„Bei Terrorverfahren gegen Islamisten vom Balkan zeigt sich, dass viele der Angeklagten in Deutschland, Österreich und Italien indoktriniert wurden bzw. enge Beziehungen zu dortigen radikalisierten Gruppen unterhielten. (…) Viele der wegen Terrorismus oder Teilnahme an ausländischen Konflikten Angeklagten in gegenwärtig stattfindenden Prozessen in den Balkanländern, die von BIRN beobachtet werden, wurden durch Gruppen und Einzelpersonen in Deutschland, Österreich und Italien finanziert bzw. durch dortige Fundamentalisten beeinflusst. Die meisten Bosniaken, die in Bosnien, Serbien und Österreich als Islamisten vor Gericht stehen, unterhielten Beziehungen zu Diaspora-Gruppen in Österreich.
Manche Experten meinen, dass dies neben der geographischen Nähe Österreichs vor allem daran liegt, dass Österreich fundamentalistischen Organisationen erheblichen Spielraum lässt. ‚Dank der religiösen Aufgeschlossenheit der österreichischen Gesellschaft und des hohen Bevölkerungsanteils, der vom Balkan stammt, ist es radikalislamischen Predigern leicht gefallen, dort Organisationen aufzubauen. Das gilt auch für einige der berüchtigtsten islamistischen Prediger’, so Professor Jasmin Ahic vom Institut für Sicherheitsstudien in Sarajewo BIRN gegenüber. (…) Bosnische Sicherheitsdienste glauben, dass in Österreich ansässige Islamisten zudem hinter Vijesti Ummeta [Gemeinschaftsnachrichten] stecken, einer Webseite, die die Propaganda des Islamischen Staats unter Bosniaken verbreitet. Bei laufenden Terrorprozessen in Serbien zeigte sich ebenfalls, das viele Anführer der Jugendorganisationen, die junge Menschen aus der überwiegend von Bosniaken bewohnten Stadt Novi Pazar rekrutierten, entweder finanzielle oder spirituelle Beziehungen zu Österreich unterhielten, und dass ihre Räumlichkeiten von islamistischen Predigern aus Wien besucht wurden.“ (Elameri Skrgic Mikulic / Fatjona Mejdini / Maria Cheresheva / Maja Zivanovic / Labinot Leposhtica: „Balkan Terror Trials Reveal Links to Western Europe“)