Mia Schem war selbst Geisel der Hamas. In Cannes war ihr Zeichen der Solidarität mit den noch immer verschleppten Israelis nicht willkommen.
Jewish News Syndicate
Sicherheitskräfte der 78. Filmfestspiele von Cannes beschlagnahmten am Samstag ein gelbes Band, das Mia Schem, eine 22-jährige, israelisch-französische Staatsbürgerin und ehemalige Geisel der Hamas, aus Solidarität mit den noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln bei der Veranstaltung trug.
Laut Schem wurde ihr das Band sofort nach ihrer Ankunft auf dem roten Teppich abgenommen.
»Ich bin gekommen, um den Kampf für die Rückkehr der Geiseln zu unterstützen«, sagte Schem gegenüber dem israelischen Sender Channel 12 News. »Leider haben mir die Festivalorganisatoren am Eingang zum roten Teppich das Band, das ich tragen wollte, weggenommen. Ich habe mich geweigert, nachzugeben. Ich habe mir eine gelbe Geisel-Anstecknadel von einem der Delegationsmitglieder genommen und sie an meinem Kleid befestigt.«
Schem war von der örtlichen jüdischen Gemeinde in die Stadt an der französischen Riviera eingeladen worden, um auf die noch immer festgehaltenen Geiseln aufmerksam zu machen. Am Freitag wurde sie vom Bürgermeister von Nizza empfangen und hielt eine Rede vor dem Stadtrat.
Die Filmfestspiele von Cannes haben sich bislang nicht offiziell zu der Entfernung von Schems Band geäußert.
Wochenlange Geiselhaft
Schem wurde am 7. Oktober 2023 während des Massakers beim Supernova-Musikfestival von Hamas-Terroristen entführt und in den Gazastreifen verschleppt und am 30. November nach 54 Tagen in Gefangenschaft im Rahmen eines Waffenstillstandsabkommens freigelassen, das den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Sicherheitsgefangene vorsah.
Seit ihrer Freilassung hat Schem öffentlich über die Misshandlungen gesprochen, die sie während ihrer Gefangenschaft durch palästinensische Bewohner des Gazastreifens erlitten hatte.
Derzeit werden noch 58 Geiseln im Gazastreifen vermutet, von denen zwanzig als lebend bestätigt sind.
Am Eröffnungstag des Festivals veröffentlichten mehr als 370 Mitglieder der internationalen Filmindustrie einen offenen Brief, in dem sie ihre »kollektive Scham« über die ihrer Meinung nach untätige Haltung der Branche gegenüber der Lage im Gazastreifen zum Ausdruck brachten. Der Brief konzentrierte sich auf die humanitären Folgen des Konflikts, erwähnte jedoch nicht die Geiseln, die noch immer von der Hamas festgehalten werden.
Der Brief verwies zwar auf die »schrecklichen Massaker vom 7. Oktober 2023« und stellte fest, dass seit Ausbruch des Kriegs keine ausländischen Journalisten in die Küstenenklave gelassen worden seien, erwähnte jedoch mit keinem Wort die israelischen Opfer des Hamas-Angriffs.
Der arabisch-israelische Filmemacher Tawfeek Barhom wurde am Samstag in Cannes für »I’m Glad You’re Dead Now« mit der Goldenen Palme für den besten Kurzfilm ausgezeichnet. Der Film ist ein psychologisches Drama über zwei Brüder, die sich mit einem lange verdrängten Trauma auseinandersetzen.
Barhom schrieb das Drehbuch, führte Regie und spielte die Hauptrolle in dem Film, der als palästinensisch-griechisch-französische Koproduktion beschrieben wird. In seiner Dankesrede widmete er den Preis »Palästina und dem Frieden« und fügte hinzu: »Es gibt einen großen Unterschied zwischen Befreiung und Frieden.«
(Der Text ist auf Englisch vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)