum Schicksal von Safieddine bislang nicht geäußert.
Die israelischen Streitkräfte teilten ihrerseits am Freitag mit, die auf das Hauptquartier des Hisbollah-Geheimdienstes gerichteten Luftangriffe vom Donnerstagabend noch immer auszuwerten. Channel12 berichtete am Freitag, israelische Sicherheitsbeamte seien zunehmend davon überzeugt, dass Safieddine getötet wurde. Der Cousin mütterlicherseits von Nasrallah ist der Vorsitzende des Exekutivrats der Hisbollah und wird von den Vereinigten Staaten als Specially Designated Global Terrorist geführt.