Während die Angriffe auf mit dem Iran in Verbindung stehende Ziele auf syrischem Gebiet zunehmen, fanden binnen 48 Stunden zwei Besuche iranischer Funktionäre in Damaskus statt.
Nur zwei Tage nach dem Syrien- und Libanonbesuch von Ali Laridschani, dem leitenden Berater des iranischen Revolutionsführers Ali Khamenei, stattete auch der iranische Verteidigungsminister Aziz Nasirzadeh Damaskus einen offiziellen Besuch ab. Bevor er wie zuvor Laridschani mit dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und hochrangigen Militär- und Sicherheitsführern zusammentraf, sagte der iranische Verteidigungsminister bei seiner Ankunft in Damaskus: »Auf der Grundlage der Empfehlungen des Führers der Islamischen Revolution sind wir bereit, dem befreundeten Syrien jede erdenkliche Unterstützung zukommen zu lassen.«
Nasirzadeh, der Damaskus zum ersten Mal seit der Bildung der iranischen Regierung im vergangenen August besuchte, wies darauf hin, dass Syrien für die Außenpolitik seines Landes von strategischer Bedeutung sei. Zum Abschluss seiner Reise fügte der Gast aus Teheran hinzu, er und die ihn begleitende Delegation hätten mehrere Themen erörtert, darunter den Ausbau und die Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Nach den beiden iranischen Besuchen reiste der syrische Außenminister Bassam Sabbagh am vergangenen Dienstag zu einer Gegenvisite in den Iran, wo er sich mit mehreren Funktionären traf. Obwohl wechselseitige Besuche zwischen den beiden Staaten keine Besonderheit darstellen, fanden sie doch noch nie in einer solchen Frequenz statt wie in der vergangenen Woche.
Quellen zufolge dienten die beiden Besuche der Iraner in Damaskus und die Visite des syrischen Außenministers in Teheran dazu, Botschaften zu überbringen und zwei Ziele zu erreichen. So bezeichnete der ehemalige iranische Botschafter in Norwegen, Sri Lanka und Ungarn, Abdolreza Farji Rad, die Intensivierung der Besuche von Regimefunktionären in Syrien und im Libanon als »eine Botschaft der Unterstützung für Teherans Freunde und eine Herausforderung für Israels Drohungen«.
Farji Rad erklärte, »das Beharren iranischer Funktionäre darauf, unter Beschuss stehende Freunde zu besuchen«, sei »im Kontext der politischen Koordinierung zu sehen« und signalisiere »Teherans fortgesetzte Bereitstellung verschiedener Arten von Unterstützung für seine Verbündeten in Syrien und im Libanon inmitten des andauernden Kriegs«. Die Pendeldiplomatie, so der Regimevertreter, stehe also im Zusammenhang der »Einschätzungen der israelischen Bedrohung« durch seine Herren in Teheran.
Der Ex-Botschafter war der Ansicht, dass »die Entscheidung von Laridschani und Nasirzadeh, sich zum jetzigen Zeitpunkt mit syrischen Beamten zu treffen, auf die Wichtigkeit der Botschaften zurückzuführen ist, die Teheran an Damaskus sendet«. Der Iran setze seine engen Konsultationen mit der syrischen Seite fort, »um einerseits die israelische Bedrohung zu diskutieren und sich andererseits mit seinen Verbündeten abzustimmen«.
Geopolitische Dimension
Der auf iranische Angelegenheiten spezialisierte Forscher am Kairoer Arab Center for Iranian Policy Analysis Mustafa Al-Naimi geht davon aus, dass die militärischen Besuche des Irans in Damaskus in der kommenden Zeit zunehmen werden, da Teheran seine Präsenz in Syrien als eines der wichtigsten strategischen Ziele betrachte. In dieselbe Richtung deutend, sagte der syrische Forscher und Kommentator des amerikanischen Kanals Al-Hurra, Khaled Khalil, dass die Besuche »im Rahmen des Versuchs des Irans stattfanden, Bashar al-Assad auf der ›Achse des Widerstands‹ zu halten, die sein Regime seit 2011 schützt«.
Khalil ist der Ansicht, dass der Iran nun an den Preis für die Dienste erinnern möchte, die er dem syrischen Regime geleistet hat, nachdem sich Assad wieder der arabischen Achse unter der Führung von Saudi-Arabien angenähert hat und angesichts der amerikanischen Versuche, eine neue Machtverteilung in der Region zu schaffen. Der syrische Autor meinte jedoch, dass der Fokus auf Bashar al-Assad in der Region nicht mit den militärischen Fähigkeiten Syriens zusammenhängt, da das Land machtlos ist, sondern mit einer »geopolitischen Dimension«.
Syriens geopolitische Lage mache das Land »zu einem gewinnbringenden Spielball für zwei miteinander konkurrierende Achsen«. Eine davon sei die vom Iran angeführte »Achse des Widerstands«, während die zweite, die arabische, erst kürzlich gebildet wurde, um den iranischen Einfluss in der Region zu schwächen und zurückzudrängen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass iranische Funktionäre ihre Besuche in Syrien intensiviert haben, um zwei Ziele zu erreichen: Erstens die Koordinierung mit Damaskus angesichts des Kriegs im Gazastreifen und im Libanon und der Angriffe, denen iranische Stellvertreter in der gesamten Region ausgesetzt sind. Der zweite Grund ist die Sicherstellung der Loyalität Syriens gegenüber Teheran, während eine neue Sicherheitsgleichung in der Region entsteht.