Der Angriff auf die US-Botschaft war nicht das Werk von „Demonstranten“, sondern von schiitischen Milizen. Unsere Medien sollten das auch klar so benennen.
Andreas Benl
Wer sich die Jahresrückblicke deutscher Medien für 2019 ansieht, wird kaum Verweise auf die Proteste gegen die Herrscher im Irak und Iran seit Herbst des Jahres finden, dafür laufen am letzten Tag des Jahres die Drähte mit Irakmeldungen heiß. In die US-Botschaft in Bagdad sind Dutzende von Personen eingedrungen. Um ‚Demonstranten‘ im gebräuchlichen Wortsinn handelt es sich bei diesen Leuten offensichtlich nicht, auch wenn sie durch die Bank so tituliert werden.
Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Uniformen der vom iranischen Regime gesteuerten Milizen auszuziehen, um vermeintlich zivilen Protest zur Schau zu stellen und posieren stattdessen offen für ihr Idol, den iranischen Revolutionsgardenchef Soleimani.
Anlass des Überfalls sind Militärschläge der USA gegen die irakische Miliz Kataib Hisbollah, die zahlreiche Raketenangriffe gegen US-Einrichtungen verübt hat, bei denen kürzlich ein Amerikaner getötet wurde.
Journalisten und Aktivisten haben auf den organisiert-terroristischen Charakter der ‚Proteste‘ hingewiesen und die internationale Presse aufgefordert, sachgemäß zu berichten. Nicht zuletzt, weil die Titulierung derjenigen, die im Auftrag Teherans in den letzten Monaten hunderte irakische Demonstranten ermordeten als ‚Protestierende‘ der Saga dieser Milizen in die Hände spielt. Sie bezeichnen die Demonstranten gegen die irakische Regierung und den Einfluss Irans als amerikanische Agenten.
Für die Aktivisten im Irak sind diese von Khamenei und Soleimani befehligten Milizionäre, die in deutschen Medien fälschlicherweise als ‘Demonstranten’ bezeichnet werden, lebensgefährlich.
Das sollte bedenken, wer hierzulande derartige Überschriften und Pressemeldungen verbreitet.
Der Beitrag ist unter dem Titel „Protest vs. ‚Protest‘ im Irak“ zuerst auf dem Jungle Blog erschienen.