„Da Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) nicht nur die diplomatischen, sondern auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu Katar abgebrochen haben, dürfte es diesmal für den Golfstaat ungleich schwerer sein, sich der Forderung, seine umstrittene Politik zu ändern, zu widersetzen. Es steht wesentlich mehr auf dem Spiel als 2014, als Saudi-Arabien, die UAE und Bahrain ihre Botschafter für zehn Monate aus Doha abzogen, ohne Katar dadurch zu einer Veränderung seiner Politik veranlassen zu können. Indem sie nun auch die Wirtschaftsverbindungen gekappt haben, versuchen Saudi-Arabien und die UAE die Luft-, See-, und Landverbindungen nach Katar zu blockieren und dadurch seine Export- und Importwirtschaft – und insbesondere seine Nahrungsmittelzufuhr – zu behindern. Es steht auch insofern mehr auf dem Spiel, als ein Nachgeben der Kataris gegenüber den Forderungen der Saudis und den UAE den Golfstaat in einem Maße demütigen würde, dass es zum Vasallen der größeren Golfstaaten würde. (…)
Inwieweit Katar imstande sein wird, dem Druck Saudi-Arabiens und der UAE zu widerstehen wird wahrscheinlich davon abhängen, wie die Vereinigten Staaten auf die Krise im Golf reagieren, ob Saudi-Arabien und die UAE versuchen, dritte Parteien zur Einhaltung ihres Boykotts zu zwingen, und ob Katar die Lebensmittelzufuhr gewährleisten kann, ohne dass die Preise unkontrolliert steigen. (…) 2015 importierte Katar Nahrungsmittel im Gesamtwert von 1.05 Milliarden Dollar. Davon stammte etwa ein Drittel aus Saudi-Arabien und den UAE. Ein Großteil davon, darunter insbesondere Milchprodukte, kam über die Landgrenze mit Saudi-Arabien. (…) Der Bruch in den diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen erfolgte vor dem Hintergrund von Diskussionen in Washington über die angebliche Unterstützung militanter Gruppen durch Katar und sein mangelndes Vorgehen gegen Extremisten, die vom US-amerikanischen Finanzministerium als Terroristen eingestuft werden. (…) Kurz gesagt wird Katar sich wohl auf einen längeren Kampf einstellen müssen, will Sheikh Tamim den Forderungen nicht einfach nachgeben. Infolge des Verhaltens des US-Präsidenten Barak Obama, das als Rückzug aus dem Nahen Osten und Ausdruck mangelnder Anteilnahme an ihren Problemen bewertet wurde, sind Saudi-Arabien und die UAE viel selbstbewusster geworden. Der Aufstieg von Donald Trump hat ihnen einigermaßen den Rücken gestärkt und sie haben nun im Weißen Haus einen Verbündeten, der ihre instinktive Opposition gegen den Iran und den politischen Islam teilt.“ (James M. Dorsey: „Gulf crisis: Surrender or dig in for the long haul“)