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Bricht im Westjordanland ein Bürgerkrieg aus?

Anhänger von Fatah und Autonomiebehörde sowie Hamas und Islamischem Dschihad bekriegen sich im Westjordanland
Anhänger von Fatah und Autonomiebehörde sowie Hamas und Islamischem Dschihad bekriegen sich im Westjordanland (© Imago Images / SOPA Images)

Israelische Sicherheitsbeamte befürchten nach Assads Sturz den Zusammenbruch der Palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland.

Der israelische Verteidigungsapparat beobachtet die Sicherheitslage im Westjordanland mit Sorge und befürchtet einen Dominoeffekt, der nach dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad auch zum Zusammenbruch der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) führen könnte, berichtete das israelische Army Radio am Mittwoch. »Wir beobachten genau und aufmerksam, was passiert. Wir befürchten Unruhen, eine rasche Verschlechterung und einen Ansteckungseffekt, wie wir ihn in Syrien erlebt haben«, sagten ungenannte Sicherheitsquellen dem Radiosender der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF).

Laut den Quellen könnte der Zusammenbruch der Palästinensischen Autonomiebehörde »eine Welle des Terrorismus und einen vollständigen Verlust der Stabilität in der Region« verursachen. Nach dem Sicherheitsapparat sollte man die bewaffneten Zusammenstöße der vergangenen Woche zwischen den PA-Kräften und den vom Iran unterstützten Terrorgruppen in dem auch als Samaria bekannten nördlichen Westjordanland, vor allem in Dschenin, Tulkarem und Nablus, im Auge behalten.

Der Sender berichtete über verstärkte Bemühungen der Islamischen Republik, das Gebiet in Brand zu setzen, und wies darauf hin, dass der Iran ein Auge das Westjordanland geworfen hat, nachdem die IDF-Offensiven seine terroristischen Stellvertreter im Gazastreifen und im Libanon geschwächt hatten.

Währenddessen rief die Hamas in den vergangenen Tagen die Palästinenser dazu auf, auf die Straße zu gehen und gegen das, wie sie es nannte, harte Vorgehen der PA gegen den Terrorismus zu demonstrieren, wobei viele Bewohner von Dschenin dem Protestaufruf folgten, wie der Bericht feststellte. In einer Erklärung verurteilte die Terrorgruppe »die fortgesetzten Aktionen der Sicherheitsdienste der Palästinensischen Autonomiebehörde bei der Verfolgung von Widerstandskämpfern und von der Besatzungsmacht gesuchten Personen sowie die anhaltende Verfolgung dieser Personen in allen Gouvernements des Westjordanlands, insbesondere in Dschenin«.

Die Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde waren am Montag zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt in großer Zahl in das Lager Dschenin, das eine Hochburg des vom Iran unterstützten Terrorismus ist, eingedrungen, nachdem bewaffnete Kämpfer der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) einen Lkw der PA-Sicherheitsdienste entführt und ihre Flaggen auf dem Fahrzeug gehisst hatten.

Sicherheitsbeamte der Palästinensischen Autonomiebehörde beriefen am Sonntagabend eine Sitzung in ihrem Hauptquartier in der Provinz Dschenin ein, um die Spannungen mit lokalen Terroristen zu entschärfen, wie Anwar Rajab, ein Sprecher der PA-Sicherheitskräfte gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP mitteilte.

Anti-PA-Demonstrationen

Berichten zufolge haben die Streitkräfte der PA in Dschenin diese Woche mindestens einen Palästinenser getötet. Während eines anschließenden Trauerzugs waren Rufe von Hamas- bzw. PIJ-Anhängern und -Kämpfern zu hören: »Das Regime muss fallen. [PA-Präsident Mahmud] Abbas und sein Gefolge müssen fallen. Das Volk will das Regime beenden.« Auch Lobgesänge auf das iranische Regime wurden angestimmt.

Ebenfalls letzten Dienstag berichteten arabische Medien, dass Terroristen des Islamischen Dschihads aus Tulkarem in West-Samaria auf das Hauptquartier der Polizei der Palästinensischen Autonomiebehörde in der Stadt geschossen und dabei zwei Beamte leicht verletzt hätten.

Iranische Destabilisierungsversuche

Die israelischen Sicherheitskräfte vereitelten kürzlich einen Versuch des Korps der Islamischen Revolutionsgarde des Irans, leistungsstarke Waffen an Terrorzellen in Dschenin zu schmuggeln, teilten die IDF am 27. November mit. Unter den beschlagnahmten Waffen befanden sich große Standard-Claymore-Minen einschließlich Zünder und drahtloser Aktivierungssysteme sowie improvisierte Claymore-Minen, Handfeuerwaffen, RPG-18- und RPG-22-Raketen, drei 107-mm-Raketen und 60-mm-Mörsergranaten, Hunter-Scharfschützengewehre, RPG-7-Raketenwerfer, M16-Gewehre, ein M4-Gewehr sowie Munition.

In der Erklärung wurde darauf hingewiesen, dass israelische Sicherheitskräfte in den letzten Monaten »Versuche iranischer Streitkräfte identifiziert haben, den Schmuggel moderner Waffen nach Israel, die für das Gebiet von Judäa und Samaria bestimmt sind, wieder aufzunehmen. Dies ist Teil einer anhaltenden iranischen Kampagne zur Destabilisierung der Sicherheit in der Region, indem Terrorzellen in Judäa und Samaria bewaffnet werden, um Angriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen durchzuführen.«

Im Juni teilten Sicherheitsbeamte der Palästinensischen Autonomiebehörde dem öffentlich-rechtlichen israelischen Sender Kan News mit, dass von Iran unterstützte Terrorgruppen möglicherweise innerhalb eines Jahres vom nördlichen Westjordanland aus fortschrittliche Raketen auf Zentralisrael abfeuern könnten.

Die Islamische Republik stachelt weiterhin den Terrorismus in dieser Gegend an, indem sie das Gebiet mit Waffen überschwemmt, berichtete die New York Times im April unter Berufung auf amerikanische, israelische und iranische Beamte. Die Mehrheit der in das Gebiet geschmuggelten Waffen sind Kleinwaffen und Sturmgewehre, so Analysten. Amerikanische und israelische Beamte sagten jedoch, dass die Islamische Republik zusehends auch sogenannte fortschrittliche Waffen einschleust, darunter Panzerabwehrraketen und Panzerfäuste.

In heurigen ersten Halbjahr wurden im Westjordanland nach Angaben von Hatzalah Judea und Samaria (Retter ohne Grenzen) durchschnittlich mehr als fünfhundert palästinensische Terroranschläge pro Monat verübt. In diesem Zeitraum verzeichneten Ersthelfer 3.272 Terrorakte, darunter 1.868 Fälle von Steinwürfen, 456 Angriffe mit Molotow-Cocktails, 299 Sprengstoff- und 109 Schusswaffenangriffe. Laut Angaben der Rettungsgruppe ermordeten Terroristen zwischen Januar und Juli im Westjordanland vierzehn und verwundeten mehr als 155 Menschen.

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